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Rund 1.800 Hästräger

Schöne Tradition: Fastnachter genießen beim Narrensprung in Grötzingen das Kaiserwetter

Im vergangenen Jahr hatte ergiebiger Regen das kernige Treiben im Karlsruher Malerdorf deutlich getrübt – jetzt war bei Sonnenschein alles gut. Wie es gelaufen ist beim Grötzinger Narrensprung.

Umzug
Beim Grötzinger Narrensprung herrschte eitel Sonnenschein. Rund 10.000 Zaungäste verfolgten den Zug von Guggemusiken und Hästrägern durchs Malerdorf. Foto: Rake Hora/BNN

„Das ist ausgleichende Gerechtigkeit“, meint einer der „Eggstoiner Affen“: Im vergangenen Jahr standen die Fastnachter beim Grötzinger Narrensprung im Regen, heuer herrscht im Malerdorf Kaiserwetter. Petrus muss eben doch ein Narr sein, freut sich der zottelige Primat aus der Hardtgemeinde nördlich Karlsruhes.

Der Narrensprung in Grötzingen ist für viele das närrische Ereignis der Region schlechthin. Hier liegt der Schwerpunkt auf der alemannischen Tradition der Fastnacht, hier geben sich schaurig-schöne Teufel und Dämonen, feurige Gestalten und immer wieder Hexen ein großes Stelldichein.

Rund 10.000 Menschen haben das fröhliche und laute Treiben im Grötzinger Ortskern auf einer Strecke von rund einem Kilometer mit Genuss auf sich wirken lassen.

Hottscheck-Narrenzunft heizt tüchtig ein

Zuschauer wie Akteure haben erkennbar reichlich Spaß – allen voran die Aktiven der 1968 gegründeten Hottscheck-Narrenzunft, die als Gastgeber allen ein fröhliches „Narri-Narro“ entgegenrufen.

Schon lange vor Beginn des farbenprächtigen Defilees haben sich alle rund ums Grötzinger Rathaus auf Betriebstemperatur gebracht. Bei „Life is life“, „Macarena“ und anderen Gassenhauern tanzen sie sich reihenweise in Stimmung.

Als dann der eigentliche Narrensprung um 14.11 Uhr losgeht, zieht es die Zaungäste an die Umzugsstrecke. Da sieht man fantasievoll geschminkte Kinder, Erwachsene, die sich närrisch mit poppigen Perücken und selbst gemachten Umhängen in Dämonen verwandelt haben, und viele Jugendliche, die sich bierselig in den Armen liegen.

Und schon startet der Zug der Gruppen. Die Europafanfare macht in den badischen Fahnen den Auftakt, dann haben die Hexen der Hottscheck-Narrenzunft das Pflaster für sich. „Narri“ rufen sie den Zuschauern entgegen, „Narro“, entgegnen die Narren am Straßenrand.

Hexen und Guggemusiken wechseln sich ab

Die Abfolge des Zugs ist durchdacht: Hexengruppen wechseln sich oft mit Guggenmusikern ab – wer von den derben Späßen der teils schaurigen Larven vorübergehend genug hat, kann sich bei den perkussiven Rhythmen der Musiker wieder etwas erholen, wem es im Schatten zu kalt wird, der bringt sich mit etwas Tanz wieder in Schwung.

28.01.2024 Grötzinger Narrensprung
Fantasievoll und mit viel Aufwand kostümiert – so zogen die Akteure beim Narrensprung immer wieder bewundernde Blicke auf sich. Foto: Rake Hora /BNN

Die 66 Fußgruppen stellen ordentlich was auf die Beine im Malerdorf. Nicht bloß, weil fast jede von ihnen einen anderen Narrenruf durch die Straßen schickt. Auch weil sie sich unterschiedlich verhalten.

Die zotteligen und behörnten Ettlinger „Horbachdeifl“ ziehen vorzugsweise junge Frauen in ihre Kreise, um diese oft weite Strecken mitzuschleppen, die Durmersheimer „Bäretriewer“ konzentrieren sich eher auf den Braunbären in den eigenen Reihen, den sie durchs Malerdorf lotsen.

Sonne bringt den Häs in Karlsruhe zum Strahlen

„Wie farbenprächtig alles ist“, freut sich Agnieszka Zimmermann aus Frankfurt, die eigens den Besuch bei ihrer Karlsruher Freundin Mirjam mit dem Narrensprung synchronisiert hat.

Tatsächlich schaffen Sonne und blauer Himmel einen deutlichen Mehrwert: Die blau-gelben Gewänder der Durlacher Mondhexen leuchten geradezu im Sonnenschein, die Glitzeroutfits der Daxlander Truppe vom Elferrat Edelweiß spielen blinkend gleichfalls ihren Charme aus, und die grün-blau gewandeten „Loddler“ aus Jöhlingen wirken ebenso wie die Rastatter Schellenteufel mit ihren aus den Maskenmündern hängenden Zungen besonders exaltiert.

Teils tolle akrobatische Leistungen beim Grötzinger Narrensprung

Mitunter legen etwa die Waldbronner Hexen verblüffende akrobatische Leistungen aufs Dorfpflaster, dann wieder sieht man sie in aberwitzigem Tempo durch halb Grötzingen rennen. Beträchtlicher Ratschenlärm ist das Erkennungszeichen der Ettlinger Dohlenaze, die in ihren weißen Gewändern ebenfalls die Blicke auf sich ziehen.

Und die Hexen der Knielinger Holzbiere mit ihren Warzen im Larvengesicht, sind auch diesmal genauso ein Hingucker wie die aufwendig geschmückten Harlekine des Karlsruher Carnevals Clubs oder auch die freundlichen Hexengesichter der „Gnizze Brigändle“.

Dass vor allem junge Zaungäste beim Narrensprung gern zu tief ins Glas gucken, ist nicht neu. Vereinzelt mussten sich auch diesmal Sanitäter um jugendliche Feiernde kümmern, die keinen sicheren Stand mehr hatten.

Dass Gäste aber bereits betrunken am Bahnhof Grötzingen ankamen, blieb die Ausnahme. „Alles überschaubar“, hieß es am Abend im Einsatz- und Lagezentrum der Polizei. Anders als in früheren Jahren hatte die Polizei diesmal beim Grötzinger Narrensprung keine speziellen Jugendschutzteams im Einsatz.

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