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Trend aus Amerika

High Heels-Tanzkurse finden in Karlsruhe regen Zulauf

High Heels oder Stöckelschuhe. Manche können kaum damit laufen, andere tanzen sogar darin. In Karlsruher Tanzschulen werden spezielle Tanzkurse in den hohen Schuhen angeboten. Und das mit wachsender Beliebtheit.

Schuhe, Frauen, Tanz
Viele der High Heels sind geschnürt. Foto: Yogi Saenkhamkon

Die Tanzschulen xtra dance und Magic Dance in Karlsruhe bieten aufgrund der großen Nachfrage mittlerweile je zwei High Heels Dance-Kurse an. Und wer denkt, dass nur Frauen daran teilnehmen, liegt falsch. Wir haben mit zwei Tanzlehrerinnen und einem KIT-Professor über diesen Tanzsport gesprochen. Was er stärkt und wie gesund er ist.

„Bei uns gehen die High Heels-Kurse im Gegensatz zu anderen Tanzschulen anderthalb Stunden“, sagt Erika Hoppe, Geschäftsführerin und Tanzlehrerin von xtra dance, die seit der Eröffnung im März 2022 diese Kurse für maximal 20 Teilnehmer anbietet.

„Anfangs wärmen wir uns barfuß auf, dehnen uns und bereiten die Füße langsam auf die Schuhe vor, damit keine Bänder reißen. Dann laufen wir, und erst dann kommt die Choreografie.“ So habe man laut der 39-Jährigen mehr Kraft, um in den Schuhen zu stehen.

Zunächst werde die Haltung trainiert und dass die Ferse vorausgeht. Außerdem werde die Gewichtsverlagerung geübt und wie es ist, auf einem Bein zu stehen. Später kommen der Boden und Drehungen hinzu.

High Heels-Tanzkurse am Montag und Freitag

Da ihr erster Kurs am Montag schnell ausgebucht gewesen sei, biete sie nun auch freitags einen Kurs an, der von einer Ukrainerin geleitet wird, die in Karlsruhe studiert und bereits in der Ukraine High Heels-Tanzkurse gegeben hat.

Tanz
Beim Tanz mit High Heels lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer viel über ihren Körper. Foto: Yogi Saenkhamkon

Die meisten der Tanzschüler haben Schuhe mit Absätzen zwischen sieben und zwölf Zentimetern. Für den Einstieg könne man aber auch mit vier Zentimetern beginnen. Wichtig sei, dass der Knöchel bedeckt sei und der Fuß einen guten Halt habe.

Vorne sollten die Schuhe kein Plateau haben und flach sein, hinten einen Pfennigabsatz. „Im Internet gibt es spezielle Tanzschuhe mit weichem Leder, die eng geschnürt werden können. Die Zehen sollten wie bei einem ‚Peep-Toe‘ frei sein“, so Hoppe. Meist seien es Sonderanfertigungen, die um die 70 Euro kosten.

Laut Hoppe hätten viele Balletttänzer High Heels-Tanz für sich entdeckt. „Die Technik vom Ballett auf Spitze zu tanzen, kann man bei den hohen Schuhen gut gebrauchen. Denn das Gewicht des Fußes ist wie bei Spitzenschuhen vorne“, erklärt die Tanzlehrerin, die auch einige Männer in ihren Kursen hat.

Von Floorwork (Bodenarbeit) bis Hip-Hop unterrichte sie die unterschiedlichsten High Heels-Tanzstile. Entsprechend unterschiedlich sei die Musik – zumeist langsame R’n’B-Songs und Lieder von Powerfrauen wie Beyoncé oder Christina Aguilera.

Zum Abschluss einer jeden Choreografie mache Hoppe Videos mit Nebel und dunklerem Licht. Auftritte stünden weniger im Vordergrund.

Der Unterricht stärkt das Selbstbewusstsein und das Körpergefühl.
Erika Hoppe
Tanzlehrerin

„Der Unterricht stärkt das Selbstbewusstsein und das Körpergefühl“, sagt Hoppe. „Vor dem Spiegel erfahren die Teilnehmer, wie sich ihre Körperhaltung verändert.“ Beim High Heels-Tanz werde generell der ganze Körper trainiert. Die Beinmuskulatur wird gestreckt und auch die Bauchmuskeln werden benötigt, um das Gleichgewicht zu halten, so die Lehrerin.

