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Fundstücke zu Ostern

Schön, groß, alt und kurios: Besondere Eier aufgespürt rund um Karlsruhe

Ins Osternest gehören Eier, die in der Regel von Hühnern stammen. Muss aber nicht jedes Ei. In und um Karlsruhe findet man ganz andere, wunderschöne und kuriose, uralte und riesige, hochbedrohte und hochentwickelte Eier.

Emu-Eier
Wunderschön: Emus legen türkisgrüne Eier, die immer dunkler werden. Fotografiert wurde das Gelege vor ein paar Jahren im Karlsruher Zoo. Foto: Tim Deible/Zoo Karlsruhe

Der Osterhase bringt Eier, klar. Die haben fleißige Hühner gelegt. Gelege, die wir nun in der Region zu Ostern aufspürten, stammen aber längst nicht alle von Hühnern. Schließlich legen 99 Prozent aller Tierarten Eier, aus denen sich ihr Nachwuchs entwickelt. Nicht nur alle Vogelarten, auch die meisten Reptilien und Fische, viele Lurche, Insekten, Krebse, Spinnentiere und Würmer pflanzen sich so fort. Und auch abseits der Tierwelt wurden wir fündig. Eine kleine Auswahl besonderer Fundstücke:

Das Größte

Bis zu 21 Zentimeter lang und 1.400 bis 1.900 Gramm schwer – das ist das größte Ei, das die Vogelwelt hervorbringt. „Mengenmäßig ersetzt es 30 Hühnereiner“, sagt Corinna Herrmann. Sie betreibt den Straußenhof Gottesau in Bruchsal-Helmsheim, wo man das Riesenei erwerben kann. Acht Straußenhennen, die jeweils etwa 40 Eier pro Jahr ins gemeinsame Nest legen, gehören zum Hof. Außerdem Hahn Franz-Josef, der seine Damen beglückt, so dass sie Ende des Sommers Küken aufziehen.

Jetzt aber ist Legezeit, und die Eier sind gefragt – nicht nur zum Verzehr, auch wegen der dekorativen Schale, berichtet Corinna Herrmann. Auch Nudeln aus Straußenei und gefriergetrocknetes Trockenei-Pulver vermarktet sie. „Wer Hühnerei nicht verträgt, kann auf Straußenei ausweichen“, sagt sie. Ein weiterer Vorteil der großen Laufvögel, die das ganze Jahr über auf der Weide leben: Als Wildtiere benötigen sie keine Impfung.

Straußenei Küken schlüpft
Straußenei: Es ist so gehaltvoll wie 30 Hühnereier und das größte Ei, das die Vogelwelt hervorbringt. Foto: Corinna Hartmann/Straußenhof Gottesau

Das Älteste

Wildtiere waren auch die Produzenten der ältesten Eier, die man in der Region findet: Im Naturkundemuseum in Karlsruhe sind in der Urzeit-Abteilung Dinosaurier-Eier ausgestellt. Sie stammen aus der Kreidezeit, sind etwa 70 Millionen Jahre alt und kommen aus der Nähe von Aix-en-Provence in Südfrankreich, informiert Julien Kimmig.

Dinosaurier-Eier
Dinosaurier-Eier: Die findet man im Naturkundemuseum in Karlsruhe. Foto: Mathias Vielsäcker/SMNK

Wahrscheinlich handelt es sich um Eier von Vogelbeckensauriern oder von Sauropoden, so der Kurator und Leiter des Referats Paläontologie und Evolutionsforschung. „Da keine Dinosaurier in den Eiern vorkommen und die Eier auch keine Knochen enthalten, ist eine präzise Zuordnung leider nicht möglich“, erklärt er.

Als Dinosaurier-Eier identifizierbar seien die Fossilien aufgrund der Dicke der Schale und ihrer Größe. Zudem habe man sie teilweise noch in Nestern gefunden.



Das Hochbedrohte

Noch nicht ausgestorben, aber am Verschwinden ist ein ganz anderes Ei: Ruhte früher im Nähkörbchen jedes Haushaltes ein Exemplar, hat man heute Schwierigkeiten, überhaupt eines aufzustöbern. Ein Stopfei braucht heute eben kaum noch jemand. Hat heute eine Socke ein Loch, wird sie entsorgt statt wie früher repariert.

Freilich kann man mithilfe des Stopfeis, das meist aus Buchenholz und so groß wie ein Hühnerei ist, auch andere Textilien ausbessern. Liegt es unter der Schadstelle, hat man einen besseren Überblick, und das neue Garngeflecht wird gleichmäßiger.

Stopfei und Stricksocke
Stopfei: Das ist aus deutschen Haushalten weitgehend verschwunden. Foto: lantapix/Adobe Stock

Selbst Konrad Adenauer machte sich über das Hilfsmittel Gedanken: 1938 stellte er einen Patentantrag für ein Stopfei mit einer batteriebetriebenen Lampe im Innern.

Womöglich war dem späteren Deutschen Bundeskanzler aufgefallen, dass seine Frau zum Stopfen seiner Socken gutes Licht brauchte. Der Antrag wurde abgelehnt, denn ein vergleichbares Hilfsmittel war bereit patentgeschützt.

 Stopfkugel aus Durlacher Fayence von  Carl Wettach aus dem Badischen Landesmusuem.
Andenken: Kunstvolle gestaltete Stopfeier und Stopfkugeln wurden in der Biedermeierzeit gerne verschenkt. Dieses Exemplar aus Durlacher Fayance ist im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss ausgestellt. Foto: Thomas Goldschmidt/Badisches Landesmuseum

Aber nicht nur als Gebrauchsgegenstand machte das Stopfei Karriere. Im Badischen Landesmuseum im Karlsruher Schloss findet man in der Dauerausstellung zu Baden eine kunstvoll gestaltete Stopfkugel aus Durlacher Fayence.

Carl Wettach, der zwischen 1820 und 1835 als Fayencemaler in der Durlacher Manufaktur tätig war, hat sie mit den kleinen Blumen verziert und auch mit seinen Initialen versehen. Sie in eine Socke zu packen und mit der Stopfnadel über die Bemalung zu schrammen, wäre Frevel. „In der Biedermeierzeit wurden solche Stopfkugeln und Stopfeier gerne als Andenken verschenkt“, weiß Jutta Dresch, die Kuratorin für die Epoche zwischen 1700 und 1850.

Das Schönste

Die vielfältigsten Gelege in der Region finden sich definitiv im Karlsruher Zoo. Allein, weil 135 der 320 hier gezeigten Tierarten Vögel sind. Die kleinsten Eier sind blassgrün und stammen von den Kubafinken ­ – die Winzlinge, die im Exotenhaus leben, wiegen selbst keine zehn Gramm.

Emu mit Gelege im Karlsruher Zoo
Beeindruckendes Gelege: Erfolg hatte der Emu-Hahn im Karlsruher Zoo bei der Brut aber nicht. Foto: Timo Deible/Zoo Karlsruhe

Und damit nur einen Bruchteil dessen, was die Emu-Dame legen kann: 14 Zentimeter lang und bis zu 900 Gramm schwer sind deren Eier. Und wohl auch die Schönsten in ihrem satten Türkisgrün mit leichten Sprenkeln.

Zu sehen bekamen die Zoobesucher diese vor ein paar Jahren, und der Hahn saß auch eine Zeit lang auf den Eiern. Erfolg hatte die Brut aber nicht, bedauert Zoo-Pressesprecher Timo Deible.

Die Wertvollen

Besonders wertvoll sind Eier von Arten, die stark bedroht sind, erklärt Zoo-Tierarzt Lukas Reese. Um die Population zu unterstützen, kommen sie im Zoo in den Brutschrank, wenn es mit der natürlichen Brutpflege nicht klappt.

Brachvogel schlüpft
Jedes Ei zählt: Die hochbedrohten Brachvögel werden vom Karlsruher Zoo durch künstliche Brut unterstützt, nach dem Schlüpfen aufgepäppelt und dann ausgewildert. Foto: Timo Deible/Zoo Karlsruhe

Mehreren Saruskranichen verhalfen die Tierpfleger so ins Leben. Die größte Kranich-Art legt stets zwei Eier, hört aber auf zu brüten, wenn das erste Küken schlüpft, schildert Reese. Wird Ei Nummer zwei rechtzeitig gefunden, kann sich das Küken im Brutschrank weiterentwickeln – muss dann aber von Hand aufgezogen werden.

Auch heimische Arten, für die es im Freiland sehr schwierig geworden ist, unterstützt der Zoo durch Kunstbrut. Brachvögel beispielsweise, die sich ebenfalls nicht um ihr komplettes Gelege kümmern. Sie wurden deshalb im Zoo aufgezogen, der so ein Wiederansiedlungsprojekt unterstützt.

Ein Fabergé-Ei im Baden-Badener Museum
Wertvolles Osterei: Ein Fabergé-Ei im Baden-Badener Museum Foto: Bernd Kamleitner

Auch 90 Kiebitze entwickelten sich in den vergangenen drei Jahren im Brutschrank im Exotenhaus, wurden aufgepäppelt und dann ausgewildert. Abgelegt hatten die Altvögel die Gelege an Orten, an denen die Küken keine Überlebenschance gehabt hätten, so Reese.

