Für die meisten ist der Karlsruher Stephanplatz, südlich der Postgalerie, lediglich bekannt für die Wochenmarktstände unter der Woche und den Flohmarkt, der einmal im Monat stattfindet, wenn die Pandemie es zulässt. Umgeben von Gründerzeitarchitektur im Norden und Sechzigerjahre-Bauten im Osten, bietet der Platz die unterschiedlichsten Aussichten.
Seit der Eröffnung der zweiten Seasons of Media Arts am 17. September kommt nach Einbruch der Dunkelheit eine weitere hinzu. Die Kreativen der „Pong.Li Studios“ haben sich die Fassade des Gebäudes an der Kreuzung Waldstraße/Karlstraße ausgesucht, um ihr interaktives Projection Mapping in der Stadt zu platzieren.
Es geht uns darum, Orte aufzuwerten und sichtbar zu machen.Andreas Siefert, Medienkünstler
„Wir haben uns ganz bewusst für eine der weniger attraktiven Fassaden am Platz entschieden, denn es geht uns auch darum, Orte aufzuwerten und sichtbar zu machen, an denen man sonst einfach vorbeigeht“, erklärt Andreas Siefert, Creative Director des Medienkunst-Studios, deren Hauptsitz in der Karlsruher Weststadt ist.
Und mit dieser Absicht springt pünktlich zur Dunkelheit der Projektor gegenüber der bespielten Fassade an. Bunt leuchtet es den Betrachtern entgegen: Saving Water. Doch das Medienkunstwerk soll nicht nur betrachtet werden, es geht bei der Arbeit ganz klar um die aktive Teilnahme am Spiel. „Saving Water ist ein von uns entwickeltes Crowd Game, das die Betrachter aktivieren und zum Spielen animieren soll. Dabei werden sie auf die Bedeutung der Ressource Wasser aufmerksam gemacht und lernen im Nachgang, wie wichtig es ist, bewusst mit Wasser umzugehen“, so der Medienkünstler.
Es soll nicht zu viel daneben gehen
Die Verbindung mit dem Spiel auf der Fassade ist nicht sehr kompliziert. Alles, was man benötigt, ist ein Smartphone: Mit dem WLAN verbinden, Passwort eingeben, App runterladen und schon kann es losgehen. Mindestens zwei Spieler müssen sich verbinden und dann eine Minute warten, bis sich das entsprechende Level öffnet.
Mit dem Kippen des Smartphones steuert man das zugewiesene Element auf der Fassade und lenkt so das von oben kommende, virtuelle Wasser an die richtige Stelle am Boden. Leichter gesagt als getan, denn man muss Hindernisse überwinden und sich mit den Mitspielern gut absprechen, damit nicht zu viel Wasser daneben geht. Als Belohnung gibt es einen Fakt über den Wasserverbrauch und die Wasserwirtschaft in Deutschland.
Abstand halten ist kein Problem
„Ziemlich cool!“ findet eine der Spielerinnen, die sich mit ihren Freundinnen am Stephanplatz getroffen hat, um in eine der Bars in der Nähe zu gehen. „Ich finde besonders das Thema spannend und es ist schön, dass wir alle gleichzeitig mitspielen können.“
Genau das war die Idee hinter der Spielentwicklung, meint Siefert: „Jetzt, wo wir alle gelernt haben, Abstand zu halten, ist es umso schöner, gemeinsam zu spielen und trotz Distanz auf dem Platz für kurze Zeit zu einem Team zu werden.“
Wer nun selbst aktiv werden will, hat noch ein wenig Zeit: Bis zum 17. Oktober kann das Crowd Game ab 20 Uhr auf dem Stephansplatz gespielt werden.