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Filialschließungen geplant

„Eine Katastrophe“: Galeria-Konzern erzürnt Beschäftigte in Karlsruhe, Pforzheim und Offenburg

Der angeschlagene Galeria-Konzern hat seinen Zeitplan für die Verkündung von Filialschließungen abermals verschoben. Auch in Karlsruhe, Pforzheim und Offenburg geht das Bangen weiter. Einem Arbeitnehmervertreter platzt jetzt der Kragen.

05.11.2022 Das Karlsruher Karstadt Geschäftshaus in der Kaiserstrasse
Angst um Anziehungspunkte: Der Karlsruher Karstadt gilt als ein Flaggschiff des ins Schlingern geratenen Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof. Foto: Rake Hora /BNN

Einst waren sie verheißungsvolle Konsumtempel, heute gelten die Filialen der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH als Problemfälle. Der Warenhauskonzern trat im vergangenen Herbst zum zweiten Mal innerhalb von rund zwei Jahren den Gang zum Insolvenzrichter an.

Beim ersten Mal hatten ein Schutzschirmverfahren und 680 Millionen Euro Finanzhilfen des Bundes keinen nachhaltigen Erfolg gebracht. Ob der Kaufhauskonzern im zweiten Anlauf gerettet werden kann – und zu welchem Preis – das ist völlig offen.

Eigentlich wollte das Unternehmen, das seit rund zehn Jahren dem österreichischen Milliardär René Benko gehört, spätestens bis Ende Januar Klarheit schaffen und einen Sanierungsplan vorlegen. Von den noch 131 Filialen sollten bis zu 90 geschlossen werden, hieß es zunächst. Diese Woche gibt es wieder andere, teils widersprüchliche Signale.

Galeria Karstadt Kaufhof begründet Verzögerung mit laufenden Gesprächen

„Aufgrund der laufenden Gespräche mit Vermietern und möglichen Erwerbern steht zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest, welche Filialen weiterbetrieben oder geschlossen werden“, teilte das Unternehmen am Dienstag mit und bahnte damit die Verlängerung der Ungewissheit an.

Dieses Hin und Her, diese ständige Ungewissheit ist für die Beschäftigten eine Katastrophe.
Thomas Schark, Gewerkschaftssekretär

Hoffnung wurde dabei auch verbreitet. „Die Zahl der Filialen, die im Fokus der Prüfung einer Schließung standen, konnte deutlich reduziert werden“, teilte Arbeitsdirektor Guido Mager mit. Mit dieser Einigung habe man gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat eine wesentliche Weichenstellung für das Fortbestehen erreichen können.

Was das konkret zu bedeuten hat, fragen sich die knapp 500 Beschäftigten der regionalen Häuser in Karlsruhe, Pforzheim und Offenburg bislang vergeblich. Das Galeria-Management teilt mit, man habe sich mit dem Gesamtbetriebsrat darauf geeinigt, „einzelne Standorte nicht zu kommentieren“.

Derweil will die Süddeutsche Zeitung erfahren haben, dass dem zuständigen Amtsgericht Essen zwar Ende Januar ein Insolvenzplan vorgelegt werde. Wie viele und welche der verbliebenen 131 Filialen schließen, werde demnach aber erst im März bekannt gegeben.

„Wir werden uns von Häusern trennen, die dauerhaft Verluste schreiben. Wie viele das sein werden, steht noch nicht fest“, erklärte der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz am Donnerstag. Man wolle in drei bis vier Jahren wieder schwarze Zahlen schreiben. Voraussetzung dafür seien aber harte Einschnitte im Filialnetz, sagte Geiwitz der Wirtschaftswoche.

Miete ist für Bestand offenbar ein entscheidender Punkt

Für Thomas Schark ist das viel zu unkonkret. Dem „Verdi“-Gewerkschaftssekretär im Bezirk Mittelbaden-Nordschwarzwald platzt der Kragen: „Dieses Hin und Her, diese ständige Ungewissheit ist für die Beschäftigten eine Katastrophe.“ Die Stimmung in den von ihm betreuten Warenhäusern sei entsprechend „am Boden“. Denn so lange keine Klarheit herrsche, könne man sich letztlich bei keiner Filiale mehr sicher sein.

Beispiel Pforzheim: Das frühere Horten-Kaufhaus mit 13.000 Quadratmetern gehörte lange zu den ungefährdeten Filialen. Schließlich erfüllt es gleich zwei Kriterien: Der Umsatz war Unternehmenskreisen zufolge stets vergleichsweise zufriedenstellend. Und: Die Immobilie gehört mit 21 weiteren Filialen zum Eigentum von Benkos Signa-Gruppe. Andererseits stand das Gebäude in der Pforzheimer Fußgängerzone zuletzt zum Verkauf.

Einer Erhebung der Immobilien-Zeitung vom vergangenen Spätjahr zufolge gehört die Pforzheimer Filiale wie auch das Haus in Offenburg zu den inzwischen gefährdeten Filialen. Besser steht es nach Einschätzung der Fachzeitschrift um den Karlsruher Karstadt, dessen Zukunft immerhin als „ungewiss“ eingestuft wurde.

Dass die Fixkosten ein entscheidender Punkt für den Fortbestand von Filialen sind, verhehlt man beim Konzern mit der Dachmarke Galeria nicht. Insbesondere von den Verhandlungen mit den Vermietern hänge es jetzt ab, welche Filialen weiterbetrieben werden können oder geschlossen werden müssen, hieß es aus der Pressestelle.

2020 hatte der letzte deutsche Warenhauskonzern schon einmal ein Schutzschirmverfahren mit dem Ziel einer Sanierung durchlaufen. Damals wurden rund 40 Filialen geschlossen und etwa 4.000 Stellen auf derzeit 17.400 abgebaut.

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