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Nacht der Wohnungsnot

Es fehlen 300 Wohnungen: Warum Mitarbeiter eines Karlsruher Vereins auf der Straße übernachten

Das Wetter in Karlsruhe wird schlechter, der Herbst kommt. Für Wohnungslose beginnen harte Zeiten. Der Verein Sozialpädagogische Alternative will auf ihre Schicksale aufmerksam machen.

Ein Wohnungsloser sitzt an einer Hauswand in der Durlacher Fußgängerzone.
Wohnungslos: Nicht alle Menschen können es sich bei schlechtem Wetter zu Hause gemütlich machen. Foto: Ekart Kinkel

Regen, Wind, sinkende Temperaturen. Nach einem heißen Sommer beginnt in Karlsruhe in diesen Tagen gewissermaßen der Herbst. Es ist die Zeit, in der es sich die Menschen zu Hause gemütlich machen.

Doch diese Möglichkeit hat nicht jeder. Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2030 die Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit in Deutschland zu beenden.

Mit der „Nacht der Wohnungsnot“ auf dem Friedrichsplatz schließt sich der Verein Sozialpädagogische Alternative (Sozpädal) am Donnerstag dem bundesweiten Aktionstag der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe an.

Karlsruher Stadt verteidigt eigene Wohnungspolitik

Von den Vertretern der Stadt hört man in Sachen Wohnungspolitik viel Eigenlob. In Karlsruhe wird schon viel gemacht, lautet der Konsens der im Rahmen der Aktion stattfindenden Podiumsdiskussion.

Auch beim Bund ist das Karlsruher Konzept Wohnraumakquise durch Kooperation von Sozialbürgermeister Martin Lenz (SPD) gefragt. „Ein Schwerpunkt wird sein, die Qualität der einzelnen Angebote zu sichern“, meint Sonja Rexhäuser.

Die Leiterin der städtischen Fachstelle Wohnungssicherung sieht eine Herausforderung in der „menschenwürdigen“ Unterbringung – auch von pflegebedürftigen Menschen.

Ebenso erwartet Rexhäuser vermehrt Anträge aufgrund steigender Nebenkostenabrechnungen. Wolfgang Opferkuch, Geschäftsführer der Linken-Fraktion, sieht hier auch die Stadtwerke in der sozialen Verantwortung.

Karlsruher Verein fordert mehr kommunale Kontrolle

Lissi Hohnerlein von Sozpädal hält das Ziel des nationalen Aktionsplans für „sportlich“. Die Sozialarbeiterin erkennt auch einiger ihrer Klienten und Klientinnen unter den Anwesenden.

Den größeren Teil machen jedoch Sozpädal-Mitglieder, erkennbar an ihren Ansteckern auf der Brust, und Sympathisanten des Vereins aus. Hohnerlein rechnet mit mehr betroffenen Personen bei den an die Podiumsdiskussion anschließenden Filmvorführungen.

Wohnen sollte kein Feld für Profite sein.
Lisa Disse, Sozialarbeiterin

Mehr kommunale Kontrolle in Sachen Bauen und Wohnen fordert Lisa Disse von Sozpädal. „Wohnen sollte kein Feld für Profite sein“, erklärt die Sozialarbeiterin und erhält dafür Zustimmung ihrer Zuhörerschaft.

Die Stadt hebe sich im bundesweiten Vergleich zwar ab, trotz des Engagements bestehe in Karlsruhe jedoch ein Fehlbedarf von mindestens 300 Wohnungen. Damit seien circa 500 Menschen obdachlos, welche rechtlich untergebracht werden müssten.

Vereinsmitarbeiter übernachten auf der Straße

Dabei müsse von einer ebenso hohen Dunkelziffer ausgegangen werden, ergänzt Hohnlerlein. Auch sie bestätigt das Engagement des Gemeinderates. Allerdings bestehe immer die Sorge, von Sparplänen betroffen zu sein.

Um der Aktion noch mehr Ausdruck zu verleihen, und um auf die Situation wohnungsloser Menschen hinzuweisen, übernachten einige Sozoädal-Mitarbeitende unter einem provisorisch errichteten Dach.

„Ein Dach allein ist noch keine Wohnung“, ist auf einem daran angebrachten Schild zu lesen und während der Redebeiträge immer wieder zu hören. „Die Begleitung durch Sozialarbeit ist extrem wichtig, damit eine Wohnung auch gehalten werden kann“, weiß Hohnerlein.

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