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I hätt do mol e Frog

Probleme bislang überschaubar: In der Karlsruher Klotz-Anlage leben Nutrias

Sie sind pelzig, von beachtlicher Größe und haben einen langen, nackten Schwanz. Manche halten sie für Ratten. Doch die Nagetiere, die immer wieder am Tretbootweiher in der Günther-Klotz-Anlage gesichtet werden, sind Nutrias.

Nutrias leben in den Gewässern der Günther-Klotz-Anlage.
Nutrias leben in den Gewässern der Günther-Klotz-Anlage. Foto: Jörg Donecker

Wenn Amina Fritz zu ihrem Garten marschiert, passiert die BNN-Leserin regelmäßig die Seen in der Günther-Klotz-Anlage. Und genauso regelmäßig begegnen ihr am dortigen Ufer wohlgenährte tierische Anrainer. Die sind von mittlerer Größe, haben ein dunkles Fell und lassen spontan an Ratten oder Biber denken. Auffällig ist ihr langer, runder, schuppenbedeckter und kaum behaarter Schwanz, der 30 bis 45 Zentimeter messen kann.

Was sind das für Tiere? Mit dieser Frage hat sich Amina Fritz unter der Rubrik „I hätt do mol e Frog” an die BNN gewandt. Und noch etwas will die Leserin wissen. Können die Tiere Menschen oder auch den Enten im See gefährlich werden?

Keine große Scheu

Die markanten Nager bewegen sich an Land eher behäbig; Eine größere Scheu vor Menschen haben sie augenscheinlich nicht. Sobald sie sich ins Wasser begeben, überraschen sie mit geschmeidigen und zügigen Bewegungen.

Für Albrecht Manegold vom Staatlichen Museum für Naturkunde ist die Sache klar: Es handelt sich dem promovierten Biologen zufolge um Nutrias mit dem wissenschaftlichen Namen „Myocastor coypus”.

Allein die Kenntnis über ihre enormen Nagezähne sollten jeden davon abhalten, das bei diesen Wildtieren zu versuchen
Albrecht Manegold vom Naturkundemuseum über Streichelversuche

Die Nagetierart stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde als Pelztier und Fleischlieferant nach Europa eingeführt, erläutert der Kurator für die Wirbeltiersammlung des Naturkundemuseums. Seit bald 100 Jahren kommen Nutrias demnach auch „in freier Wildbahn” in Deutschland vor.

Experten wie Manegold wissen um das Vorkommen an der Alb in Höhe der Günther-Klotz-Anlage. Er geht davon aus, dass sich die Tiere dort selbst angesiedelt haben und dort geeignete Lebensbedingungen finden. Nutrias sind Vegetarier, sagt Manegold. Mithin sind sie für Enten keine Gefahr. Wie alle Lebewesen hätten aber auch Nutrias unter diversen Krankheitserregern zu leiden, „die unter Umständen auch für Menschen gefährlich werden können.”

Nutrias werden in Karlsruhe bejagt

Der Experte rät deshalb, den direkten Kontakt mit diesen Tieren zu meiden und nicht zu versuchen, sie zu streicheln. „Allein die Kenntnis über ihre enormen Nagezähne sollten jeden davon abhalten, das bei diesen Wildtieren zu versuchen”, betont Albrecht Manegold.

Nutrias werden wie Bisamratten bejagt, weil sie beispielsweise Uferbefestigungen schädigen können, wenn sie ihre Bauten anlegen. Die Bejagung ist Sache der Kommunen und der Länder.

In den Karlsruher Jagdrevieren werden Nutrias nach Aussage von Stefan Lenhard durchaus bejagt, während dies im Siedlungsraum, also im Stadtbereich wie der Günther-Klotz-Anlage, allenfalls ausnahmsweise geschieht.

Angezeigt sein kann eine Bejagung von Nutrias laut Lenhard dann, „wenn ihr Auftreten an einem bestimmten Ort zu einer negativen natur- und artenschutzrechtlichen Situation führt” und andere Maßnahmen keinen Erfolg zeigen.

Füttern schadet nur

Nach Stefan Lenhards Einschätzung reagieren die Bürger meist freundlich auf die Tiere; besonders bei vielen Familien kämen sie gut an. Doch ganz ohne Probleme sind die Nutrias nicht, wie der beim städtischen Forstamt tätige Wildtierbeauftragte durchblicken lässt.

Das liegt aber vor allem an den Menschen: „Einige Menschen füttern leider die Nutrias und die Wasservögel in der Günther-Klotz-Anlage”, beklagt Lenhard. Das schade den Tieren und dem Ökosystem Weiher. Denn je mehr Futter die Nutrias finden, desto mehr Nachwuchs gibt es auch.

Bislang ist die Population allerdings überschaubar: „In der Günther-Klotz-Anlage sind regelmäßig zwei Elterntiere mit zuletzt drei Jungtieren”, berichtet der städtische Experte. Normalerweise sind die Tiere zwischen Frühjahr und Spätsommer auf dem Tretbootweiher anzutreffen. Im Spätjahr, so die Erkenntnisse der Fachleute, wandern sie über die Alb wieder ab. Bis es im nächsten Jahr dann wieder warm wird.

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