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Großherzogin Hilda mit Bubikopf

Eine Führung in der Grabkapelle im Karlsruher Hardtwald erzählt aus dem Leben der letzten Großherzogin

Großherzogin Hilda ist im Badischen legendär. Bei einer Führung durch die Großherzogliche Grabkapelle scheint sie wieder lebendig zu werden.

Historische Exkursion: Über Großherzogin Hilda von Baden sprach Paul-Ludwig Schnorr bei einer Führung in der Großherzoglichen Grabkapelle im Karlsruher Hardtwald.
Historische Exkursion: Über Großherzogin Hilda von Baden sprach Paul-Ludwig Schnorr bei einer Führung in der Großherzoglichen Grabkapelle im Karlsruher Hardtwald. Foto: Jörg Donecker

Das Wichtigste zuerst: Warum das Gebäck „Hildabrötchen“ heißt, wurde auch am Sonntag nicht geklärt.

„Es gibt drei Theorien“, sagt Paul-Ludwig Schnorr: „Erstens, dass Großherzogin Hilda es gern gegessen hat. Zweitens, dass sie es gern verteilt hat, und drittens, dass ein Hofkonditor gefragt hat, ob er dieses Gebäck nach ihr benennen kann.“ Schnorr weist auch darauf hin, dass das Gebäck in anderen Gegenden „Spitzbuben“ heißt.

Fakten zur letzten Großherzogin

Viele, viele Fakten erzählte Schnorr bei der Sonderführung über die letzte Großherzogin Hilda von Baden, und zog dabei zu jedem Detail ein passendes Foto aus seinem dicken Stapel, auch bei Sonderfragen nach der Orgel in der Grabkapelle konnte er ein Foto herumzeigen.

Von Beruf Technischer Angestellter, bekam er große Augen und lange Ohren, als eine Frau aus dem Publikum erzählte, sie habe die Großherzogin noch selber gekannt: „Da war ich im Kindergarten in Badenweiler, wir haben zu ihrem Geburtstag gesungen und musiziert, ich habe Triangel gespielt. Danach gab es ein süßes Getränk und eine Brezel, das kannte ich gar nicht. Für uns war das einfach eine alte Frau.“

Missglückte Gratulation

Schnorr wusste, dass Hilda, eigentlich Charlotte Wilhelmine von Nassau, die in Badenweiler am 8. Februar 1952 gestorben ist – 1864 wurde sie geboren – als ganz normale Frau durch den Ort spaziert ist.

Große Auftritte und repräsentative Pflichten wahrzunehmen, lagen weder ihr noch ihrem Mann Friedrich. Eine Anekdote erzählte, dass sie dem Ortspfarrer einmal zum Geburtstag gratulieren wollte, und die Hausangestellte nicht einmal wusste, wer sie war.

Liebhaberin langer Wanderungen

Vielleicht lag das daran, dass sie relativ frei aufgewachsen ist, da sie nicht zum Hochadel gehörte. Sie liebte lange Wanderungen in den bayerischen Bergen, lernte Zitherspielen und trug einen Bubikopf.

1885 wurde sie mit dem Erbgroßherzog von Baden verheiratet, allerdings, so Schnorr, konnte sie auch mitentscheiden und war einverstanden, weil sie meinte, charakterlich würden sie wohl zusammenpassen.

Besuch in Lazaretten

1902 zog das Paar nach Karlsruhe, allerdings nicht ins Schloss, wo ihre Schwiegermutter Luise wohnte, sondern ins Erbgroßherzogliche Palais, in dem heute der Bundesgerichtshof Recht spricht.

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„Der Großherzog fuhr jeden Tag mit der Kutsche in sein Büro ins Schloss zum Regieren“, erzählte Schnorr.

Im Ersten Weltkrieg besuchte sie Lazarette und engagierte sich für das Rote Kreuz. 1918 floh sie mit Mann, Schwiegermutter und Schwägerin durch die Hintertür und lebte mit Friedrich und nach seinem Tod 1928 allein auf einem ihrer Besitztümer, am liebsten in Freiburg und Badenweiler.

Modern gekleidet

Mit vielen Details, Geschichten und genauen Jahreszahlen und Tagesangaben führte Schnorr durch ihr Leben und das ihrer hochadeligen Verwandtschaft, zeigte Fotos von Hilda als Raucherin von Zigarillos und erklärte, wie modern sie sich damals kleidete.

Auch das inzwischen gestohlene Diadem ist auf einem der Fotos zu sehen. Über ihr Leben und über die Grabkapelle, über die Dynastie derer von Baden scheint der Pfälzer jedenfalls alles zu wissen.

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