Skip to main content

Energiekrise

Nebenkosten unbezahlbar: Wie die Stadt Karlsruhe Bedürftigen helfen will

Für viele Menschen werden die Nebenkosten zum Problem – vor allem wenn das Geld eh schon knapp ist. Doch es gibt Hilfen, wie die Stadt Karlsruhe betont.

Eine Frau dreht an einem Heizungsthermostat. Die steigenden Energiekosten bereiten vielen Haushalten Sorge.
Sorgen beim Heizen: Die steigenden Energiepreise bereiten vielen Menschen Sorgen. Manch einer kann seine Rechnung nicht mehr bezahlen. Foto: Marcus Brandt/dpa

Inflation und steigende Energiepreise: Vielen graut es vor der Nebenkostenabrechnung und möglichen Nachzahlungen. Im Karlsruher Rathaus ist man darauf vorbereitet, dass mancher am Ende Hilfe braucht. „Und da gibt es keine Schamgrenze“, versichert Sozialbürgermeister Martin Lenz (SPD).

Als Deutschland im Sommer über eine mögliche Gasmangellage debattierte und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) vor Volksaufständen warnte, versammelte Cordula Sailer von der Sozial- und Jugendbehörde zahlreiche Experten an einem Tisch.

Die Leiterin des Fachbereichs Beratung und Prävention brachte Vertreter des Jobcenters, des Sozialamtes, der Wohngeldstelle, aber auch der Stadtwerke, der Klimaagentur und des Studierendenwerks zusammen. „Wir ahnten, dass Leute zu uns kommen werden, die bisher noch keine Sozialleistungen beziehen.“

Wir wollten vor die Lage kommen.
Cordula Sailer, Leiterin des Fachbereichs Beratung und Prävention

Es gelte: Wenn man gerade so mit seinem Geld rumgekommen sei, reiche es jetzt eben vielleicht nicht mehr. „Wir wollten vor die Lage kommen“, erläutert die Psychologin. Lenz sieht dabei Parallelen zum Aufkommen der Schuldnerberatung in den 1990er Jahren: „Auch da kamen Menschen, die keine Sozialleistungen beziehen.“

Jobcenter oder Sozialamt übernehmen im Notfall die Nebenkosten-Nachzahlung

Inzwischen liegt ein Flyer vor, der in der Stadt gestreut wird. Die Menschen sollen wissen, dass es Hilfe gibt, betonen die Beteiligten. Und dabei hätten sie gar nicht erst neue Auffangsysteme austüfteln müssen.

„Es gibt schon Instrumente“, fasst es Sailer zusammen. Das Jobcenter oder das Sozialamt übernehmen im Notfall die Nachzahlung – auch von Menschen, die bisher keine Sozialleistungen erhalten. „Dazu kann man einen Antrag stellen“, erläutert Sozialamtschef Torsten Klein. Nötig seien im nächsten Schritt dann Angaben zu allen im Haushalt lebenden Personen. Dann folgt eine Prüfung.

Es könne je nach Fall eine einmalige, aber auch eine längerfristige Unterstützung bewilligt werden. Klein sagt: „Es ist in jedem Fall gut, wenn sich die Menschen schnell an uns wenden und die Rechnung nicht lange unbezahlt liegen lassen.“ Noch seien jedoch keine Anträge eingegangen. Gleiches berichtet Jobcenter-Chef Hans-Peter Kölmel. Er sagt: „Das wird sich wahrscheinlich ändern, wenn im März oder April die Jahresabrechnungen bei den Menschen ankommen.“

Stromkosten werden nicht übernommen, außer es wird damit geheizt

Wer schon Sozialleistungen bezieht, kann seine Nebenkostenabrechnung mit einem schriftlichen Antrag auf Übernahme des Betrags an das Jobcenter beziehungsweise das Sozialamt schicken. Grundsätzlich gilt: Mietkosten werden – wenn sie als angemessen akzeptiert sind – warm übernommen, also inklusive Heizung. Kölmel erklärt: Für Strom gelte das nicht – es sei denn, dass damit geheizt wird.

Im Versprechen, niemanden allein zu lassen, greift das Team von Martin Lenz auch an anderer Stelle auf bestehende Strukturen zurück: Die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur bietet bei den Menschen zu Hause eine kostenlose Energiesparberatung an. Bedürftige bekommen zudem Hilfe, wenn sie alte Kühlschränke oder Gefriertruhen gegen energiesparendere Modelle tauschen: „Mit nur 50 Euro Selbstbeteiligung können Sie ein neues, effizienteres Kühlgerät erhalten und sparen künftig jede Menge Kosten“, verspricht der Flyer.

Service

Erwerbsfähige Menschen zwischen 15 und 65 Jahren, die Hilfe bei der Übernahme von Heizkosten benötigen, können sich an das Jobcenter wenden unter Telefon (07 21) 8 31 90. Für alle anderen ist das Sozialamt der Ansprechpartner und unter (07 21) 1 33 54 15 erreichbar. Die Klimaagentur beantwortet Fragen unter (07 21) 4 80 88 16.

nach oben Zurück zum Seitenanfang