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Projekt wäre fast gescheitert

Arbeiter-Samariter-Bund hat eine neue Rettungswache in Karlsruhe-Hagsfeld

Beengte Platzverhältnisse sind beim ASB Geschichte. Die neuen Räumlichkeiten sind nötig, um zukünftig erfolgreich zu arbeiten. Doch der Weg bis zur Eröffnung der Rettungswache war lang.

ASB Rettungswache „Am Heegwald“
Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) hat seine neue Rettungswache „Am Heegwald“ in Karlsruhe-Hagsfeld eingeweiht. Foto: Jörg Donecker

„Der Hosenbund wir enger, der Bauch wird größer“, so beschrieb Christoph Nießner, Leitender Notarzt und Vorsitzender des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) der Region Karlsruhe, beim Festakt der offiziellen Übergabe der neuen Rettungswache „Am Heegwald“ im Industriegebiet Hagsfeld die beengten Platzverhältnisse am alten Standort. Das neue Domizil möge „Motivation für die Mitarbeiter sein und vielleicht Zufriedenheit erzielen“.

Nach rund zwei Jahren Planung und anderthalb Jahren Bauzeit steht die streng auf Funktion ausgerichtete Rettungswache mit einer Gesamtfläche von 2.550 Quadratmeter für die rund 50 Mitarbeiter, drei Rettungswagen (RTW), ein Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF) und acht Krankentransportwagen (KTW) zur Verfügung. Für 11,8 Millionen Baukosten wird ein Einsatzgebiet von der Oststadt über das Pfinztal bis zu den Bergdörfern abgedeckt.

Die Notausfahrt der neuen Rettungswache ist von zentraler Bedeutung

Beinahe wäre das Projekt am fehlenden amtlichen Plazet für die Notausfahrt gescheitert, hielt Daniel Groß, stellvertretender Landesgeschäftsführer und Landesrettungsdienstleiter, fest.

Alle Unterlagen seien eingereicht gewesen und bange drei Monate des Wartens seien verstrichen, ohne dass von Bauordnungsamt und Tiefbauamt (TBA) eine Reaktion gekommen wäre.

Ohne Notausfahrt hätten wir die Rettungswache begraben können.
Daniel Groß
Stellvertretender Landesgeschäftsführer des ASB

„Ohne Notausfahrt hätten wir die Rettungswache begraben können“, sagte Groß. Für Kriechtiere war mit einem Rohr bereits gesorgt, nun musste nur noch die östliche Notausfahrt auf die Kreisstraße K9659 her, in Form eines einspurigen, ungefähr sechs Meter langen Asphaltstreifens, der wertvolle Minuten bringt, um Menschenleben zu retten.

Wie von der Stadt zu hören ist, habe die Schwierigkeit darin bestanden, dass die Kreisstraße nicht im Zuständigkeitsbereich der Kommune liege und in der Folge das TBA nicht tätig werden konnte.

Nach Änderung der Rahmenbedingungen – der Kreis hat an die Stadt delegiert – konnte mit dem TBA ein „angenehmes und produktives Gespräch geführt“, so Nießner und die Notausfahrt doch noch gebaut werden. 

Die Architektur der Rettungswache ist zweckmäßig und schlicht

„Vorgegebene Abläufe im Rettungsdienst, Gebrauchstauglichkeit, enge Kostenvorgabe und eine ehrliche Architektur, die keine Rätsel aufgibt“, charakterisieren gemäß Architekt Jan Gerstner den im Industriehallenbau erstellten Entwurf der drei in Reihe stehenden Baukörper, streng in Anthrazit und gebrochenem Weiß getüncht.

Das zentrale Gebäude mit den Sozialräumen und der Lehrrettungswache fungiere „als Verbindungsglied für die beiden Satelliten der Fahrzeughallen“, die sich an beiden Seiten anschließen.

Sabine Wölfle, ehemaliges Mitglied des Landtags und Vorsitzende des ASB Baden-Württemberg forderte in ihrer Begrüßung „politische Regelungen, dass die ASB-Mitarbeiter wieder hauptsächlich Rettungsdienst machen können, statt Leute durch die Gegend zu fahren“, wie bereits Notarzt Nießner angemahnt hatte: „Ein Großteil der Anrufer – früher Patient, heute Kunde – muss gar nicht ins Krankenhaus.“

Die Hemmschwelle, wegen Lappalien den Rettungsdienst zu rufen, sei stark gesunken. „Die Hilfsfrist von 12 Minuten kann vorgehalten werden“, zeigte sich Wölfle zufrieden. Der ASB sei in Karlsruhe seit 1909 „ohnehin eine Institution“, die früh die staatliche Anerkennung einer Lehrrettungswache erhalten habe.

Rettungsdienste sind wichtig für die Gesellschaft

„Liebe ASB-Familie, wir brauchen Menschen, die sich engagieren und Sie sind ein starker Partner“, bestätigte Karin Scheiffele, Ministerialdirigentin und Abteilungsleiterin der Abteilung sechs im baden-württembergischen Innenministerium, dem ASB, „neue Maßstäbe gesetzt“ zu haben. Zwar habe sie „den Förderantrag nicht dabei“ und könne auch nicht den ganzen Bau finanzieren, weil es ihre Möglichkeiten sprenge.

„Wir werden oft als Hemmschuh wahrgenommen“, so Scheiffele selbstkritisch. Doch sie wolle „einen Schritt vorankommen und auch auf Bundesebene die Stimme erheben“.

Gerade, wo es um das Krankenhausstrukturgesetz gehe, sollten die Rettungsdienste gleich mit dazugenommen werden. Ein breiter gesellschaftlicher Ansatz sei gefordert und, so Scheiffele abschließend: „Sie tragen zur Lebensqualität bei.“

Die Zusammenarbeit der Blaulichtorganisationen gewinnt angesichts der immer größeren Herausforderungen immer mehr an Bedeutung.
Sven Eichler
Leiter des Führungs- und Lagezentrums im Polizeipräsidium Karlsruhe

Die „herausragende Kompetenz mit nun drei Wachen in Karlsruhe“ lobte Bürgermeisterin Bettina Lisbach (Grüne), die auch während der Pandemie ihren Beitrag geleistet hätten.

„Die Zusammenarbeit der Blaulichtorganisationen gewinnt angesichts der immer größeren Herausforderungen immer mehr an Bedeutung“, hob Sven Eichler, der Leiter des Führungs- und Lagezentrums im Polizeipräsidium Karlsruhe, die neue Wache als „beeindruckenden Baustein“ hervor. „Das menschliche Miteinander ist die Basis“, so Eichler.

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