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Putzaktion

Stolpersteine in Karlsruhe: Es geht um mehr als nur ums Putzen

Es braucht Wasser und einen Lappen. Bei einer gemeinsamen Putzaktion werden in Karlsruhe Stolpersteine in Erinnerung gebracht.

Stolpersteine werden mit einem Lappen gereinigt.
Viele Teilnehmer haben sich bei einer Putzaktion in Karlsruhe beteiligt. Stolpersteine in der Innenstadt wurden von ihnen gesäubert. Foto: Jörg Donecker

Es ist mehr als Putzen. In jedem Handgriff beim Polieren der kleinen viereckigen Messingsteine liegt ein Stück Erinnerung, aber auch viel Respekt für die einst ermordeten Mitbürger. Erdacht und flächendeckend verlegt hat die sogenannten Stolpersteine der Künstler Günter Demnig. Sie erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus – auch in Karlsruhe, wo es mehr als 300 davon gibt.

Die Steine mit den eingravierten Namen der Verfolgten liegen auf dem Gehweg vor den jeweiligen Häusern der ehemaligen Bewohner. Und so ist es nur natürlich, dass sie durch die tägliche Benutzung an Glanz verlieren. Man muss sie – und damit die Erinnerung an die Menschen, deren Schicksale hinter den Steinen stehen – aufpolieren.

Karlsruher Bündnis hat Putzaktion organisiert

Aufgerufen zur Putzaktion mit Eimer und Politur hatte ein Bündnis aus Amnesty International, DGB, den Naturfreunden, der AG Karlsruher Stadtbild und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie. Federführend war der Lernort Kislau e.V., der mit mehreren Mitarbeitenden vertreten war.

Das Interesse an der Aktion war lebhaft. Es konnten zwei Gruppen gebildet werden, die die Steine im innerstädtischen Bereich reinigten und vor Ort durch kurze Vorträge an die Schicksale dahinter erinnerten. So an Ferdinand Homburger, der in dem Haus Karl-Friedrich-Straße 20 gewohnt hat. Dort, wo heute die Badische Backstub Kunden bedient.

Stolpersteine sind ein Zeichen gegen das Vergessen

Ohne die Steine wäre Homburger vielleicht ebenso vergessen wie die Familie Stern oder wie Clara Katz im Nebenhaus Nummer 16, die zunächst 1940 nach Gurs deportiert wurden und später in Auschwitz den Tod fanden.

So hatten alle jene, die sich zum Putzen einfanden, die gleiche Motivation: Gegen das Vergessen. Gerade jetzt. Das war der Tenor der Menschen, die gekommen waren, um zu helfen. Angelika Ulhig von Amnesty: „Wir waren von Anfang an dabei!“- Christa und Willi Danne von den Naturfreunden sind gerührt: „Uns geht das Herz auf, wenn wir die vielen Leute hier sehen. Im Alltag geht man zu leicht über das Geschehene hinweg.“

Hinter jedem Stein steht ein Schicksal.
Helferin
bei der Karlsruher Putzaktion

„Hinter jedem Stein steht ein Schicksal“, sagt eine Mithelferin. Luisa Lehnen vom Lernort Kislau e.V. wies noch einmal darauf hin, dass der Termin für die Reinigungsaktion bewusst am 79. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz stattfinde. Gemeinderätin Iris Sardarabady betonte, dass das Gedenken an die Opfer auch für die junge Generation wichtig sei, und zwar im Hinblick auf „den Schutz unseres Rechtsstaates“.

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