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Sonne und Wind nutzen

Klimaschutz: Was Zugwäscheleinen der Karlsruher Südstadt nutzen sollen

Mit einer eigentlich ganz einfachen Idee punktet Dorothee Rosenbauer bei einem Klimaideenwettbewerb: In der Südstadt sollen wieder Zugwäscheleinen in den Hinterhöfen hängen.

Stelzenläufer „Udo Unglaublich“ an einer Wäscheleine am Werderplatz
Großes Interesse: Stelzenläufer „Udo Unglaublich“ an einer Wäscheleine am Werderplatz. Ein Fest sollte auf die neue alte Idee aufmerksam machen. Foto: Jörg Donecker

Sonnen- und Windenergie ist kompliziert und teuer? Überhaupt nicht. Jedenfalls nicht in der Karlsruher Südstadt. Dort hat man jetzt eine ebenso leichte wie billige Möglichkeit gefunden, sie zu nutzen – und hat sofort einen Preis dafür bekommen. Die „Erfinderin“ ist Physiklehrerin.

Als Dorothee Rosenbauer vom Klimaideenwettbewerb bei „Klimaschutz nebenan“ erfuhr, hatte sie eine Idee: Die Sonne scheint in Karlsruhe ja oft, und Wind gibt es ebenfalls häufig. Warum also nicht einfach wieder die alten Wäscheleinen aufspannen, die es in der Südstadt so lange gegeben hat? Jene Zugwäscheleinen, die über Räder laufend zwischen den Häusern gespannt sind.

Rosenbauer wohnt selbst in der Südstadt und hat festgestellt, dass diese einfachen Geräte inzwischen oft kaputt gegangen und nicht mehr nutzbar sind. Sie reichte ihren Plan ein und gewann mit dieser genial einfachen Idee einen der drei großen Preise: 3.000 Euro, die sie dafür einsetzen wird, die alten Zugleinen zu reparieren oder neue zu montieren.

Die Wäsche duftet ganz wunderbar, wenn sie von draußen kommt.
Dorothee Rosenbauer
Preisträgerin

Am Samstag stellte sie mit ihren Mitstreiterinnen, Unterstützern und dem Bürgerverein Südstadt ihre Initiative mit einem bunten, kleinen Fest vor, mit einem Stelzenmann und Musik. Das Interesse war groß.

Das Trocknen an der frischen Luft hat viele Vorteile, die Rosenbauer gern aufzählt: „Die Wäsche duftet ganz wunderbar, wenn sie von draußen kommt. Man kann Energie und Geld sparen, wenn man keinen Trockner benutzt. Und es hat sehr geringe Investitionskosten: Ein Trockner amortisiert sich nach etwa zehn Jahren, die Zugwäscheleinen schon nach einem Jahr.“

Zugwäscheleinen haben in Karlsruhe viele Vorteile

Auf dem Fest zeigte sie auch gleich die Selbstbausätze, die etwa 70 Euro kosten – es gibt welche zum Anbringen an der Mauer, aber auch welche, die man am Balkongitter einfach einhängen kann, da spart man sich gleich noch den Handwerker.

Es gibt noch mehr Vorteile, wenn man die Wäsche so aufhängt. Durch die Verdunstung und Verschattung kühlen die Wäscheleinen im heißen Hochsommer die Hinterhöfe, das Leben wird für alle angenehmer, und die Wohnungen schimmeln nicht so schnell, weil die nasse Wäsche draußen hängt. Und dann hat das Konzept noch zwei wichtige nachbarschaftliche Aspekte: die Hinterhöfe werden bunt und lustig, und die Kommunikation zwischen den Hausbewohnern wird lebendiger, denn man muss sich ja mit dem Gegenüber verständigen.

Als Rosenbauer ihre Idee der Vorsitzenden des Bürgervereins Südstadt, Martina Hillesheimer, erzählte, war diese sofort begeistert und schickte ihr aus dem nächsten Italienurlaub ständig Fotos von mit bunter Wäsche bestückten Wäscheleinen, die quer über die Straßen gespannt waren.

Der Bürgerverein hat die Idee mit viel Werbung sofort unterstützt. Ob man die Leinen auch über die Südstadtstraßen spannen darf, sei nicht geklärt. Aber die Hinterhöfe bekommen dadurch einen lebendigen, südländischen Flair. In gewisser Weise passend, denn immerhin haben vor allem Einwanderer aus Italien die Südstadt immer wieder geprägt.

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