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Weihnachtliches Musical

Kammertheater Karlsruhe setzt mit „Last Christmas“ auf ganz viel Herzschmerz

Ein Stück für alle Freunde von Weihnachtskitsch und bekannten Pophits hat das Kammertheater Karlsruhe mit seiner Neuproduktion „Last Christmas“ herausgebracht.

Szene mit Sina Schulz (dritte von links) und Nico Schweers (vierter von links) in dem Stück „Last Christmas“ am Kammertheater Karlsruhe.
Frisch verliebt im Schneetreiben unterwegs sind Angelica (Sina Schulz) und Marc (Nico Schweers) in dem Stück „Last Christmas“ am Kammertheater Karlsruhe. Foto: Ron Teeger

Angekündigt war das Stück als bittersüße Love-Story. Bei seiner Premiere im ausverkauften Kammertheater allerdings fühlte sich „Last Christmas“ eher an wie eine Mischung aus einem Liebes-Groschenroman und einer zutiefst schnulzigen Telenovela, garniert mit allerlei bekannten Weihnachtsliedern.

Oder besser gesagt: Weihnachtssongs, denn wie der Titel schon andeutet, geht es vor allem um bekannte Pophits zum Fest der Liebe. Wer sich in dieser Welt aus Kitsch und großen Gefühlen überzeichneter Charaktere zu Hause fühlt, dürfte in der bunten Inszenierung von Kammertheater-Intendant William Danne bestens abgeholt werden.

Liebesgeschichte in „Last Christmas“ beginnt sehr rasant

Die Liebesgeschichte beginnt so rasant, dass man fast den Eindruck gewinnen könnte, die Hauptfigur Angelica (Sina Schulz) hätte eine tödliche Krankheit und daher nicht mehr lange Zeit, um die große Liebe zu finden. Auch wenn dies durchaus zu all den anderen bedienten Klischees gepasst hätte, hält der Tod erst zu einem späteren Zeitpunkt Einzug in die Story.

Zunächst begegnet Angelica auf einem amerikanischen Weihnachtsmarkt dem singenden Marc (Nico Schweers) und verliebt sich augenblicklich. Nach einem kurzen Flirt landet man zusammen im Bett und beschließt, zu Weihnachten die Eltern von Angelica zu besuchen. Ein paar peinliche Babyfotos, einen verbrannten Truthahn und ein betrunkenes, aber lustiges Familienoberhaupt später, verabschiedet sich das junge Turbo-Liebespaar. Doch auf verschneiter Straße lauert bereits der grimme Schnitter und reißt den perfekten Marc aus Angelicas Leben.

Ein „Wiedersehen“ mit dem Herz des toten Geliebten

Ein Jahr der Trauer später begegnet die liebeskrank Dahinsiechende auf dem gleichen Weihnachtsmarkt dem jungen Polizisten Chris (ebenfalls Nico Schweers). Als sie erfährt, dass Chris vor einem Jahr fast gestorben wäre und nur durch ein Spenderherz überlebte, keimt in ihr die Hoffnung, es könnte sich um das Herz von Marc handeln. Denn der hatte einen Organspendeausweis.

Es wäre ja durchaus eine weihnachtliche Moral, wenn Chris doch nicht das Herz vom Marc in sich tragen und Angelica ihn trotzdem lieben würde. Doch selbstverständlich schlägt genau dieses Herz in seiner Brust, wodurch er nicht als er selbst geliebt, sondern zu einem „Marc 2.0“ wird, da Angelica in ihm den ehemals Geliebten erkennt.

Zum Gesamtpaket dieser Romanze à la Hollywood gehört reichlich Overacting im Schauspiel nebst mit englischem Akzent ausgesprochener Namen und sehr amerikanisch farbenfroher Lichtstimmung. Insgesamt freilich macht das Ensemble zu dem auch noch Johann Anzenberger, Klaus Brantzen, Dorothée Kahler und Christine Rothacker gehören, einen guten Job. Das Stück wird genau als das präsentiert, was es sein will: leichte, etwas augenzwinkernd überzogene Unterhaltung mit vielen bekannten Melodien (musikalische Leitung: Florian Kießling).

Dass aber auch in dieser Form mehr möglich gewesen wäre, zeigt Johann Anzenberger, dessen sowohl schreiend komischer als auch exzellent performter Lapdance in nur einer Minute die ganze restliche Produktion in den Schatten stellt.

Service

Weitere Vorstellungen: 6. bis 9. Dezember, ab 13. Dezember bis 5. Januar täglich außer am 18. und 24. Dezember sowie 1. und 2. Januar. www.kammertheater-karlsruhe.de

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