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Ukrainer reisen an

Karlsruhe und Winnyzja besiegeln ihre Städtefreundschaft

Karlsruhe hat eine sechste Städtepartnerschaft geschlossen. Bei einem Festakt wurde die Verbindung mit Winnyzja in der Ukraine besiegelt. Die Delegation berichtet auch vom Leben in Kriegszeiten.

Unterzeichnug Staedtepartnschaft Karlsruhe und Winnyzja,  Foto: OB Mentrup und Serhij Morhunov
Bei einem Festakt haben Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (links) und sein Kollege Serhii Morhunov aus Winnyzja die Städtepartnerschaft besiegelt. Foto: Jörg Donecker

Die Anreise mit dem Auto hat zwei Tage gedauert: Um mit Karlsruhe eine Städtepartnerschaft zu besiegeln, sind eine zehnköpfige Delegation aus dem ukrainischen Winnyzja sowie 48 Mitglieder des Kinder- und Jugendensembles Barwinok und ihre Begleiter mehr als 1.700 Kilometer gefahren.

„Mein erster Eindruck von Karlsruhe ist sehr positiv. Die Atmosphäre ist schön“, sagt Anna Studilko, die am Samstag und Sonntag beim Fest der Sinne auf dem Marktplatz ihre Heimatstadt präsentiert.

In Winnyzja ist die junge Frau unter anderem für internationale Kommunikation zuständig. Am Stand auf dem Marktplatz erzählt sie von ihrem Leben seit Kriegsbeginn. „Es gab zwei größere Raketenangriffe.“ Luftalarm zu jeder Tages- und Nachtzeit gehöre zum Alttag. „Wir sind psychisch sehr belastet.“ Von Karlsruhe wünsche man sich Unterstützung für den Sieg und später Hilfe beim Wiederaufbau.

Wir fangen die Partnerschaft in schwierigen Zeiten an.
Serhii Morhunov, Oberbürgermeister von Winnyzja

„That´s What Friends Are For“ spielt am späten Samstagnachmittag das Jugendorchester der Stadt Karlsruhe. Im Bürgersaal besiegeln bei einem Festakt der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) und sein Amtskollege Serhii Morhunov die Städtepartnerschaft. „Das ist ein historischer Nachmittag“, sagt Mentrup.

Er spricht von einem Zeichen gelebter Solidarität, das kein Strohfeuer sein soll. Es gehe um die die Entwicklung eines gemeinsamen Europas und um eine Freundschaft auf Augenhöhe. „Unsere beiden Städte ergänzen sich.“ Nachhaltigkeit, Stärken im IT-Bereich oder ein Fokus auf den Radverkehr: Beide Oberbürgermeister nennen Beispiele, was die neuen Partnerstädte verbindet.

Karlsruher Delegation reist in die Ukraine

„Wir fangen die Partnerschaft in schwierigen Zeiten an“, sagt Serhii Morhunov. Aber in Freundschaften gehe es nicht nur ums Feiern. „In schweren Zeiten gibt es einen Schulterschluss.“ Das Leid in der Ukraine könne man nicht in Worte fassen. „Aber wir sind mutig und kämpfen für eine Zukunft in Freiheit.“

Ende Mai will eine Karlsruher Delegation nach Winnyzja reisen. Zuletzt hatte Karlsruhe der Stadt Wärmeinseln geliefert. Diese waren sehr nützlich, versichert Oberbürgermeister Morhunov.

Fruchtriegel aus Winnyzja beim Fest der Sinne

Am Stand auf dem Marktplatz bieten die Gäste aus der Ukraine Waren aus ihrer Heimat an. Fruchtriegel zum Beispiel. „Die werden bei uns hergestellt und sind bekannt im ganzen Land“, erklärt Anna Studilko.

„Normal dauert es Jahre, bis eine Städtepartnerschaft geschlossen wird. Hier war alles in anderthalb Monaten klar“, sagt Andre Werlinger. Er stammt aus der Ukraine, lebt aber in Karlsruhe. Hier ist er im Deutsch-Ukrainischen Verein aktiv, der am Ende die Kontakte zwischen beiden Städten vermittelte.

Das etwa 370.000 Einwohner zählende Winnyzja liegt im Zentrum der Ukraine. „Deshalb sind viele Flüchtlinge aus anderen Regionen bei uns“, erzählt Anna Studilko. Untergebracht seien sie beispielsweise in Wohnheimen von Schulen und der Universität.

Im Kulturzentrum Barvinok sind mehr als 1.500 Kinder im Alter zwischen vier und 17 Jahren aktiv, wie Lyubov Boyko erzählt. Sie steht lächelnd am Karlsruher Marktplatz, wo ihre Kinder- und Jugendtruppe Folklore-Tänze zeigt. „Wir haben noch einige weitere Auftritte in Deutschland. Aber der Grund für unsere Reise war die Unterzeichnung der Städtepartnerschaft“, versichert sie.

Karlsruhe hat jetzt sechs Partnerstädte

Winnyzja ist Karlsruhes sechste Partnerstadt. Bereits seit 1955 besteht die Verbindung mit Nancy. „Es ging nach dem zweiten Weltkrieg darum, Wunden zu heilen“, erklärt Mentrup. Diese französische Stadt war am Samstag beim Festakt vertreten. „Wir prüfen, ob wir zu dritt etwas machen können“, verrät der Karlsruher Rathauschef.

Städtepartnerschaften gibt es zudem mit Halle, dem britischen Nottingham und mit Temeswar in Rumänien. Die Verbindung mit dem russischen Krasnodar liegt seit dem Krieg gegen die Ukraine auf Eis.

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