Skip to main content

Lange Nacht der Museen

Karlsruher Kamuna lockt Scharen in die Ausstellungen

Von der langen Nacht der Museen in Karlsruhe haben sich wieder Tausende Besuchende begeistern lassen. Spiel und Spaß standen im Vordergrund.

Großer Andrang herrscht bei der Karlsruher Museumsnacht in der ZKM-Dauerausstellung „Gameplay“ bei Retro-Games und bei den neuen digitalen Spielen.
Familien und Nachwuchsgamer sind bei der Kamuna am Samstagabend am liebsten in die Spielewelt der Dauerschau „Gameplay“ unters ZKM-Dach eingetaucht. Foto: Uli Deck/Artis

Die 24. Karlsruher Museumsnacht hat am Samstagabend bis Mitternacht nach Veranstalterangaben rund 29.000 Besucher in die 17 teilnehmenden Kulturinstitutionen gelockt, darunter viele Familien mit Kindern.

Das verwundert nicht, bedenkt man, dass im Südwesten mehr Menschen in Museen gehen als zu den Spielen der Fußball-Bundesliga, wie die Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg und Bayern seit Jahren bei entsprechenden Gelegenheiten betonen.

Museumsbesucher pendeln in voll besetzten Shuttlebussen

Vom Generallandesarchiv über das Museum für Literatur, die Badische Landesbibliothek bis zum Pfinzgaumuseum in Durlach haben sich Kulturinstitutionen mit vielseitigen Programmen an der Kamuna beteiligt. In den kleineren Einrichtungen ging es naturgemäß ruhiger zu, besonders lebhafter Betrieb dagegen herrschte in den großen Ausstellungshäusern.

In voll besetzten Shuttlebussen sind die Museumsbesucherinnen und -besucher von Veranstaltungsort zu Veranstaltungsort gependelt. Das Wetter hat weitgehend mitgespielt und erst zu späterer Stunde für einen kurzen Schauer gesorgt.

An diesem Abend sind die Hürden zur Kunst so niedrig wie möglich gewesen. Die Karlsruher Museumsnacht mit dem Motto „Für die Zukunft“ hat schwierige ökosoziale Fragen darüber, wie wir unser Zusammenleben für die kommenden Generationen besser machen können, weitgehend schmackhaft und spielerisch an ihre Besucher gebracht.

Das Museum für Kunst und Medien, einer der zentralen Kamuna-Orte, hat allein 80 Programmpunkte, Führungen, Talks und Computerspiele im Angebot gehabt. Nicht nur Spiel und Spaß, auch den stillen Genuss bei der Kunst gab es: an einem Ende des ZKM bei der Sammlung der Kunsthalle Karlsruhe, die hier wegen ihrer Generalsanierung eingezogen ist, und bei der neu aufgestellten Städtischen Galerie.

Erweitertes Natur-Kultur-Erlebnis vor dem Naturkundemuseum auf dem Friedrichsplatz auf der Karlsruher Museumsnacht.
Erweitertes Kulturerlebnis: Die Museumsnacht hat auf dem Friedrichsplatz auch einen Vorgucker auf das Medienkunstfestival ab 16. August gegeben. Foto: Uli Deck/Artis

William Forsythes Großinstallation aus Hunderten schwingenden Pendeln im ZKM hat die Kamuna-Besucher gleich in Schwung gebracht – schon kurz vor 18 Uhr wurde getänzelt und durchgesaust. Die Kunstinstallation im Lichthof acht ist ein Spaß für alle Generationen und bei den Kindern der Hit. Derweil die Aufsicht alle Hände voll zu tun hatte, die dabei verhedderten Fäden der Pendel schnell wieder zu entwirren.

Wir wollen hier ganz verschiedene Stimmen aus der Stadt zusammenbringen, um gemeinsam Zukunft zu gestalten.
Alistair Hudson
Karlsruher ZKM-Chef

Der neue ZKM-Chef Alistair Hudson beschwor die „Polyfonie“. „Wir wollen hier ganz verschiedene Stimmen aus der Stadt zusammenbringen, um gemeinsam darüber nachzudenken, wie wir Zukunft gestalten wollen“, erklärte Hudson zur Eröffnung, umringt von neun Organisationen aus Karlsruhe, die neue Ideen fürs Stadtleben beigetragen haben. Diversity ist das Stichwort für den englischen Museumsmanager.

Verein Retrogames lockt die Flipperfans nach Bulach

Die Brettspielefans (analog), Handy-Daddler und Nachwuchsgamer zog es in die Spielewelt der Dauerschau „Gameplay“ unterm ZKM-Dach, wo von den Anfängen wie Pac-Man, Space Invader oder Pokemon-Go bis zur aktuellen Spiele-Fraktion alles ausprobiert wurde. „Das war ein großer Spaß – die ganze Familie hat mit den Autos gespielt“, sagte Anja Madlener, die mit ihrem Mann, zwei Töchtern und dem Sohn zum zweiten Mal zur Kamuna gekommen war und sich mit „Room Racer“ die Zeit vertrieben hat. Das Kontrastprogramm hat eine Shuttlebusstation weiter beim Karlsruher Verein Retrogames in Bulach stattgefunden, wo Flipper und Videospielautomaten in Beschlag genommen wurden.

Dino-Maskottchen taucht in der Kamuna-Nacht beim Urzeit-Vortrag „Stirb langsam 2 – das Ende der Dinosaurier“ im Naturkundemuseum auf.
Schabernack mit Dino im Naturkundemuseum: Mitten im Urzeit-Vortrag „Stirb langsam 2“ hat ein Maskottchen der ausgestorbenen Spezies für viel Spaß bei den Besuchern gesorgt. Foto: Christiane Lenhardt

Im Naturkundemuseum war der Andrang riesig. Auch hier gab es viele Führungen und Vorträge, wie zum Beispiel über das neue Karlsruher Korallenriff, wo sich alle Augen auf den kleinen Hai im großen Aquarium gerichtet haben oder beim Urzeit-Vortrag „Stirb langsam 2 – Das Ende der Dinos“. Im Naturkundemuseum allerdings fühlen sich die Dinos anscheinend wohl; jedenfalls geisterte ein Plastik-Dino nach Art der Maskottchen zwischen den Besuchern umher, erst zum Schrecken, dann zur Belustigung allerseits. Ein hübscher Gag am Rande neben dem Schabernack beim obligatorischen Schabenrennen, bei dem es auch Siegerurkunden gab.

Genau wie bei Opa – von ihm habe ich die Plattensammlung geerbt.
Danica Detelic
Besucherin im Landesmuseum

Noch kurz vor Mitternacht herrschte Andrang im Badischen Landesmuseum bei der 80er-Jahre-Ausstellung. „Genau wie bei Opa“, sagte die junge Besucherin Danica Detelic aus Karlsruhe. Von ihrem Großvater hat sie eine Plattensammlung mit den alten Hits geerbt, zusammen mit ihrer Freundin Inés Montes Bullón stand sie nun andächtig vor den Covern von Udo Jürgens und Falco bis Peter Maffay. Wie ein Déjà-vu ist Rolf Vogelsang die politische Botschaft der Schau erschienen. „Das Waldsterben gab es schon vor 50 Jahren“, sagte der Karlsruher Senior. Angesichts der Ökobewegung der 80er und der Umweltsituation jetzt habe sich nicht viel verbessert.

nach oben Zurück zum Seitenanfang