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Milliardenprojekt

Karlsruher Verkehrsexperten beim Bau einer neuen Straßenbahnlinie in Israel beteiligt

Straßenbahnen haben in Israel noch Seltenheitswert. Eine Tochtergesellschaft der Karlsruher AVG ist nun bei einem Neubauprojekt mit an Bord.

Eine Straßenbahn, als Fahrtziel ist Nazareth zu lesen
Im Norden von Israel soll zwischen Haifa und Nazareth eine Straßenbahn verkehren. Beim Bau und Betrieb bringen Karlsruher Experten der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) als Berater ihre Expertise ein. Foto: Alstom

Zwischen Mühlacker und Wörth, zwischen Bad Schönborn und Bad Herrenalb verkehren die Fahrzeuge der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft – die nun auch Israelis in Fahrt bringen will.

Eine Tochtergesellschaft der AVG unterstützt als Berater nämlich den Bau einer neuen Linie zwischen Haifa und Nazareth. Ähnlich wie bei der hiesigen Stadtbahn fährt die „Light Railway Line“ künftig innerstädtisch und über Land, erläutert der Technische Geschäftsführer der AVG, Christian Höglmeier.

Seit vielen Jahren wird das „Karlsruher Model“ genannte Stadtbahnsystem ins Land getragen und auch mal ins Ausland exportiert. So entstanden Kontakte nach Israel, wo Straßenbahnen noch Seltenheitswert haben. Es gibt eine Eisenbahn, ansonsten setzte der öffentliche Nahverkehr aber lange auf Busse und Sammeltaxen.

Karlsruher AVG berät Israelis

2011 wurde die Straßenbahnlinie in Jerusalem eröffnet, inzwischen gibt es auch eine Verbindung in Tel Aviv. Nun soll also die neue Verbindung im Norden des Landes entstehen – mit Unterstützung der Karlsruher Fachleute.

Der Betreiber muss am Ende israelisch sein, doch ein in der Sache erfahrener Berater aus dem Ausland ist als sogenannter „Experience Provider“ ebenfalls gesetzt, erklärt Nicolai Albiez. Er leitet bei der AVG das Projekt und war bereits in Israel. Dort laufen bisher Vorarbeiten, erzählt er. „Es geht zum Beispiel ums Planieren.“

Die Karlsruher begleiten das Großprojekt von Anfang an. Sie unterstützten das eigentlich auf Busverkehr spezialisierte Unternehmen Electra Afikim schon beim Erstellen des Angebots. Das wurde angenommen.

Mit im Boot ist zudem Alstom aus Frankreich als Hersteller von Schienenfahrzeugen und -systemen. Die Karlsruher Aktivitäten verantwortet die AVG-Tochter Transporttechnologie-Consult Karlsruhe (TTK).

Erwartet werden rund 100.000 Fahrgäste pro Tag

Nun geht es um den Bau und die Inbetriebnahme der neue Linie. „Es ist spannend, wenn ein System von null aufgebaut wird“, erklärt Höglmeier. Genau 40,5 Kilometer lang ist die geplante Strecke, an der es 20 Haltestellen geben soll. Insgesamt 52 Fahrzeuge sollen im Einsatz sein.

Die Israelis planen mit einer Taktung zwischen vier und zehn Minuten. Sie erwarten rund 100.000 Fahrgäste pro Tag – und positive Effekte auf die ganze Region. Ein deutlicher Anstieg der Bevölkerung wird in dem Gebiet im Zuge des verbesserten Nahverkehrs erwartet. Aktuell leben in und rund um Haifa 315.000 Menschen, ebenso viele sind es in Nazareth.

Bis 2029 soll die neue Verbindung in Betrieb gehen. Israelische Medien nennen das ambitioniert. „Die ersten 100 Tage im Betrieb werden spannend“, sagt Albiez voraus. Karlsruher Experten werden dann in Israel dabei sein, doch vorher werden immer wieder Israelis nach Karlsruhe reisen. Gerade war eine Delegation da.

Es geht in den nächsten Jahren dann unter anderem um die Fahrerausbildung und Schulungshandbücher. Israelis werden beispielsweise in der Leitstelle hospitieren. „Es geht um das Üben am realen Objekt“, erläutert Albiez.

Karlsruher unterstützen auch in Tel Aviv

Die AVG-Tochter berät bei der Betriebsplanung, bei der Depotgestaltung oder dem Fahrgastservice. Doch die AVG ist nicht Teil des Betreiberkonsortiums, betont Höglmeier. Die Karlsruher tragen also kein wirtschaftliches Risiko bei dem auf gut eine Milliarde Euro geschätzten Projekt.

Möglich ist, dass die Karlsruher bald auch die Einwohner und Besucher von Tel Aviv in Fahrt bringen: Die israelischen Partner bewerben sich nämlich um den Betrieb von weiteren Stadtbahnlinien in der Küstenmetropole.

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