Skip to main content

Vakzine gegen Omikron

Unterschiedliche Nachfrage nach neuen Corona-Impfstoffen in Karlsruhe

Karlsruher Ärzte und Apotheker sehen keinen Ansturm auf die Omikron-Impfstoffe, teils aber gestiegenes Interesse. Sie erkennen eine Normalisierung im Umgang mit Corona.

Felix Maertin,  Jutta Thoele, Sandra Dittmann halten ein Plakat mit dem Hinweis auf ihr Mühlburger Impfzentrum.
Eröffnen ein Impfzentrum: Die Mühlburger Apotheker Felix Maertin, Jutta Thoele und Sandra Dittmann (von links) bieten ab 1. Oktober Impfungen gegen Corona und die Grippe an. Foto: Jörg Donecker

Für Felix Maertin startet am ersten Oktober-Wochenende ein Projekt mit offenem Ausgang. In einer ehemaligen Bank-Filiale am Entenfang eröffnet der Mühlburger Apotheker gemeinsam mit zwei Kolleginnen ein kleines Impfzentrum.

Jeweils samstags und sonntags wird sechs Stunden lang geimpft. Ob es dafür überhaupt eine Nachfrage gibt? „Bei Corona habe ich keine Ahnung“, gibt er zu. Doch es geht ihm nicht allein um dieses Virus.

Maertin und seine Mitstreiterinnen bieten zusätzlich Grippe-Impfungen an. „Durch die Hygiene-Maßnahmen gab es in den vergangenen beiden Wintern keine Welle. Nun könnte eine heftige auf uns zukommen“, sagt der Apotheker und verweist auf Australien.

Das Land mit seiner lange strikten No-Covid-Politik wurde vor wenigen Wochen von der stärksten Grippewelle seit Jahren erwischt. „Ich rechne damit, dass das Interesse an einer Grippe-Impfung größer ist als vor der Pandemie.“

Apotheker dürfen erst seit wenigen Monaten selbst impfen

Apotheker dürfen erst seit wenigen Monaten selbst die Spritze für Grippe-Immunisierungen setzen. Im Mai gab der Bundestag grünes Licht, doch noch sind viele Fragen offen. Es gebe wenige Informationen und keine Entscheidung über die Vergütung, berichtet Maertin. „Aber wir ziehen das jetzt durch. Wir wollen helfen“, sagt er.

Bestellt hat Maertin auch die seit wenigen Tagen verfügbaren Corona-Impfstoffe, die an die Subtypen BA.1 beziehungsweise BA.4/BA.5 der Variante Omikron angepasst sind. „Viele hat es in der Infektionswelle im Frühjahr erwischt. Für die Generation 60plus ist das ein halbes Jahr her“, sagt er.

Eine Auffrischung sei gemäß Stiko-Empfehlung gut. Doch ob viele diesem Rat folgen und sich eine weitere Impfdosis spritzen lassen, kann er überhaupt nicht einschätzen. „Die Pandemie ist ja auch halb vorbei“, sagt er.

Karlsruher Ärztin erkennt keinen großen Ansturm

„Wir sind in eine Phase der Normalisierung eingetreten“, sagt auch die Durlacher Allgemeinmedizinerin Marianne Difflipp-Eppele. Für sie ist die Zeit der großen Impfaktionen vorbei. Wer sich schützen wolle, könne das tun. Einen großen Ansturm auf die angepassten Impfstoffe gebe es nicht, das höre sie auch im Gespräch mit Kolleginnen und Kollegen.

Aus Sicht der Ärztin wäre der auch gar nicht angebracht. „Ich halte mich an die Ständige Impfkommission und rate tatsächlich nur Risikogruppen und älteren Menschen zur Auffrischung“, sagt Difflipp-Eppele.

Der letzten Experten-Empfehlung sei außerdem zu entnehmen gewesen, dass vier „immunologische Ereignisse“ – also etwa drei Impfungen und eine Infektion – als Schutz völlig ausreichen. Und sie selbst kenne kaum noch Menschen, die noch kein Covid hatten.

Eine andere Strategie verfolgt Christian Schweninger. Aus Sicht des Chefs der Permanenten Impfambulanz (PIA) Baden-Württemberg könne sich „jeder Erwachsene eine vierte Impfung holen, wenn sechs Monate vorbei sind“. Man sei auch bereit, Menschen als „Fünftereignis“ zu impfen. Der Impfschutz sei nach mehr als sechs Monaten „einfach nicht mehr sehr gut“.

Die neuen Impfstoffe hätten in seinen Ambulanzen zu einer erhöhten Nachfrage geführt, sagt Schweninger. Er spricht von einer Verdopplung der Terminbuchungen. Viele gingen an den ersten Tagen dennoch leer aus. „Anfang vergangener Woche wurden nur sechs Prozent unserer Bestellung geliefert“, sagt der Arzt.

Man habe vielen Menschen absagen müssen, auch in der Karlsruher Filiale in der Postgalerie. „Das Schlimmste war allerdings, dass wir aufwendig geplante Impfaktionen in zehn Pflegeheimen streichen mussten.“ In dieser Woche scheinen die Probleme mit der Logistik behoben. Es sei genügend Impfstoff geliefert worden, sagt Schweninger.

nach oben Zurück zum Seitenanfang