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Prozess am Karlsruher Arbeitsgericht

Niederlage für dm: Krankheitsbedingte Kündigungen in Waghäusel waren nicht rechtens

Die Drogeriemarktkette hatte ein Ehepaar entlassen, das nach einem Hausbrand mit Krankheiten konfrontiert war.

Ehepaar A. vor dem Arbeitsgericht Karlsruhe
Vor dem Arbeitsgericht Karlsruhe kämpfte das Ehepaar A. gegen seine Kündigungen im dm-Verteilzentrum in Waghäusel. Das Paar möchte unerkannt bleiben. Foto: Jörg Donnecker

Die Drogeriemarktkette dm hat ein Ehepaar, das drei Kinder hat und unter einem Hausbrand zu leiden hatte, wegen krankheitsbedingter Fehltage gekündigt. Doch die Kündigungen waren nicht rechtens, urteilte das Arbeitsgericht Karlsruhe am Freitag. Zuvor hatte die Gewerkschaft Verdi mit rund 120 Teilnehmern eine Solidaritätskundgebung vor Gericht abgehalten.

dm hätte weitere Wiedereingliederung anbieten müssen

Nach dem Urteil reagierte das Paar, das in der Öffentlichkeit unerkannt bleiben möchte, erleichtert und sichtlich emotional. „Seit den Entlassungen haben wir als Familie eine stressige Zeit durchgemacht“, sagte A. „Wir haben gegen die Ungerechtigkeit gekämpft, die Kollegen haben hinter uns gestanden“, ergänzte seine Frau. Sie seien froh und erleichtert, ihre Arbeitsplätze zu behalten.

Das Gericht entschied, dass der Arbeitgeber dm in beiden Fällen neuerliche Wiedereingliederungsmaßnahmen hätte anbieten müssen. Dies hatte dm unterlassen, weil die Maßnahmen nach Einschätzung der Verantwortlichen im Verteilzentrum Waghäusel ohnehin „nutzlos“ gewesen seien.

„Auch mit der Darstellung von dm, was die finanziellen Aufwendungen für Lohnersatzleistungen und die Beeinträchtigung der Betriebsabläufe durch die Fehlzeiten anging, haben wir ein Problem“, so das Gericht.

So reagiert die Karlsruher Drogeriemarktkette

Dm-Arbeitsdirektor Christian Harms sagte, dm respektiere, „wenn das Gericht zu dieser Einschätzung kommt. Wir werden es bewerten, wenn die schriftliche Urteilsbegründung vorliegt“. Grundsätzlich mache sich dm Kündigungsentscheidungen nie leicht. „Wir wenden die gesetzlichen Maßstäbe an und waren der Meinung, dass wir das ordnungsgemäß gemacht haben.“

Das Gericht habe einen Hinweis gegeben, „dass wir noch einmal eine Maßnahme hätten durchführen müssen“, so Harms. „Wenn es in unseren Prozessen etwas zu verbessern gibt, dann werden wir das tun.“ Bis heute habe man dazu keine Hinweise gehabt.

So reagiert die Gewerkschaft Verdi

„Ich bin erleichtert, dass die Familie ihre Arbeitsplätze behält“, sagte Verdi-Sekretär Robin Weller. „Ich hoffe, dass sich das positiv auf mögliche weitere Fälle in Waghäusel und das Klima dort auswirkt.“ Nach Wahrnehmung von Verdi herrscht in dem Verteilzentrum, in dem körperlich anstrengende Arbeit verrichtet wird, „ein Klima der Angst, sich jetzt krankzumelden“. In diesem Jahr habe dm in Waghäusel 16 krankheitsbedingte Kündigungen ausgesprochen.

Wir arbeiten gerne bei dm.
Familie A.

Ein Abfindungsangebot, das dm unter dem Eindruck der drohenden Niederlage auf 64.000 Euro für den seit 17 Jahren bei dm arbeitenden Mann und 28.000 Euro für die seit zwölf Jahren in Teilzeit arbeitende Frau erhöht hatte, lehnten beide Betroffene ab. „Wir arbeiten gerne bei dm.“

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