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Hyrox-Europameisterschaft

Erfolgreiches Damen-Duo: Karlsruhe hat zwei neue Europameisterinnen

Karlsruhe hat zwei neue Europameisterinnen. Kiki Schweizer und Kerstin Hartmann vom SSC siegten am vergangenen Wochenende bei der Hyrox-EM in Maastricht.

Zwei frauen in gelben Trianings-Shirts
Kennen sich seit 30 Jahren: Kerstin Hartmann (rechts) und Kiki Schweizer kommen beide aus dem Leistungssport. Gemeinsam betreiben sie die Trendsportart Hyrox. Foto: Sportograf

Die beiden Frauen sind dabei Kilometer um Kilometer gerannt, haben dazwischen Kugelgewichte geschleppt, Schlitten erst geschoben, dann wieder zurückgezogen und Gewichtsbälle hunderte Male eine Wand hochgeworfen. Und bei allem nicht die gute Laune verloren.

Das Duo kennt sich seit 30 Jahren. Beide kommen vom Leistungssport, Schweizer (Jahrgang 1966) vor allem vom Triathlon, Hartmann (Jahrgang 1971) vom Schwimmen.

Im Team seien sie gleichberechtigt und gleich gefordert; die mutigere der beiden sei allerdings Hartmann – Schweizer sagt mit einem Lachen von sich: „Ich habe Schiss vor allem.“ Das Schönste sei der gemeinsame Zieleinlauf und der Blick auf die Uhr gewesen.

Beide waren vor dem Wettkampf noch krank gewesen, mit ihrer Siegerzeit hätten sie nicht gerechnet. „Das war eine krasse Erleichterung, aber auch eine Bestätigung: Auch im Alter geht noch was“, sagt Schweizer.

Ich bin immer motiviert, schlechte Tage sind die, an denen ich nicht trainieren kann.
Kiki Schweizer, Hyrox-Sportlerin

Doch was ist eigentlich Hyrox? Diese Event-Sportart, die CrossFit ähnelt, entstand 2017 in Hamburg. Hyrox findet in der Halle statt, es geht dabei darum, einen Parcours aus Kraft- und Ausdauereinheiten möglichst schnell hinter sich zu bringen. Zirkeltraining extrem, sozusagen. Acht Läufe von einem Kilometer wechseln sich mit acht verschiedenen Kraftausdauerübungen ab.

Zu diesen Übungen gehören insbesondere der „Sled Pull“ (einen trägen Schlitten ziehen) und der „Farmer’s Carry“ (Kugelgewichte von bis zu 32 Kilogramm tragen). Das brennt und sorgt für viel Milchsäure in den Muskeln. Besonders am Ende bei den „Wall Balls“ – da muss ein Gewichtsball 100-mal über eine bestimmte Höhe an die Wand geworfen werden. „Das ist grausam“, sagt Schweizer.

Schweizer entdeckte Hyrox durch einen Patienten ihres Mannes, 2019 nahm sie an ihrem ersten Wettkampf teil. „Da habe ich zur Vorbereitung das Auto durch die Gegend geschoben, und mein Mann drückte auf die Bremse.“

Für Weltmeisterschaft qualifiziert

Schweizer holte dann Hartmann dazu und so begann die Erfolgsgeschichte mit vorläufigem Höhepunkt in Maastricht. Die Geschichte könnte im Land der unbegrenzten Möglichkeiten weitergehen: Mit dem Titel in Maastricht haben sind die beiden Frauen für die Hyrox-WM am 15. Mai in Las Vegas qualifiziert.

Kerstin Hartmann und Kiki Schweizer
Kennen sich seit 30 Jahren: Kerstin Hartmann (links) und Kiki Schweizer kommen beide aus dem Leistungssport. Gemeinsam betreiben sie die Trendsportart Hyrox. Foto: Kiki Schweizer

Beim Hyrox kann man allein, im Duo oder in der Staffel antreten, die als auch „mixed“ möglich ist. Schweizer, die schon an Ironman-Wettkämpfen teilgenommen hat, trainiert täglich. Das Krafttraining gewinnt für sie an Bedeutung, insbesondere hinsichtlich sonst weniger beanspruchter Muskeln. Fragt man, wie sie sich an schlechten Tagen motiviert, antwortet sie: „Ich bin immer motiviert, schlechte Tage sind die, an denen ich nicht trainieren kann. Die Bewegung, sich lebendig fühlen, das ist meine Motivation.“

Da Hyrox weniger Kraft und mehr Ausdauer verlangt, ist es zugänglicher als CrossFit, das Können im Turnen und Gewichtheben erfordert. Für Schweizer ist Hyrox ein durchdachtes Ganzkörpertraining und Jedermann-Event; sie kenne 70-Jährige, die noch zur Hyrox-Gemeinschaft gehörten. Die Kombination aus Ausdauer und Kraftausdauer liegt ihr. Bei den Wettkämpfen genießt sie besonders die Stimmung in der Halle, die Atmosphäre sei dort dicht und intensiv. „Tolle Leute, viel Schweiß und laute Musik“ – das treibe sie an.

Nach dem Wettkampf gibt’s Süßigkeiten

Rituale vor dem Wettkampf hat Schweizer nicht. „Ich bin kein Nadal“, sagt sie. Auch ein Mantra hat sie nicht. Nur die Frage nach dem „Warum“, wenn es im Wettkampf schmerzhaft wird, die streicht sie. Einfach durchhalten – das habe sie der Sport gelehrt. „Der Schmerz ist nicht schön, aber er hört wieder auf. Und während er da ist, schult er meinen Willen und hilft mir, meinen Körper kennenzulernen.“

Nach dem Wettkampf gönnt sich Schweizer gern einmal ein bisschen Alkohol und „noch mehr Süßigkeiten“, von denen sie auch sonst nicht lasse. „Ich bin da nicht so streng.“ Wettkämpfe und Siege sind für Schweizer nicht das Wesentliche. Sport ist für sie Selbstzweck und zudem, gerade in aktuellen Zeiten, nicht alles. Sportliche Vorbilder hat Schweizer keine. Für sie könne eine krebskranke Nachbarin oder eine Pflegekraft Vorbild sein.

Erleben kann man das Erfolgsduo Schweizer und Hartmann an diesem Samstag (2. April) in der Messe Karlsruhe beim offiziellen Hyrox in Karlsruhe, zu dem eine vierstellige Teilnehmerzahl erwartet wird. Ihr Ziel: maximal viel Freude mit ihrem Hyrox-Team vom SSC haben – während des Wettkampfs und danach bei der After-Party. Und vielleicht nebenbei eine Spitzenplatzierung.

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