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Fastnachtliche Ordensmatinee

Narren auf der Schiene: Mit Rückwärtsfahrt in die Kampagne in Karlsruhe

Mal was ganz anderes machen – das ist oft das Prinzip der Fastnachter. Warum die Straßenbahner-Karnevalsgesellschaft Karlsruhe (StraBaKa) eine Ordensmatinee in der Bahn abhalten.

Ordensmatinee der StraBaKa, Foto: v.l.n.r.: Gerhard Lipic, Aliyah, Petra Vukovic, Manfred Jehle, Vivian Vukovic,  Sonja Ruoss
Närrische Straßenbahnfahrt: Die Ordensmatinee der StraBaKa auf der Schiene hat Tradition – von links Gerhard Lipic, Aliyah, Petra Vukovic, Manfred Jehle, Vivian Vukovic und Sonja Ruoss. Foto: Jörg Donecker

Bei Fastnachtern geht manches das eine oder andere Mal etwas anders als im normalen Leben. Straßenbahnen dürfen normalerweise mit Fahrgästen nur im äußersten Notfall rückwärts fahren. Wenn nur Fastnachter an Bord sind, dann schon.

Die Straßenbahner-Karnevalsgesellschaft Karlsruhe (StraBaKa) hatte am Samstag zu einer Ordensmatinee der besonderen Art gebeten.

In Zeiten, bevor die gesamte Stadt Karlsruhe eine große Baustelle war, hatten die Straßenbahner-Karnevalisten zu Beginn der Kampagne zu Stadtrundfahrten mit Straßenbahnen eingeladen. Ihren jeweiligen Jahresorden hatten sie damals freilich immer zuvor in einem Saal vorgestellt und vor Beginn der Fahrt vergeben. Der Begriff ist eigentlich „verliehen“.

Aber die Gesellschaften „verleihen“ ihre Orden nicht, denn sie wollen sie am Ende der Kampagne ja auch nicht zurück.

Die Straßenbahn der Linie 11 lächelt

Nachdem nun die Bauarbeiten so weit beendet sind, hat sich die Gesellschaft um ihren Präsidenten Manfred Jehle dazu entschlossen, wieder einmal mit einer Trambahn durch die Stadt zu kreuzen, und die Vergabe des Jahresordens bei dieser Tour vorzunehmen. Mit Rückwärtsfahrt aus dem Betriebshof in der Gerwigstraße.

Die in jeder Saison neu aufgelegten Orden der verschiedenen Gesellschaften zeigen stets ein Motiv, das zu der jeweiligen Gesellschaft passt. Im Orden der StraBaKa zur Kampagne 2022/23 ist, wie jedes Jahr, eine lächelnde Stra-ßenbahn der Linie 11 zu sehen. Das Spezifische für diese Kampagne ist der Hinweis darauf, dass die Fußtruppe „Allez-Hopper“ der Gesellschaft in dieser Kampagne 22 Jahre alt wird.

Mitglieder sind großteils Straßenbahner

Mit dem Namen nimmt die Gesellschaft Bezug auf ihren Schlachtruf „Allez-Hopp“, der zum Teil aus dem Französischen stammt und „auf, jetzt geht’s los“ bedeutet.

Dass eine Stadt eine Straßenbahner-Karnevalsgesellschaft hat, ist ungewöhnlich. Denn Karnevalsvereine, deren Mitglieder zum großen Teil Straßenbahner sind, gibt es nach Jehles Wissen sonst nur noch in den echten Karnevalshochburgen Mainz und Köln.

Die Fastnacht ist aus der Gegnerschaft gegen die Obrigkeit entstanden. In Mainz etwa aus dem Widerstand gegen die französische Besatzung im 19. Jahrhundert. Karnevalisten provozieren auch gerne.

Und so haben Orden wie Uniformen oder Garden den Sinn, Persiflagen auf Übliches zu sein. Mit diesen karnevalistischen Bräuchen nehmen die Narren das Militär und etablierte Gesellschaftsteile kräftig auf die Schippe.

Corona-Pandemie hat ausgezehrt

In diesem Sinne sind auch Karnevalsgesellschaften, Fastnachtsvereine und Zünfte entstanden. Im Festausschuss Karlsruher Fastnacht (FKF) sind momentan immer noch immerhin 23 Vereine organisiert. Die meisten leiden darunter, dass in zwei Jahren Corona-Pandemie die Mitgliederzahlen zurückgegangen sind.

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Die StraBaKa hat derzeit noch rund 80 Mitglieder, darunter etwa 30 Aktive. Was, verglichen mit anderen Gesellschaften, doch noch relativ viele sind.

Die Jugendgarde zählt augenblicklich acht Mädchen und zwei Jungs. Jehle hofft, dass diese nach ihrer Tanzzeit in die Aktivitas der Gesellschaft übertreten und so für Kontinuität sorgen. Wie viele neue Gruppen vor allem in den vergangenen Jahren entstanden sind, weiß bis dato niemand so recht. Zumeist sind es Hexenzünfte.

Gruppen unter den Dachverband?

Nach Ende der jetzt angelaufenen Kampagne will sich der FKF verstärkt darum kümmern. Und durch eine Satzungsänderung Gruppen, die tatsächlich Fastnacht in irgend einer Form feiern, die Möglichkeit zu geben, dem Dachverband beizutreten oder zumindest mit ihm zu kooperieren.

Manfred Jehle sieht die Bedeutung der Orden etwas anders. Für ihn stellen sie insbesondere eine lange gehegte Tradition dar. Den Sinn, der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten, den erkennt Jehle nicht.

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