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Viele Ideen, keine Lösung

Kita-Notstand in Karlsruhe-Oberreut: Eltern fordern schnelle Hilfe

Im Container, Fachkräfte aus dem Ausland oder mehr Tagesmütter: Der Bürgerverein hatte in Oberreut zum Krisengespräch in Sachen fehlende Kita-Plätze geladen. Kurzfristige Lösungen wird es für Eltern wohl nicht geben.

In Oberreut wurde mit Vertretern der Politik über den Notstand in Kitas diskutiert. Quartiersmanagerin Ronja Gruber (am Mikrofon) moderierte die Veranstaltung.
Von Bedeutung für Groß und Klein: In Oberreut wurde mit Vertretern der Politik über den Notstand in Kitas diskutiert. In dem Karlsruher Stadtteil fehlen laut Stadt 174 Plätze. Quartiersmanagerin Ronja Gruber (am Mikrofon) moderierte die Veranstaltung. Foto: Jörg Donecker

Es fehlen Betreuungsplätze in Oberreut. Nicht nur ein paar. Nach Angaben der Stadt Karlsruhe sind es 174 Kita-Plätze. Hinter dieser Zahl verbirgt sich ein Kita-Notstand, der sich auf Eltern und Kinder schon heute unmittelbar auswirkt.

„Ein fehlender Kita-Platz bedeutet für Eltern, dass sie ihrer Erwerbstätigkeit oder Ausbildung nicht nachgehen können“, sagte Katharina Wywiol beim Krisengespräch in der Weißen Rose, zu dem der Bürgerverein am Samstag eingeladen hatte.

Eltern in Oberreut fürchten durch Kita-Notstand finanzielle Sorgen

Die Quartiersmanagerin hatte O-Töne von Eltern aus dem Stadtteil dabei. Sie berichtete von finanziellen Sorgen, Belastung und Existenzängsten der Eltern sowie von verpassten Bildungschancen und mangelnden sozialen Kontakten der Kinder, die durch den Kita-Notstand entstehen.

Eine Mutter erzählte, dass sie in der Altenpflege tätig sei. Ihren Sohn nehme sie mit zur Arbeit, denn einen Kita-Platz habe sie bislang nicht. „Aber auch in unserer Branche braucht man Personal“, sagte sie. Ihre Chefin ermögliche es ihr deshalb mit Kind zu arbeiten. Trotz dieser Kulanz könne dies aber keine dauerhafte Lösung sein.

„Wir brauchen unbedingt mehr Kita-Plätze“, forderte Wywiol. Mit diesem Anliegen hatte der Bürgerverein auch die Fraktionen zum Vor-Ort-Termin eingeladen, um über den Kita-Notstand zu diskutieren.

Der Vorsitzende Johannes Stober erläuterte den Ist-Zustand in Oberreut. Geplant ist zum einen der Bau einer neuen fünfgruppigen Kita im Rahmen des Volkswohnung-Neubauprojekts an der Woerishofferstraße. Mit deren Fertigstellung rechnet der Bürgerverein allerdings frühestens 2025.

Als Übergangslösung könnte deshalb eine Container-Kita errichtet werden. Eine entsprechende Anfrage der FDP an die Stadtverwaltung liege seit knapp einem Jahr auf dem Tisch.

Zudem schlägt der Bürgerverein den Bau einer weiteren Kita auf dem nördlich der Firma Bechtle gelegenen Areal vor. „In unseren Augen ist das vernünftig“, erklärt Stober.

Markus Schneider machte darauf aufmerksam, dass dies nur die eine Seite des Kita-Notstands sei. „Bauen ist eine Herausforderung, aber lösbar“, sagte der Vorsitzende von FÜR Karlsruhe.

Kita-Notstand ist ein stadtweites Problem in Karlsruhe

Die Betreuung selbst sei ein stadtweites Problem, so Schneider, denn überall gebe es einen Mangel an pädagogischen Fachkräften. Diese müssten vor allem von Verwaltungsaufgaben entlastet werden.

Den „massiven Fachkräftemangel“ unterstrich auch Holger Schweiker von der evangelischen Kirche, die 42 Kitas in Karlsruhe betreibt. Er berichtete, dass man sich jahrelang gut gegen die Personalnot stemmen konnte, im Herbst sei diese allerdings auch in Karlsruhe angekommen. „Und das in einer Dynamik, die nicht vorstellbar war“, sagt er.

SPD-Stadträtin Yvette Melchien sprach von einer „guten Nachricht“, dass sich alle Parteien einig seien, dass „an jeder Stelle gekämpft werden muss“, um den Kita-Notstand zu beheben.

Eine Übergangslösung sei in Oberreut auf alle Fälle nötig, um den „eklatanten Mangel“ im Stadtteil zu beheben, unterstrich CDU-Stadträtin Bettina Meier-Augenstein

Um Fachkräfte zu gewinnen und die Personalnot zu lindern, brachte Michael Borner auch die Gewinnung von Fachkräften im Ausland sowie den Einsatz von Tagesmüttern ins Spiel. „Man muss es groß und mit viel Fantasie denken“, sagte der Grünen-Stadtrat.

Man darf sich in dieser Situation vor keiner Lösung verschließen.
Holger Schweiker, evangelische Kirche

„Man darf sich in dieser Situation vor keiner Lösung verschließen“, bestätigte Schweiker. Zu einfach könne man es sich aber nicht machen, denn der pädagogische Beruf sei anspruchsvoll.

Peer Giemsch vom Kita-Träger Pro Liberis, der 20 Kitas in Karlsruhe betriebt, veranschaulichte, dass es zwölf Monate brauche, bis er eine Fachkraft aus dem Ausland einsetzen könne.

Um diesen Prozess zu beschleunigen, bräuchten die Kräfte aus dem Ausland Unterstützung, wenn sie Unterlagen einreichten. „Aber auch die Mitarbeiter in der Verwaltung bräuchten einen größeren Ermessensspielraum“, sagte Giemsch. Im Landkreis Karlsruhe gebe es dafür positive Beispiele.

„Unsere Gesellschaft ist sehenden Auges gegen die Wand gerannt“, meldete sich ein Erzieher zu Wort. Kinder seien die Zukunft, aber in den Kitas gehe es mittlerweile nur noch um „Aufbewahrung“. „Die Politik ist bemüht, aber es kommt einfach nichts an“, kritisierte er.

Wir brauchen die Hilfe jetzt.
Vater aus Oberreut

„Wir brauchen die Hilfe jetzt“, betonte ein Vater abschließend. Wenn sich die Betreuungssituation und der Kita-Notstand in Oberreut erst in zwei Jahren verbessere, sei es für viele bis dahin schlicht zu spät.

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