
Ein altes Haus auf dem Land. Ein Familiengeheimnis. Ein Paar beim unsicheren Neuanfang in der Fremde. Eine Geschichte, die ebenso in Deutschland spielen könnte. Doch es geht um Bilder aus der Ukraine. Bilder jenseits der Nachrichten.
Rund 30 Minuten dauert der Film „Lost Hopes“, der beim Karlsruher Filmfestival „Independent Days“ in der Schauburg in einem Programmblock mit Beiträgen aus der Ukraine lief. Und schon diese halbe Stunde zeigt, was Kino kann: Den Zuschauer ganz nah heranbringen an Figuren. Unausgesprochene Gefühle vermitteln. Leise anrühren, ohne laut zu belehren.
„Ich sehe Tränen in einigen Augen.Oliver Langewitz, Leiter „Independent Days“
„Ich sehe Tränen in einigen Augen“, sagte Festivalleiter Oliver Langewitz bei der Zwischenmoderation. Die Hoffnung fürs Kino wird durch Beiträge wie „Lost Hopes“ belebt.

Der Programmblock zur Eröffnung des zweiten Festivaltages stand unter dem Motto „Fighting for Freedom“. Das weckt sofort Assoziationen an den anhaltenden Angriffskrieg, doch die Geschichten handeln auf mehreren Ebenen vom Ringen um Freiheit – zum Beispiel dem Abnabeln eines 17-Jährigen von seinen Eltern unter erschwerten Bedingungen in einem von Konflikten erschütterten Land.
Eigene Programmblöcke zur Ukraine, Frankreich und Indien
Nicht nur der Ukraine ist bei der 22. Ausgabe der „Independent Days“ ein eigener Programmblock gewidmet. Auch Filme aus Frankreich (Freitag, 14.45 Uhr) und Indien (Sonntag, 16.45 Uhr) haben ein jeweils eigenes Fenster, mit Afrika ist auch ein Kontinent als Programmblock vertreten (Sonntag, 19.15 Uhr).
„Wir sortieren die Filme meistens thematisch“, sagt Langewitz. So gibt es auch Programmblöcke zur Klimakrise (Freitag, 12.00 Uhr) oder mit besonders schrägem Humor (Freitag, 19 Uhr).
„In manchen Fällen aber kommen so viele gute Einreichungen aus einer Filmkultur, dass sich dies bündeln lässt“, sagt Langewitz. „Gerade aus Frankreich kommen tolle Filme, die perfekt auf die große Leinwand passen.“
Ein weiteres Land mit starker Festivalpräsenz ist der Iran. Hier habe es sich aber angeboten, die Beiträge auf mehrere international gemischte Fenster thematisch zu verteilen, sagt Langewitz.
Neue Doku über Karlsruher Streetartist „Dome“
Ganz lokal wird der Fokus am Sonntag nachmittag: Ab 14.30 Uhr werden unter dem Motto „Karlsruhe & Friends“ fünf Kurzfilme aus der Region gezeigt, darunter Langewitz’ 20-minütige Dokumentation „Fueled by Love“ über den Karlsruher Streetartist Christian Schäfer, bekannt unter dem Namen „Dome“.

Über mehrere Monate hinweg wurde der Künstler bei einem besonderen Projekt mit der Kamera begleitet: Er gestaltete für die Außenfassade eines Hochhauses in der Augartenstraße eines seiner farbenprächtigen Werke.
„Nur auf den Hubsteiger konnte niemand mit der Kamera mit drauf“, lacht Schäfer, den die Begleitung nach eigener Aussage „nicht irritiert“ hat. Auf die Premiere am Sonntag ist er gespannt, auch wenn er einen Rohschnitt des Films bereits gesehen hat.
Neu sind nicht nur etliche der insgesamt 123 Filme, die präsentiert werden. Neu ist auch eine Kooperation des Festivals mit der Badischen Landesbibliothek. Dort fand am Donnerstag ein voll belegter Schauspiel-Workshop statt.
Oscar-Preisträger Gerd Nefzer hält Vortrag in Landesbibliothek
An diesem Freitag wird dort erstmals ein Drehbuch-Preis vergeben: Ab 19 Uhr werden die nominierten Drehbücher in Ausschnitten bei einer Lesung vorgestellt. Und am Samstag spricht der zweifache Oscar-Preisträger Gerd Nefzer über seine Arbeit als Special-Effects-Experte an Blockbustern wie „Dune“ (ab 14 Uhr im Vortragssaal, Eintritt frei).
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