Skip to main content

Erinnerung an ermordete Juden

Karlsruher Stolpersteine werden bei Rundgang aufpoliert

Rund 300 Stolpersteine erinnern in Karlsruhe an das Schicksal deportierter Juden. Bei einem Rundgang haben engagierte Ehrenamtliche einige der Steine nun gereinigt.

Aufgefrischt: Marion und Volkmar Schönbrunn putzen Stolpersteine, die an jüdische Karlsruher erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Aufgefrischt: Marion und Volkmar Schönbrunn putzen Stolpersteine, die an jüdische Karlsruher erinnern, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Foto: jodo-foto / Joerg Donecker Karlsruhe jodo-foto Karlsruhe

Immer mehr Messingplatten auf Gehwegen in vielen Karlsruher Straßen erinnern an das Schicksal der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Mehr als 300 „Stolpersteine“ mit den wichtigsten persönlichen Daten sind mittlerweile in Karlsruhe verlegt, vor den Häusern, in denen die Ermordeten wohnten.

Die Gedenksteine nehmen mit der Zeit Patina an und werden unscheinbarer. Deshalb veranstaltete die Initiative „Erinnerung aufpolieren – Karlsruher Stolpersteine-Putzaktion“ am Sonntag einen „nachdenklichen Stadtrundgang“, bei dem ausgewählte Gedenktafeln in der Innenstadt gereinigt wurden, bevor sie unleserlich oder unansehnlich werden.

Putzaktion für Karlsruher Stolpersteine wird privat organisiert

Getragen wird die Aktion von engagierten Privatleuten unter dem Dach des Vereins „Gegen Vergessen – für Demokratie“. Die 1993 gegründete Vereinigung verbindet historische Erinnerungsarbeit mit dem Einsatz gegen demokratiefeindliche Tendenzen wie Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.

Martin Bauer von der Karlsruher Initiative leitet seine Motivation, sich bei der Putzaktion zu beteiligen, auch vom Vereinsnamen ab: „Das Unrecht, das den Juden auch in Karlsruhe angetan wurde, darf nicht in Vergessenheit geraten“, sagt er. „Gleichzeitig muss man aber auch Haltung zeigen, wenn aktuell die Grenzen des Unsäglichen immer weiter hinausgeschoben werden.“

Das Unrecht, das den Juden auch in Karlsruhe angetan wurde, darf nicht in Vergessenheit geraten.

Der Rundgang ist so angelegt, dass er am Platz der ehemaligen Synagoge in der Kronenstraße endet. Monika Pfeiffer vom Verein „Gegen Vergessen“ leitet ihn an. Bei der ersten Station in der Kaiserstraße 49 berichtet Pfeiffer über das Schicksal der jüdischen Familie Teichmann, der dort drei „Stolpersteine“ gewidmet sind.

Der Eisenwarenhändler Sally Teichmann wurde mit seiner Ehefrau Thekla und der Tochter Betty wie viele Karlsruher Juden im Jahr 1941 ins Deportationslager Gurs verschleppt. Dort starben die schon betagten Eltern sehr schnell. Der Leidensweg der Tochter führte ins Konzentrationslager nach Auschwitz, wo sie ein Jahr später, 1942, ermordet wurde.

Putzaktion an 15 Stationen im Karlsruher Stadtgebiet im Einsatz

Diese historische Einordnung und die Erinnerung an die Opfer finden an allen insgesamt 15 Stationen statt. Auf Knien sind Marion und Volkmar Schönbrunn von der Initiative „Erinnerung aufpolieren – Karlsruher Stolpersteine-Putzaktion“ im Einsatz.

Mit Polierpaste und Putzwolle reinigen sie sorgsam die Stolpersteine, die in das Pflaster des Gehwegs eingelassen sind. Danach legen sie Blumen nieder. Die Teilnehmer des Rundgangs verneigen sich schließlich jeweils in einer Schweigeminute vor den Opfern.

nach oben Zurück zum Seitenanfang