Skip to main content

Jeden Donnerstag

Warum sich Bayern in Karlsruhe zum Schafkopf-Spielen treffen

Diese Runde trifft sich ein Mal pro Woche in Karlsruhe zum Schafkopf-Spielen. Mitgebracht wurde die Tradition aus Bayern. Was am Spiel so reizvoll ist und weshalb auch Nicht-Bayern willkommen sind.

Gruppenfoto Schafkopfrunde
Sind Teil der Karlsruher Schafkopfrunde: Martin Kritzenberger, Teresa Kromer, Werner Schneider und Jan Bürgermeister (von links). Foto: Tanja Rastätter

Martin Kritzenberger (35) aus Pforzheim, Teresa Kromer (32) aus Karlsruhe, Werner Schneider (66) aus Karlsruhe und Jan Bürgermeister (48) aus Bühl verbindet ihre ursprüngliche Heimat Bayern, aber noch viel mehr ihre Leidenschaft zum Schafkopfspielen.

Jeden Donnerstag trifft sich die Runde um 18.30 Uhr in der Karlsruher Marktlücke für das beliebte bayerische Kartenspiel.

Und das in unterschiedlicher Zusammensetzung. „Wir haben eine Whatsapp-Gruppe und schauen dann immer, wie viele wir sind“, sagt Schneider, der Gründungsmitglied der Runde ist. Rund 20 Mitglieder sind in der Whatsapp-Gruppe.

Früher stimmte sich die Gruppe im Internet mit einer Excelliste ab, ob es genügend Spieler für das Paarspiel gibt. Whatsapp habe da einiges erleichtert, es seien dadurch aber auch der ein oder andere Spieler abhandengekommen, so Kritzenberger, der sich um die Organisation kümmert.

Gegründet wurde die Runde 2007 von Helmut Wittek. Gespielt wurde zu Beginn in Durlach, wo der Ex-Münchner Wittek zunächst wohnte. Zum Start im Kranz, dann aber auch der Traube oder im Vogelbräu.

Die Zusammensetzung der Spielrunde wechselt durch.
Werner Schneider, Schafkopf-Spieler

„Die Zusammensetzung der Spielrunde wechselt durch“, sagt der 66-jährige Schneider, der inzwischen in Rente ist und früher in der Laserbranche gearbeitet hat.

„Viele Studenten verlassen uns wieder jobbedingt. Wir hatten auch einen Hamburger, der regelmäßig dabei war, als er an der U-Bahn gebaut hat.“

Die Schafkopfrunde spielt um kleine Geldbeträge. Der Tarif wird individuell festgelegt. Zehn Cent sei der Grundbetrag. Jedes Spiel wird bar sofort bezahlt. „Wir führen keine Statistik, wer wie oft gewonnen hat“, sagt Schneider. Zum Essen werde jeweils eine Pause gemacht.

Die Runde freue sich noch über den ein oder anderen Mitspieler. „Das müssen keine Profis sein, aber die Regeln sollten sie schon kennen“, sagt Kritzenberger, der wie Kromer bei der Drogeriemarktkette dm in Karlsruhe-Durlach arbeitet.

„Es gibt viele Kartenspiele, aber Schafkopf ist außergewöhnlich und ganz individuell“, sagt er. „Das kann man stundenlang spielen.“

Schafkopfkarten, Münzen
Mit dem „Legen“, dem Herauslegen einer Münze oder eines anderen Gegenstands, zeigt der Spieler, dass er den Spielwert verdoppeln möchte. Foto: Jan Bürgermeister

In seiner Heimat Niederbayern sei das Spiel viel verbreiteter als Skat. Er selbst komme aus einer Schafkopf-Familie. Sein Vater spielt seit 1969 und schreibt seit 1981 jede Woche auf, was er gewonnen hat.

„Mittlerweile ist er mit 4.000 Euro im Plus“, so Kritzenberger. Er selbst habe das Spiel jedoch erst so richtig beim Studium in Regensburg gelernt.

Von der Oma das Schafkopfspielen gelernt

Etwas länger spielt da schon seine Kollegin Kromer. Sie habe das Spiel bei ihrer Oma in München am Küchentisch gelernt. „Schon als ich vier oder fünf war, haben wir zu viert mit den Eltern oder Großeltern gespielt“, sagt sie.

Ihr Opa habe auch immer bei Turnieren gespielt. Beim Spiel in der Marktlücke merke man mitunter, dass es regionale Unterschiede gibt.

Der Fotograf Jan Bürgermeister, der gebürtig aus Augsburg kommt, entdeckte das Schafkopfen in der Schule. Ab Klasse elf spielten er und seine Mitspieler regelmäßig und machten „blau“. „Wir belegten den Leistungskurs Schafkopf“, sagt er und lacht. Seit etwa einem Jahr ist er regelmäßig bei der Runde dabei.

Als Kritzenberger von München zu seiner Frau nach Baden-Württemberg zog, war seine Prämisse, dass er in der neuen Heimat einen neuen Schafkopfverein findet. Drei Wochen bevor er nach Pforzheim kam, wusste Schneider, dass Kritzenberger kommt – und das war mittlerweile vor sechs Jahren. Seiner Frau und ein paar Stuttgartern habe er ebenfalls das Kartenspiel beigebracht.

Schafkopf im Badezuber

Turniere gegen andere Vereine spielt die Runde nicht. Aber vor ein paar Jahren erinnert sich Schneider an ein außergewöhnliches Spiel: „Da haben wir auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt in Durlach im Badezuber gespielt.“

Etwas weniger ungewöhnlich, aber genauso schön ist ein anderer Ort, wo sich die Runde im Sommer trifft: Denn da lädt Schneider in seinen Garten zum Grillen ein.

Das höchste Blatt beim Schafkopf, ein „Sie“, die acht höchsten Trümpfe, hatte noch kein Spieler der Runde auf der Hand. Ist dies der Fall, werden die Karten normalerweise eingerahmt und in der Kneipe aufgehängt. Doch die Wahrscheinlichkeit sei laut einer Abschlussarbeit über das Spiel eins zu 10,318 Millionen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang