
In einem Raum des Gebäudes 70 am Campus Ost des KIT sind die Tische voller Kabelsalat und elektronischer Geräte. Man hört, wie Studierende über die Software diskutieren, die sie gerade entwickeln. Einer von ihnen konzentriert sich mit allen Sinnen auf einen Teil des Projekts am Computer. Manche verbringen mehr als 80 Stunden pro Woche an diesem Ort.
Wissen aus unterschiedlichen Studienfächern tauschen sie im Projekt aus. Alles dreht sich hier um die Wettbewerbe in den nächsten Monaten.

Der 24-jährige Jonas Däubler plant mit seinem Team das nächste Rennauto-Event. Im Verein KA-RaceIng unter dem Dach des KIT investiert er viel seiner Freizeit. Eine Mikrotechnologie-Ausbildung hat er in Ulm gemacht. Däubler wohnt seit 2020 in Karlsruhe. Er studiert im sechsten Semester Elektrotechnik am KIT. Däubler interessiert sich seit seiner Kindheit für Hochgeschwindigkeitsautos.
Man kann kaum irgendwo anders im Studium 75 internationale Leute leiten.Jonas Däubler, Elektrotechnik Student
Trotz Corona ist er ununterbrochen seit 2021 aktiv bei KA-RaceIng. Seit September 2022 ist er Teamleiter. Er fand die Herausforderung sehr cool. Sein Masterstudium will er auch am KIT machen. „Man kann kaum irgendwo anders im Studium 75 internationale Leute leiten.“
KA-RaceIng ist die kleine Schwester der „Formel Eins“ in den Kategorien „Electric“ und „Driverless“. Der Fokus der Studentengruppe liegt auf Autos, die mit Strom fahren und für den Betrieb ohne Fahrer entwickelt werden. Die Gruppe konzentriert sich auf Umweltfreundlichkeit: es geht also um Autos, die weniger CO2 ausstoßen. Beim Wettbewerb, der Formula Student, trennt sich die Spreu von Weizen: nur die besten Teams kommen zum Erfolg.

Jonas Däubler freut sich immer darüber, Begeisterte aus vielen anderen Ländern dabei zu haben. Englisch ist die gemeinsame Sprache des Teams. Die Teilnahme ist freiwillig und kostet nichts. Der Verein erhält finanzielle Unterstützung. Sponsoren helfen bei der Produktion der Rennautos.
Abschlussarbeit zum Thema möglich
Studierende können bei KA-RaceIng ihre Abschlussarbeiten verfassen. Das Ziel der Gruppe besteht nicht nur darin, Rennwagen zu produzieren. Es geht auch um das Arbeiten im Team, um technisches Denken, die fachliche und persönliche Entwicklung der Teilnehmer. Ganz wichtig: Das theoretische Wissen aus dem Studium kann hier praktisch angewandt werden.
Für all das muss es nicht unbedingt ein Rennwagen sein, der gebaut wird. Es könnte auch ein Schnellboot sein. Das Thema Motorsport ist aber besonders fesselnd. Für viele Mitglieder der Gruppe ist es ein Hobby und somit ein besonderer Antrieb, im Verein mitzuwirken.

Die Mitglieder kommen aus verschiedenen Studienrichtungen der Ingenieurwissenschaften. Da gibt es Elektrotechniker, Maschinenbauer, Mechatroniker, Wirtschaftsingenieure, Informatiker, sogar Architekten. Aktuell fehlen Designer. Auch Leute aus Marketing und Medien wären für die Gruppe nicht schlecht, sagt Jonas Däubler.

In einer Ecke des Raumes sitzt ein junger Mann mit großer Brille an seinem Schreibtisch und konzentriert sich auf einen Teil des Projekts. Der 21-jährige ist Maschinenbaustudent im sechsten Semester und heißt Clemens Faller. Seit seinem vierten Lebensjahr lebt er in Karlsruhe. In der Corona-Zeit hat er sein Abitur gemacht.
Einfacher einen Praktikumsplatz finden
Faller lernte den Verein KA-RaceIng vor dem Studium bei einem Studierendeninformationstag kennen. Er folgte der Gruppe auf Instagram, um mehr über sie zu erfahren.
Wenn ich irgendwann ein Praktikum brauchen würde, hätte ich schon Kontakt zu Unternehmen und könnte dann anfragen. Solche Sachen sind von Vorteil.Clemens Faller, Maschinenbaustudent
2022 schloss er sich der Gruppe als Entwickler an. Er ist der Meinung, dass Studierende im universitären Unterricht keine praktischen Erfahrungen für ihre zukünftige Arbeit sammeln können. „Wenn ich irgendwann ein Praktikum brauchen würde, hätte ich schon Kontakt zu Unternehmen und könnte dann anfragen. Solche Sachen sind von Vorteil.“

Das Team war bereits in Fernost, USA und Europa
Das Karlsruher Team war bereits in Shanghai, Michigan und Barcelona, aber auch in Deutschland am Hockenheimring. Trotz der coronabedingten Schwierigkeiten der vergangenen Jahre hat das Team in drei Events (FS Czech, FS East, FS Germany) den Gesamtsieg in der Kategorie „Driverless“, dem autonomen Betrieb ohne Fahrer, erzielt. Die Reisen der Gruppenmitglieder zu ihrem Wettbewerben beinhalten soziale und kulturelle Erlebnisse, lautet Jonas Däubler.
Die Mitglieder der Gruppe, die seit mindestens fünf Jahren aktiv sind, begleiten sie auf den Reisen zu den Wettbewerben. Auch nach dem Abschluss können die Studierenden ihre Aktivitäten in der Gruppe fortsetzen.
Eine Saison bei KA-RaceIng beginnt im September und dauert ein knappes Jahr bis zu den Events im Juli und August. Regelmäßig werden dabei nacheinander eine Konzept-, Design-, Fertigungs- und Testphase durchlaufen.
Eine neue Fahrzeuggeneration im Wettbewerb
Der neueste Rennwagen der jungen Entwickler heißt KIT23. Gerade sind sie dabei, die autonomen Fahrsysteme einzurichten. Das ist für Studenten in dieser Saison ein großer Schritt: Es ist ihr erstes Fahrzeug, das sowohl mit Fahrer als auch in der autonomen Disziplin an den Start gehen wird.

KA-RaceIng ist laut Teamchef Jonas Däubler eines der ganz wenigen Teams, die den gesamten Antriebsstrang von der Batterie bis hin zu den Motoren selbst entwickeln und fertigen.
Das Ziel dieser Studentengruppe ist es, Wettbewerbe zu gewinnen und sich wissenschaftlich weiterzuentwickeln, um das Projekt voranzutreiben. Auch Teamarbeit, Aufbau sozialer Beziehungen und Erfahrungsaustausch in verschiedene Richtungen sind für Gruppenmitglieder wichtig.