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Wieder Bahnstreik

Ein großes Bündnis bringt die Bahnen in Karlsruhe erneut zum Stehen

Vor der dritten Verhandlungsrunde will die Gewerkschaft Verdi den Druck noch einmal erhöhen. Das Bündnis „Wir fahren zusammen“ geht dafür in Karlsruhe auf die Straße.

Trams und Busse fahren nicht. Der ÖPNV steht still, wie kommen die Karlsruher damit zurecht? Beobachtungen aus West, Mitte und Ost.
Auch am Freitag legten Angestellte der Verkehrsbetriebe Karlsruhe die Arbeit nieder. Unterstützung erfuhren sie von ihren Kollegen der Stadtwerke Baden-Baden und dem Karlsruher Klimabündnis. Foto: Rake Hora

Der Schulterschluss ist bemerkenswert: Gewerkschaft auf der einen Seite, ein gesellschaftliches Bündnis vieler Gruppen und Klimaschützer auf der anderen. Immerhin gut 1.000 Menschen kommen so laut Veranstalter am Ende der Arbeitswoche auf die Karlsruher Straßen. Unter dem bundesweiten Motto „Wir fahren zusammen“ wird gestreikt und demonstriert – ein Großteil der Bahnen steht dabei bis Samstag am frühen Morgen still.

Die Mischung an Menschen auf dem Betriebshof Ost der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) ist bunt. Da sind Gewerkschafter, Straßenbahner und Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst auf der einen Seite, sowie Umweltschützer, das Karlsruher Klimabündnis, Aktivisten, Parents For Future und Fridays For Future auf der anderen. Auch die Seniorinnen von Omas for Future sind dem Aufruf gefolgt.

Die Streikenden in Karlsruhe gehen für bessere Bedingungen auf die Straße

„Wir wollen mit dieser Mischung zeigen, dass wir die Gesellschaft repräsentieren. Wir zeigen damit, dass der Protest aus der Mitte der Bevölkerung kommt“, erklärt Thorsten Dossow, Geschäftsführer im Verdi-Bezirk Nordbaden im Gespräch mit der Redaktion.

Demonstrationszug des Bündnisses „Wir fahren zusammen“ zieht über die Durlacher Allee in Richtung Westen.
Zwei Tage lang sind Angestellte der Verkehrsbetriebe Karlsruhe und der Albtalverkehrsgesellschaft im Arbeitskampf. Sie fordern bessere Bedingungen am Arbeitsplatz. Foto: Holger Keller

Victoria Schmidt vom Bündnis „Wir fahren zusammen“ ergänzt die Ausführungen ihres neuen Koalitionspartners: „Die Mobilitätswende funktioniert nur mit dem ÖPNV.“ Und damit dieser funktioniert, so Schmidt, brauche es bessere Bedingungen für die Angestellten der Verkehrsverbünde.

Eine der Parolen, die von den Menschen während der Demonstration gerufen worden ist, heißt in der Logik dann auch: „Klima schützen heißt Streik unterstützen.“ Julia Schmid, Sprecherin der Klimaaktivisten, unterstreicht den Standpunkt der vornehmlich jugendlichen Mitglieder aus der Umweltbewegung: „Wir alle kämpfen für eine Zukunft des Nahverkehrs. Es braucht Druck auf die Politik. Geschenkt bekommen wir das nicht.“

Man muss sich heute einfach Gehör verschaffen, sonst geht es unter.
Angelina Baier
VBK-Kundin

Dabei ist die Stimmung unter den Fahrgästen, die direkt vom Streik betroffen sind, durchaus ambivalent. Es ist auch eine Frage, welche Bahnen fahren und welche nicht. Am Freitag sind noch Bahnen der Albtalverkehrsgesellschaft unterwegs.

Die Fronten zwischen den Verhandlungsparteien sind verhärtet

VBK-Kundin Angelina Baier steht an der Haltestelle Gottesauer Schloss. Sie findet es ok, hat Verständnis für die Maßnahmen. „Man muss sich heute einfach Gehör verschaffen, sonst geht es unter“, betont sie im Gespräch. Ein ebenfalls wartender Fahrgast neben ihr sieht das anders: Er habe, so sein Statement, die Geduld mit den Streikenden verloren. Der Ärger über die Maßnahmen im Arbeitskampf spiegelt sich in den Kommentarspalten der sozialen Medien und auch in den Zuschriften an die Redaktion.

Demonstration von Verdi und einem breiten Bündnis gesellschaftlicher Gruppierungen.
Vom Betriebshof in der Karlsruher Oststadt zog die Demonstration über die Durlacher Allee, Kaiserstraße, Kronenplatz über die Zähringerstraße bis zum Marktplatz in der Innenstadt. Foto: Rake Hora

Aktuell sind die Fronten verhärtet, die Kluft zwischen Forderungen und Zugeständnissen ist groß. Erst jüngst erklärte die Hauptgeschäftsführerin des Kommunalen Arbeitgeberverbands (KAV), Sylvana Donath, der finanzielle Spielraum sei mit bisherigen Lohnsteigerungen auf ein durchschnittliches Bruttogehalt von 4.000 Euro ausgeschöpft.

Bei weiteren Forderungen, wie beispielsweise eine Reduktion der wöchentlichen Arbeitszeit, habe der KAV konkrete Entlastungen in Aussicht gestellt. Die volle Anrechnung der Arbeitszeiten bei Verspätungen, ebenso die Anrechnung von Wegezeiten zwischen unterschiedlichen Haltepunkten, sind weitere Knackpunkte in den Verhandlungen. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 5. und 6. März statt.

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