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Cochlea-Implantate

Karlsruher Klinik als Vorreiter im Kampf gegen Taubheit

Mit Loop X nutzt das Städtisches Klinikum als erste Klinik Deutschlands einen mobilen Roboter, der das Operationsverfahren unterstützt.

Arzt steht am Operationstisch im Städtischen Klinikum
Zurück in die Welt der Töne: Am Städtischen Klinikum in Karlsruhe wird durch ein bestimmtes Operationsverfahren und mithilfe eines Implantates sowie einem mobilen Roboter das Gehör wiederhergestellt. Foto: Markus Kümmerle

Dass da eine Patientin, eine Frau mittleren Alters, auf dem Operationstisch liegt, kann man allenfalls erahnen. Der gesamte Körper ist abgedeckt und zunächst ziehen Instrumente aller Art das Auge des Beobachters auf sich. Beim zweiten Blick entdeckt man dann das kleine Loch, das da hinter dem Ohr in den Schädel der Patientin gefräst wurde und das den Blick in Richtung Innenohr frei gibt.

Durch dieses kleine Loch wird der Arzt Jürgen Neuburger eine Elektrode schieben, die eine Verbindung zwischen Innenohr und einem im Schädelknochen verankerten Implantat herstellt. Diese Operation macht es möglich, die Gehörlosigkeit zu überwinden.

Neuburger ist ein Experte und hat am Städtischen Klinikum in Karlsruhe die chirurgische Leitung über die Operation von Cochlea-Implantationen inne. Ehe er in die Region gekommen war, arbeitete er mehr als 16 Jahre an der Medizinischen Hochschule Hannover, eines der Zentren weltweit auf dem Gebiet von Cochlea-Implantaten.

Arzt in Karlsruhe trägt selbst die Cochlea-Implantate

Vor allem aber kennt Neuburger die Vorteile eines solchen Implantats aus eigener Erfahrung. Nach einer Hirnhautentzündung verlor er als Kind sein Gehör und war danach zwei Jahrzehnte lang praktisch taub, bis ihm selbst zwei dieser Implantate eingesetzt wurden und er danach wieder das Hören erlernte.

Wenn man nichts hört, kann man nicht mit einem Team von Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern zusammenarbeiten.
Jürgen Neuburger, Chirurg

Nur so war überhaupt eine Fortsetzung seiner medizinischen Laufbahn denkbar. „Wenn man nichts hört, kann man nicht mit einem Team von Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern zusammenarbeiten.“ Am Städtischen Klinikum Karlsruhe ist man sehr froh, auf einen Experten wie ihn zurückgreifen zu können.

Auch Professor Werner Heppt, Ärztlicher Direktor der Hals-Nasen-Ohren-Klinik am Städtischen Klinikum, hat eine Hannoveraner Vergangenheit. Als er 1996 nach Karlsruhe kam, gab es hier „ein Budget“ von 15 Cochlea-Implantaten jährlich. In Zukunft werden in Karlsruhe wohl deutlich mehr dieser Operationen durchgeführt, denn Cochlea-Implantate sind eine Kassenleistung und insbesondere für ältere Patienten, die ihr Hörvermögen einbüßen, sehr interessant.

Mobiler Roboter unterstützt das Operationsverfahren

Hören ist ein Stück Lebensqualität. Karlsruhe ist zudem die bisher einzige Klinik im Land, die während einer solchen Operation ein völlig neuartiges Instrument, den Loop X, einsetzen kann. Dabei handelt es sich um einen mobilen Roboter, mit dessen Hilfe direkt im OP-Saal eine Computertomografie durchgeführt werden kann, der bisher nötige Transport der Patienten in andere Abteilungen des Klinikums entfällt. Vor allem aber kann binnen Minuten kontrolliert werden, ob die Operation erfolgreich war.

Vor gut einem Jahr war Karlsruhe die erste Klinik Deutschlands, die ein solches Gerät dank einer privaten Spenderin erwerben konnte. Seither ist Loop X bei unterschiedlichen Operationen im Einsatz, zum dritten Mal nun auch bei einer Cochlea-Implantation.

Marion Ernst, einer Mitarbeiterin der Herstellerfirma, fährt das Gerät per Tablet in Position und anschließend wird per Knopfdruck ein dreidimensionales Bild vom Bereich des Innenohrs erzeugt.

Neuburger und Oberarzt Michael Beeretz begutachten anschließend das Ergebnis der Operation und sind sehr zufrieden. Die Wunde im Kopf kann wieder geschlossen werden, der Weg der Patientin zurück in eine Welt voller Töne kann beginnen. Viele Kontrolltermine sind fällig, das Implantat muss optimal eingestellt werden, ein Sprachtraining beim Logopäden ist nötig.

„Wir wollen unseren Patienten aus der Region, die langen Wege an weiter entfernte Kliniken ersparen.“ Es ist deshalb keinesfalls die Intention, Patienten aus anderen Teilen der Republik nach Karlsruhe zu locken. Zumal in der alternden Gesellschaft die Zahl der Menschen mit Hörverlust weiter zunehmen wird.

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