
Kunst ist manchmal schwer zu verstehen, abstrakte Kunst noch schwerer. Da denken Leute: „Och nee, abstrakte Kunst ist mir zu … abstrakt.“ Aber Hilfe naht: „Wartet’s ab, nach dieser Folge habt ihr Bock drauf.“ So hört es sich an, wenn ein Kunsthistoriker auch Comedian ist. Alle zwei Wochen ist Jakob Schwerdtfeger auf einem Podcast der Kunsthalle zu hören und erklärt witzig und dennoch korrekt Kunst.
Ein Bild so roß wie 56 Pizzakartons
Über Sean Scullys großes Bild „Landline Green Black“ beispielsweise weiß er, dass es groß ist wie 56 Pizzakartons: „Hab’ ich extra für euch ausgerechnet.“ Und erklärt, wie wichtig und schön abstrakte Kunst ist. Vor allem nimmt er einem die Angst davor: „Man kann abstrakte Kunst nicht restlos verstehen, und das Tolle ist: Muss man auch nicht.“ So einfach ist es.
Weil Schwerdtfeger es so einfach macht, haben die Freunde der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe sehr gern diese „Kunstsnack“-Serie mit einem großen Betrag bezuschusst: Kunstförderung ist ihr Anliegen, und dazu gehört auch, Menschen einen einfachen Zugang zu vermeintlich schwieriger Kunst zu bieten. Da ist ein Podcast, in dem jemand vom „Muster eines H&M-Pullovers“ redet und Käpt’n Blaubär ins Spiel bringt, genau richtig. Kunst ist schließlich nichts Abgehobenes, sondern für alle Menschen da.
Wir locken die Leute in die Kunsthalle.Karin Bremenkamp
Vorsitzende Freunde der Kunsthalle
Zur Vermittlung gehören auch die Förderung der Bibliothek und Veranstaltungen, die von den Freunden als Förderverein organisiert werden. Regelmäßig sind in der Reihe „work in progress“ Vorträge zu hören. Auf den „Jours fixes“ kann man Ateliers und private Sammlungen besuchen, „Art Jam“ beschäftigt sich mit der Digitalisierung in der Kunst oder der Provenienzforschung, es gibt Exkursionen nach Basel oder Straßburg – das Programm ist so vielfältig und facettenreich wie die Kunst selbst: „Wir locken die Leute in die Kunsthalle“, sagt die Vorsitzende Karin Bremenkamp knapp und präzise.
Förderverein mit knapp 800 Mitgliedern
Unter den kulturellen Förder- und Freundeskreisen in Karlsruhe gehört der Verein „Freunde der Staatlichen Kunsthalle“ mit knapp 800 Mitgliedern zu den größeren – und er ist der älteste. Bereits 1928 ging ein Schreiben von Honoratioren an Kunstinteressierte, man möge die Arbeit der Kunsthalle „an der steten Intensivierung ihres alten Besitzes und am Aufbau des neuen, ihre Bemühung um Hebung des Karlsruher Kunstlebens“ unterstützen, auch „ihrer besonderen kulturellen Aufgaben willen“.
1929 wurde dann die „Vereinigung der Freunde der Badischen Kunsthalle“ gegründet: Unmittelbarer Anlass war eine Van-Gogh-Ausstellung der kommissarischen Direktorin Lilli Fischel, für die sie eine Ausfallgarantie geben musste und Unterstützung aus der Bürgerschaft brauchte.
Viele Juden waren Mitglieder
1933 hatte die Vereinigung 52 Mitglieder, meist betuchte Honoratioren. Da viele von ihnen Juden waren, brach sie auseinander, wurde aber nie offiziell aufgelöst. Sogar ihr Konto bestand weiter. Der spätere Kunsthallendirektor Kurt Martin überwies immer wieder Geld darauf, das er etwa für Gutachten bekam, sodass es bei der Neugründung als „Freunde der Staatlichen Kunsthalle“ 1962 mit 34.000 Mark gut gefüllt war.
Förderung der Wissenschaft als zweites Vereinsziel
Das zweite, große Vereinsziel ist die Förderung der Wissenschaft. So geht der Großteil der Einnahmen durch die Mitgliedsbeiträge und den Postkartenverkauf durch die Freunde an die riesige Bibliothek der Kunsthalle. Deren etwa 180.000 Bände auch dank dieser Förderung angeschafft werden konnten und können: „In den vergangenen 20 Jahren haben wir etwa eine halbe Million Euro an die Bibliothek geben können“, sagt Bremenkamp stolz.
Verein finanziert auch Publikationen
Nur durch diese Hilfe gilt die Bibliothek als eine der größten und bedeutendsten Kunstbibliotheken Deutschlands. Bei den Anschaffungen sind auch manche Besonderheiten wie der Tagungsband zur Großen Landesausstellung über Hans Baldung Grien im Jahr 2019, über den auch die Wissenschaftler der Kunsthalle froh sind. Reich bebildert versammelt der Band, der nur durch die Unterstützung der Freunde zustande kam, 25 Beiträge internationaler Forscherinnen und Forscher, die sich unterschiedlichen Aspekten im Schaffen des Straßburger Künstlers widmen.
Unermüdlich ist der Freundeskreis tätig, Arbeitsgruppen und einzelne Mitglieder planen und organisieren, Flyer werden gestaltet und gedruckt. Auch eine kleine Gruppe „Junge Freunde“ gibt es, meist Studenten. Fast alles wird in enger Zusammenarbeit mit der Kunsthalle durchgeführt, denn das Ziel der Freunde ist ganz einfach, laut Bremenkamp: „Wir sind für die Kunsthalle da.“
Service
Viele Bürgerinnen und Bürger engagieren sich ehrenamtlich, auch im kulturellen Bereich. Sie unterstützen Museen, Theater oder Initiativen nicht nur finanziell oder mit ihrer Arbeitskraft, sondern auch ideell. Sie helfen, vermitteln und tragen dazu bei, dass die Kulturszene der Stadt lebendig bleibt. Mit einer losen Reihe stellen wir einige dieser Freundes- und Förderkreise vor.