Teilnehmerinnen, die zum Teil viel High Heels tragen, müssten im Kurs erst lernen, dass sie anders laufen sollten, als sie es privat tun, so Hoppe.

Schon im September 2019 hatte Dilovan Arslan die erste Idee für High Heels-Tanzkurse. Als die heute 30-Jährige damals als Profi-Lateintänzerin aufhörte, suchte sie etwas, das sie weiterbringt. So schaute die Tanzlehrerin, die in Karlsruhe Germanistik studiert, viele Videos und entwickelte ihre eigenen Choreografien für die Kurse, die sie bei Magic Dance hält.

Aktuelle Hits aus den Charts

Oft verwendet sie dafür aktuelle Songs aus den Charts wie „Unholy“ von Kim Petras und Sam Smith oder „Super Freak“ von Rick James, aber auch Lieder von „The Weeknd“. Inspiration findet Arslan bei Tänzern wie Nicole Brinn oder Yanis Marshall.

„Ich höre die Musik und weiß, was ich darauf tanzen möchte“, sagt Arslan. „Anderen Menschen nachtanzen kann ich nicht. Ich muss eigene Choreografien entwickeln.“ Auch wenn Arslan später einmal als Lehrerin arbeiten sollte, werde sie nie mit dem Tanzen aufhören.

Tanzgruppe, Schloss
Dilovan Arslan und ihre Mädels von Magic Dance vor dem Karlsruher Schloss. Foto: Magic Dance

Wer zu Arslan in den Anfängerkurs kommt, benötigt keine Vorkenntnisse. Denn sie trainiere viel Technik, nicht einmal Mut sei notwendig. Das Selbstbewusstsein und der ganze Körper werde automatisch gestärkt.

„Durch das Tanzen ist man psychisch nicht mehr so anfällig für Kommentare“, sagt die Tanzlehrerin, die selbst erst mit 17 Jahren mit dem Tanzen begonnen hat und seit 2015 bei Magic Dance unterrichtet.

High Heels-Tanzkurse sind ein „Safe space“

Die Tanzlehrerin betont, dass ihre Kurse ein „Safe space“ sind, in dem sich die Teilnehmer auch gegenseitig kritisieren können. Generell gebe es ein sehr großes Gemeinschaftsgefühl in ihren Kursen. Zu Beginn seien die Tänzer meist im Jogging gekommen, inzwischen eher im Negligé.

Pro Jahr gebe es drei Auftritte – beim Tanzmarathon, beim Magic Ball und bei der Weihnachtsfeier. Doch die Teilnehmer machen das laut Arslan fast alle für sich selbst. Der Spaß stehe im Vordergrund. „Das ist doch der schönste Ansporn“, sagt sie.

Hohe Schuhe haben eine gewisse Ästhetik.
Stefan Sell
KIT-Professor für Sportorthopädie und Belastungsanalyse

Und solange die Füße gesund sind, ist das High Heels-Tanzen auch kein Problem. Stefan Sell, KIT-Professor für Sportorthopädie und Belastungsanalyse und Ärztlicher Direktor am Gelenkzentrum Schwarzwald, Krankenhaus Neuenbürg, gibt zu bedenken, dass alle Schuhe mit erhöhten Absätzen eine Umverteilung der Belastung mit sich führen. Denn der größte Punkt der Last liege auf dem Vorfuß.

Gelenkzentrum Schwarzwald Neuenbürg
Stefan Sell, Professor für Sportorthopädie und Belastungsanalyse am KIT und Ärztlicher Direktor am Gelenkzentrum Schwarzwald, Krankenhaus Neuenbürg. Foto: RKH Gesundheit

Bei Hallux oder Spreizfüßen seien hohe Schuhe nicht geeignet, weil diese die Fehlstellung noch verstärken könnten. Auch mit Hallux könne man mal hohe Schuhe tragen, aber eben keine zehn Stunden im Büro, so Sell. „Hohe Schuhe haben eine gewisse Ästhetik“, sagt der KIT-Professor.

Der Mediziner habe viele Patienten, die hohe Schuhe tragen. Solange der Fuß gesund sei, sei das problemlos. Sicherlich helfe beim Gehen und Tanzen in hohen Schuhen, die Muskulatur zu stärken.

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