Im Kampf gegen Corona erneuern sowohl Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) als auch der Chef des Städtischen Klinikums, Michael Geißler, die Forderung nach einer allgemeinen Impfpflicht. „Wir müssen langfristig denken, sonst geht das Spiel im Herbst wieder los“, sagt Geißler.
Mentrup wiederum möchte in den nächsten Wochen und Monaten den „Kritischen und Hadernden“ eine Impfberatung anbieten. „Es geht nicht um das Überreden, sondern um eine ernst gemeinte Diskussion, was vernünftig und geboten ist“, so der Rathauschef am Donnerstag. Insgesamt sei die Nachfrage nach Impfungen derzeit rückläufig, es gebe freie Termine.
Geißler betont, dass eine überstandene Omikron-Infektion ohne vorherige Impfung allein als Schutz nicht ausreiche. Wie Mentrup empfiehlt Geißler zudem Menschen über 70 Jahren sowie mit Begleiterkrankung und Bewohnern von Pflegeheimen, sich drei, vier Monate nach der dritten Impfung einen zweiten Booster geben zu lassen. Dass dieser für die gesamte Bevölkerung empfohlen wird, sehe er zumindest im Sommer jedoch nicht. Der erste Booster sei jedoch in jedem Fall sinnvoll, so Geißler.
Mentrup berichtet, dass es aktuell wieder Ausbrüche in Pflegeheimen und dort vereinzelt ebenfalls Todesfälle nach Corona-Infektionen gebe. „Schwere Verläufe entfallen fast durchgängig auf Ungeimpfte“, so Mentrup. Er will an der einrichtungsbezogenen Impfpflicht etwa für Pflegekräfte als ersten Schritt festhalten. Ihm sei es wichtig, dass dieses Bundesgesetz auch bundesweit einheitlich umgesetzt wird. „Wir sind in der Nähe zu Rheinland-Pfalz“, so Mentrup. Gäbe es da Unterschiede, würde das die Akzeptanz nicht steigern.
Abwasser-Analyse sieht Steigerung
Bei der Corona-Lage in Karlsruhe geht Mentrup weiter davon aus, dass der Höhepunkt erreicht oder überschritten ist, obwohl die Zahlen der Abwasser-Auswertung derzeit nach oben gingen. Er rechne dennoch nicht mit größeren Belastungen in den nächsten Wochen. Geißler sieht das ähnlich: „Die Belastung ist für die Kliniken beherrschbar.“ Probleme verursachten Personalausfälle.
Der OB ist sicher: „Die Dunkelziffer ist immer schwerer kalkulierbar.“ Bei den Schulen seien aktuell 697 Schüler infiziert. „Insgesamt ist unsere Inzidenz derzeit mit Werten zwischen 1.400 und 1.500 immer noch hoch.“ Dennoch hält der Oberbürgermeister ebenso wie Geißler die jetzt geplante stufenweise Öffnung beziehungsweise Lockerung der Regeln für vertretbar. Es sei richtig, etwa höhere Teilnehmerzahlen zu genehmigen.
Die Maskenpflicht hingegen würde Mentrup zum Beispiel in Bus oder Bahn gerne noch etwas beibehalten. „Da können wir dann vielleicht bei den Nutzern die Unsicherheit reduzieren“, sagt er vorher.