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Einordnung statt Abriss

Neue Stele soll Kriegerdenkmal in Karlsruhe-Mühlburg historisch einordnen

Eine neu aufgestellte Stele am Kriegerdenkmal auf dem Lindenplatz im Karlsruher Stadtteil Mühlburg kommentiert die Inschriften des Obelisken und stellt sie in einen historischen Zusammenhang.

Massimo Ferrini und Bürgermeister Albert Käuflein enthüllen die kommentierende Stele am Mühlburger Kriegerdenkmal
Massimo Ferrini, Vorsitzender des Bürgervereins Mühlburg, und Bügermeister Albert Käuflein (rechts) enthüllen die kommentierende Stele am Kriegerdenkmal. Foto: Jörg Donecker

Das Kriegerdenkmal auf dem Lindenplatz in Mühlburg wird von den meisten Passanten kaum wahrgenommen. Das könnte sich nun ändern. In einer kleinen Zeremonie übergab Bürgermeister Albert Käuflein (CDU) eine nun aufgestellte Stele der Öffentlichkeit, mit der die Inschriften des Obelisken kommentiert und in einen historischen Zusammenhang gestellt werden. Zugleich wird auch die Entstehungsgeschichte dokumentiert.

Errichtet wurde das Denkmal im Jahre 1887 zum „Andenken der in den Kampf gegen Frankreich in den Jahren 1870-71 gezogenen Mühlburger“, so die erste Inschrift. Zudem wurden die Teilnehmer namentlich erwähnt und zwei gefallene Soldaten besonders hervorgehoben.

Die Initiative zur Errichtung des Denkmals ging vom Mühlburger Militärverein und seinem Gründer und Vorsitzenden, Leutnant a.D. Richard Wettstein, aus. Die Vereinigung, die 1871 gegründet wurde, feierte die kriegerische Reichsgründung und pries das Soldatentum. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Vereins wurde das Kriegerdenkmal zum Gefallenenmal des Ersten Weltkriegs erweitert.

Dazu gehörte ein martialischer Sinnspruch: „Das Totenmal spricht: Dienst an Deutschland ist Pflicht, Arbeit fürs Volk ist Gewinn, braucht Dein Volk Dein Leben, so gib es hin.“ 1945 wurde die Widmung auf Gefallenen aus beiden Weltkriegen erweitert, den zitierten Spruch beließ man.

Käuflein für Kommentierung statt Abriss

Auf diesen Aspekt ging Albert Käuflein in einer kurzen Rede besonders ein: „Dieser Spruch ist tatsächlich Ausdruck eines völkischen und überhöhten nationalistischen Denkens, das letztlich im Nationalsozialismus aufgegangen ist. Er steht unseren Werten von Demokratie und Menschenrechten entgegen.“ Deshalb müsse man sich energisch davon distanzieren.

Denkmale tragen nichts zur geschichtlichen Aufklärung bei, erklärte Käuflein. Aus seiner Sicht sind sie Ausdruck einer Ideologie, mit der wir uns heute nicht mehr identifizieren können. Dennoch sei es wichtig, sich mit ihnen auseinanderzusetzen als Teil der Erinnerungskultur. Der Forderung kritischer und engagierter Bürger, solche umstrittenen Denkmale zu beseitigen, widerspricht der Bürgermeister: „Wir meinen, dass wir mit der Kommentierung ausgewählter Denkmale, wie sie vom Kulturamt vorgeschlagen wurde, eine angemessene Form im Umgang mit ihnen gefunden haben.“

Katrin Dort, die Leiterin des Kulturamts, beschreibt die weitere Planung: „Jedes Jahr kommt eine kommentierende Stele dazu, wobei wir natürlich nicht auf jedes Monument eingehen. Als Nächstes steht das Leibdragonerdenkmal am Mühlburger Tor auf der Agenda.“

Bei der Übergabe war auch Grünen-Gemeinderat Michael Borner anwesend; seine Fraktion hatte bereits 2015 den Antrag gestellt. „Wir freuen uns, dass die Stadtverwaltung dem Anliegen einer zeitgemäßen historischen Kommentierung nachgekommen ist. So haben die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Denkmal“, erklärte Michael Borner.

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