Skip to main content

Aktion von Umweltaktivisten

Baumkletterer besetzen Platanen in der Karlsruher Fußgängerzone – Stadt lehnt Forderungen ab

Vier Menschen haben Bäume in der Karlsruher Innenstadt erklettert. Sie demonstrieren mit der Aktion gegen die geplante Fällung. Wie lange sie dort oben ausharren wollen, ist nicht bekannt.

Aktivisten in vier Platanen in der Karlsruher Innenstadt
Vier Menschen haben in der Nach auf Donnerstag vier Bäume in der Karlsruher Innenstadt erklettert. Foto: Holger Keller

Platanen in der Karlsruher Fußgängerzone werden seit Donnerstagmorgen von Umweltaktivisten besetzt gehalten. Vier Personen halten sich seit etwa halb vier am frühen Morgen in den Kronen von vier Platanen auf Höhe der Herrenstraße über der Fußgängerzone auf. Mit der Aktion wollen die Aktivisten gegen die beschlossenen Fällung der Bäume protestieren.

Wie lange bleiben die Aktivisten?

Wie lange die Aktion andauern wird, ist derzeit noch nicht bekannt. Die Polizei und das Ordnungsamt sind vor Ort, halten sich derzeit aber noch zurück. Andreas Dahm, Leiter des Reviers Marktplatz, erklärt gegenüber der Redaktion: „Wir beobachten die Situation noch. Es ist natürlich sicherzustellen, dass keine Gegenstände aus den Bäumen auf Passanten herabfallen.“

Die Kletterer haben sich offenbar auf eine längere Zeit zwischen den Ästen der Platanen eingerichtet. Hängematten, Tücher und andere Utensilien haben die Aktivisten mit auf eine Höhe von gut vier Metern genommen. Mit großen Stofftransparenten, die zwischen den Bäumen gespannt sind, weisen sie auf ihre Forderungen hin.

„Wir rechnen schon mit einigen Tagen, die wir oben verbringen können“, erklärt Julius Hamich, einer der Kletterer in den Platanen. Entsprechend gut ausgerüstet sind die Aktivisten. Neben Lebensmitteln haben die vier Kletterer auch Eimerchen für die Notdurft mit nach oben geschafft.

Behörden lassen Protest im Rahmen des Versammlungsrechts zu

Gegen kurz vor 11 Uhr ist der Bereich unter den Platanen nun auch abgesperrt. Absperrungen und Flatterband, aufgestellt von Mitarbeitern des Karlsruher Tiefbauamts, sichern das Trottoir rund um die Bäume, beidseitig der alten Bahngleise.

Per Megafon richtet Revierleiter Andreas Dahm noch eine Ansprache an die Kletterer. Er bittet um Vorsicht, die Bäume seien vom Gartenbauamt als morsch eingestuft worden, Äste könnten daher überraschend abbrechen. Auf die erwarteten Unwetter am Donnerstagabend sollten sich die Protestteilnehmer einrichten.

Die Kletterer scheinen erfahren in dem, was sie tun. Nach Einschätzung der Polizei handelt es sich um professionelles Kletter-Equipment, mit dem die Platanen erklettert worden sind. Aktivist Julius Hamich gibt sich selber gegenüber den Medien als Sportkletterer aus. Das treffe auch auf die drei Mitaktivisten zu.

Aktivisten fordern mehr Grün im Stadtbild

Die Polizei beurteilt die Kletteraktion als eine nicht angemeldete Versammlung. Sie dürfe weiterhin in der Form stattfinden, wenngleich sich bislang kein Versammlungsleiter gemeldet habe, den es eigentlich nach Versammlungsrecht brauche.

Fußgängerzone mit besetzten Platanen
Am Vormittag war die Polizei vor Ort und beobachtete die Situation. Die Einsatzkräfte werten den Protest als eine Versammlung nach dem Versammlungsrecht und lassen die Aktivisten gewähren. Foto: Holger Keller

Die Forderung nach dem Erhalt der Platanen formulieren die Aktivisten weithin sichtbar über die Transparente, die zwischen den Bäumen gespannt sind. Auch auf der Homepage der Initiative www.karlsruher-platanen-bleiben.de wird darauf hingewiesen.

Die von der Stadt beschlossene Pflanzung von Zürgelbäume könne weiterhin stattfinden, die jungen Gewächse sollen dann jedoch zwischen den Platanen gepflanzt werden. Insgesamt, so die Aktivisten, solle grundsätzlich mehr Grün ins Stadtbild.

Stadt lehnt Forderungen ab

In einer Stellungnahme von Donnerstagmittag reagiert die Stadtverwaltung auf den Protest und die Forderungen der Initiative: Die Umgestaltug der Kaiserstraße mit mehr und auch klimaresistenten Bäumen auszustatten, sei Kernelement der Umgestaltung der Fußgängerzone und Kaiserstraße.

Baumbesetzer in der Karlsruher Fußgängerzone.
Unerreichbar in vier bis fünf Metern Höhe harren die Demonstranten in den Platanen aus. Gegen halb vier Donnerstagfrüh hätten sie das erste Mal die Bäume erklettert. Die Aktion wurde nach Angaben der Aktivisten mehrere Wochen im Voraus geplant. Foto: Holger Keller

Die Zahl der Bäume werde von aktuell 48 auf 86 Bäume erhöht - dazu werde der Untergrund neu gestaltet, auch um Wachstum und Wasserversorgung der Wurzelwerke gegenüber der aktuellen Situation zu verbessern. Der Entscheidung im Gemeinderat sei ein intensiver Austausch vorangegangen. Das Gremium habe dann mit großer Mehrheit entschieden, den Auftrag für den Bauabschnitt zu vergeben.

Passanten klatschen Beifall

Die Aktion wird von zahlreichen Passanten, die an diesem Mittag in der Innenstadt unterwegs sind, goutiert. Viele halten auf ihrem Weg an, zücken die Smarthphones und filmen das Geschehen. Einige rufen nach oben. „Recht haben sie“, sagt ein Mann auf dem Rad. „Das hier ist eine Steinwüste, es bräuchte viel mehr Grün.“ Ein weiterer Passant bietet an, Brötchen für Aktivisten zu kaufen. Julius Hamich lehnt dankend ab.

Wie lange das Ordnungsamt den Protest weiter zulässt, sei eine Frage der öffentlichen Sicherheit, so ein Sprecher der Stadt gegenüber der Redaktion. Die Behörde behalte die Situation im Blick. „Entscheidungen über das weitere Vorgehen werden lage- und situationsabhängig getroffen.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang