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 Praxis trifft Theorie

KIT-Studenten erleben Aerodynamik live in Rheinstetten

Maschinenbaustudenten des KIT tauschen Hörsaal gegen Cockpit und erleben in Rheinstetten Aerodynamik hautnah. Eine Kooperation macht es möglich.

Studium mal anders: Bei der KIT-Vorlesung Aerodynamik und Segelflug in Rheinstetten geht es für die Studierenden auch in die Luft.
Studium mal anders: Bei der KIT-Vorlesung Aerodynamik und Segelflug in Rheinstetten geht es für die Studierenden auch in die Luft. Foto: Jörg Donecker

Maschinenbaustudent Philipp Bonfert sagt ruhig und klar – als säße er beim Vortrag im Hörsaal: „Jetzt nehmen wir noch etwas Fahrt auf, dass wir mehr Reserven für diese Übung haben.“ Die Nase der ASG 32 senkt sich, denn Bonfert pilotiert am Steuerknüppel das ultramoderne Hochleistungssegelflugzeug 399 Meter über Rheinstetten, wie der Höhenmesser anzeigt. 

„Dann schlage ich jetzt das Querruder nach rechts aus, die Nase geht nach links oben, ich hole die Nase mit dem Seitenruder wieder herunter, Querruder neutral, Nase sackt durch, Fahrt nimmt zu, ich stütze mit Höhen- und Querruder ab und gehe in den stationären Kreisflug über“, so Bonfert weiter.

Mit der sogenannten „Steilspirale“ simuliert er das gefährliche Trudeln und zeigt, wie ein Pilot gegensteuern und das Flugzeug wieder stabil bekommen kann. Praktisch im Flugzeug umgesetzt, wird der Flugpassagier mit 2 g in den Sitz gepresst – g-Kräfte bezeichnen das Lastvielfache, das bei einem Flugzeug auftreten kann –, seine Gesichtsmuskulatur fängt leicht zu kribbeln an. Es ist schwierig, die Augen offenzuhalten. 

Karlsruher Studenten fliegen erstmals in Rheinstetten

Zum ersten Mal findet die Lehrveranstaltung „Aerodynamik“ des Instituts für Strömungsmechanik (ISTM) am Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) in Kooperation mit der Akademischen Fliegergruppe (Akaflieg) Karlsruhe dort draußen statt.

Der Flug ist nur einer von vielen, die am Donnerstagmorgen ab 9 Uhr auf dem Segelflugplatz in Rheinstetten-Forchheim stattfinden. Lernziele sind, theoretisch beschriebene und errechnete g-Kräfte praktisch erfahrbar zu machen, das negative Wendemoment mit Querruder kennenzulernen oder die primären und sekundären Wirkungen der Ruder im Flug zu erkennen. 

„Es ist der Hammer, denn hier sind lauter Überzeugungstäter am Werk“, zeigt sich Jochen Kriegseis hocherfreut über die Zusammenarbeit von Institut und Fliegergruppe. Als Professor am ISTM leitet er mit seinem Kollegen Davide Gatti die Veranstaltung. Kriegseis sieht „mit diesem Testballon die Nutzerperspektive aus dem theoretischen Baukasten auf die Füße gestellt – vom Lehrbuch ins Cockpit“.

Es ist der Hammer, denn hier sind lauter Überzeugungstäter am Werk.
Jochen Kriegseis
Professor am Institut für Strömungsmechanik

Während eine Studentengruppe fliegt, führt Student Ferdinand Elsner die andere Gruppe durch den Hangar und erläutert etwa Grundrisse von Flügeln. Zusammen mit Kommilitone Bonfert gestalten sie selbst Vorlesungen für rund 15 Studenten in Präsenz, die – von insgesamt 400 Maschinenbaustudenten – das Wahlfach Aerodynamik belegt haben.

„Wir sind offen für die Forschung, haben früher schon die Meteorologen unterstützt“, sagt Mikael Albayrak, Vorsitzender der Akaflieg, und begrüßt die Kooperation. So hätten sie schon 1965 mit dem AK 1 Klapptriebwerk in ihrem über 95-jährigen Bestehen immer wieder an Innovationen mitgewirkt. Derweil steigt Master-Studentin Katrin Klingel aus einem Segler: „Leicht flau ist mir schon. Aber es ist gut, da ich bisher das Wissen nur aus der Theorie hatte.“

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