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Wie geht es weiter?

Wie Karstadt-Mitarbeiter in Karlsruhe auf die neuerliche Insolvenz reagieren

Jenseits der Nachricht von der dritten Insolvenz der taumelnden Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof läuft der Verkauf in Karlsruhe, als sei nichts gewesen.

Karstadt in Karlsruhe
Um die Zukunft des Karlsruher Karstadt-Standorts machen sich Mitarbeiter und Kunden Gedanken. Foto: Wolfgang Voigt

Der Mann aus der Warenannahme macht sich Sorgen. „Ich glaube nicht“, sagt er, „dass sich der Standort Karlsruhe halten kann, wenn Signa dauerhaft nicht auf die Beine kommt.“

Am Tag, an dem Galeria Karstadt Kaufhof angesichts der schweren wirtschaftlichen Lage des Eigners Signa den dritten Insolvenzantrag gestellt hat, ist die Stimmung in der Karlsruher Karstadt-Filiale überraschend entspannt. Und die Vermieterin der Immobilie, die Aachener Grundvermögen, gibt eine Einschätzung ab, wie sie den Karlsruher Standort sieht.

„Seit ich hier beschäftigt bin, habe ich mit dem aktuellen bereits sechs Insolvenzanträge erlebt“, sagt eine Kassen-Mitarbeiterin. Sie habe sich Gelassenheit verordnet. „Irgendwie wird es auch diesmal weitergehen“, sagt sie.

Hoffen auf die wirtschaftliche Stärke der Region Karlsruhe

Eine Kollegin der Frau, die gerade am Mitarbeiter-Zugang nahe dem Karstadt-Parkhaus Zigarettenpause macht, berichtet von gefassten Kolleginnen und Kollegen. „Geweint hat heute niemand“, sagt sie. Das sei in der Vergangenheit schon mal anders gewesen.

Sie setzt auch in Zukunft auf das vergleichsweise günstige wirtschaftliche Umfeld in Karlsruhe. „Hier ist es deutlich besser als in den neuen Bundesländern“, erklärt sie. Die Karlsruher Karstadt-Filiale arbeitet nach ihrer Einschätzung profitabel.

Allerdings ist das nur eine Einschätzung. Denn offizielle Informationen gibt es nicht. „Wir erfahren die Dinge doch immer als Letzte“, seufzt eine ältere Kollegin, die am Nachmittag Feierabend hat und zu ihrem Fahrrad eilt. Wie die anderen Karstadt-Kollegen verzichtet auch sie auf die Nennung ihres Namens. „Wir dürfen doch nichts Internes nach draußen tragen“, erklärt sie zur Begründung.

„Das wäre ein Erdbeben für Karlsruhe“

Von einer „gewissen Gottergebenheit“ spricht ein anderer Karstadt-Kollege, als er nach der Stimmung unter der Belegschaft gefragt wird. „Wenn es weitergeht, ist es gut, wenn nicht, finden wir etwas anderes“, fasst er die Lage zusammen. Schließlich fehlten Fachkräfte und Dienstleistungsprofis. Mehr Gedanken mache er sich im Falle einer Schließung um die Struktur des Karlsruher Innenstadthandels. „Das wäre ein Erdbeben für Karlsruhe.“

Serep Ögcurt ist seit vielen Jahren Karstadt-Kundin. Gerade greift sie bei den reduzierten Herrensocken zu, um ihrem Mann eine Freude zu machen. Von der neuerlichen Insolvenz-Nachricht hat sie noch nichts mitbekommen. Unternehmen, Politik und Gewerkschaften müssten alles dafür tun, dass das Haus erhalten bleibe, findet sie. „Karlsruhe ohne Karstadt ist für mich nicht vorstellbar.“

Vermieterin des Hauses bewertet den Standort Karlsruhe

Vermieterin der Immobilie an der Kaiserstraße ist die Aachener Grundvermögen mit Sitz in Köln. Das Unternehmen bittet um Verständnis, dass es laufende Geschäftsangelegenheiten seiner Mieter nicht beurteilen möchte und sich deshalb dazu öffentlich nicht äußert. Zu Karlsruhe äußert sich die Aachener Grundvermögen schon: „Wir sind überzeugt von Karlsruhe als zukunftsfähigem Einzelhandelsstandort – auch für den Fall der Schließung der Galeria-Filiale“, sagt eine Sprecherin auf Anfrage dieser Redaktion. 

Durch den dann notwendigen Umbau der Immobilie und einer damit einhergehenden entsprechend hohen Investitionssumme würde die Aachener Grundvermögen „sehr gerne einen entsprechenden Beitrag zur Standortstärkung leisten“.

Galeria Karlsruhe hat im Untergeschoss unter anderem an Aldi vermietet

Galeria ist alleiniger Mieter der Immobilie. Sie hat laut Aachener Grundvermögen rund 35.000 Quadratmeter Fläche, verteilt auf zwei Unter- und vier Obergeschosse. Galeria hat zudem das dazugehörige Parkhaus mit etwa 15.000 Quadratmeter Fläche und 338 Stellplätzen gemietet.

Im ersten Untergeschoss hat Galeria an Aldi und die Badische Backstube untervermietet.

Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) stand in den vergangenen Tagen und Wochen in intensivem Austausch mit der Geschäftsführung in Karlsruhe und in Essen, wie die Stadt am Dienstagabend mitteilte.

„Erfolg wird generell in den Innenstädten, aber auch auf der Karlsruher Kaiserstraße haben, wer durch sein Sortiment, durch seinen Service, durch das Einkaufserlebnis und durch seine Innenarchitektur dem veränderten Einkaufsverhalten gerecht wird“, wird Mentrup in der Mitteilung zitiert. Karstadt stelle für die Karlsruher Innenstadt eine wichtige Ankernutzung mit großer regionaler Bedeutung dar.

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