Geht es um den monetären Wert, findet man das wertvollste Ei wahrscheinlich in Baden-Baden: Im Fabergé-Museum, das der legendären russischen Juwelierkunst aus der Zeit um 1900 gewidmet ist. 52 der prachtvollen Ostereier, die die Zaren Alexander III. und Nikolaus II. bei Fabergé in Auftrag gaben, sind nachgewiesen und Millionen wert. Zwei sind im Besitz des Baden-Badener Museums.

Die Zweckmäßigen

Zoo-Tierarzt Lukas Reese mit Pfeilgift-Frosch „Lehmanns Baumsteiger“
Rarität: Der „Lehmanns Baumsteiger“, den Zoo-Tierarzt Lukas Reese hier zeigt, füttert seine Kaulquappen mit unbefruchteten Eiern. Foto: Timo Deible/Zoo Karlsruhe

Einen ganz anderen Wert haben die Eier einiger Pfeilgift-Frösche – beispielweise der Erdbeerfröschchen, die man im Exotenhaus sehen kann, und der Lehmanns Baumsteiger, die aktuell im Zoo hinter den Kulissen sitzen.

Sie sind „Oophage“, also Eierfresser, erklärt der Zoo-Tierarzt. Die Muttertiere bringen die Kaulquappen in Bromelien-Kelche, wo sich Wasser angesammelt hat.

Alle paar Tage legen sie dort dann unbefruchtete Eier ab – als Futter für die Kaulquappen.

Die Kuriosen

Den kuriosesten Umgang mit ihren Eiern haben für Reese die Wabenkröten: Sie schwimmen gemeinsam Loopings. Oben im Looping legt sie Eier, die von ihm befruchtet werden und nach unten sinken – und auf dem Rücken des Weibchens landen, wenn das Pärchen wieder unten im Looping angekommen ist.

In mehreren Runden werden so rund 100 Eier auf dem Rücken des Weibchens platziert, über denen sich Haut bildet. „Die Kaulquappen schlüpfen dann aus dem Rücken des Weibchens“, erklärt Reese. Die etwa sieben Zentimeter großen „Mittleren Wabenkröten“ sind im Raubtierhaus des Zoos in einem Aqua-Terrarium zu sehen.

Mittlere Wabenkröte
Wabenkröten-Eier: Die trägt das Weibchen im Rücken mit sich herum, bis die Kaulquappen schlüpfen. Beim Laichen schwimmen die Kröten Loopings. Foto: Volker Rapp/Zoo Karlsruhe

Die Untergeschobenen

Kaum zu Gesicht bekommt man die Produzenten eines anderen kuriosen Geleges. Dafür ist das Männchen nun gut zu hören: Der Kuckuck gilt als Frühlingsbote.

Er ist ein Zugvogel, der im südlichen Afrika überwintert und im Frühling nach Europa zurückkehrt, erklärt Heike Rösgen, die Leiterin der Karlsruher Waldpädagogik. Die bietet nun wieder Vogelstimmen-Exkursionen an, bei denen auch dem Kuckuck gelauscht wird. Der ruft aber nur, um ein Weibchen von sich zu überzeugen. Wird er erhört, ist das Thema Nachwuchs für ihn erledigt: Die Kuckucksdame platziert ihre Eier in fremde Nester. Immer eines übrigens, das sie farblich auch noch dem Gelege der gewählten Leiheltern anpassen kann.

Common Cuckoo (Cuculus canorus) egg between Marsh Warbler (Acrocephalus palustris) eggs. Russia, the Ryazan region (Ryazanskaya oblast), the Pronsky District, Denisovo.
Kuckucksei: Hier wurde es im Nest eines Sumpfrohrsängers platziert. Foto: fotoparus/Adobe Stock

Die meisten kümmern sich dann tatsächlich um das Ei und den Jungvogel, der ihnen untergeschoben wurde. Dass er größer als seine „Geschwister“ ist und sich ihrer auch noch entledigt, ändert nichts am Eifer der Leiheltern. Allerdings droht das Konzept des Schmarotzers künftig zu scheitern: „Aufgrund des Klimawandels beginnen die Wirtseltern früher mit dem Nestbau und der Eiablage“, erklärt Heike Rösgen. „Da kann es passieren, dass der Kuckuck zu spät kommt.“

Das Hochentwickelte

In sich hat es ein Ei, das an der Hochschule Karlsruhe entwickelt wurde: Drei Temperatur-Sensoren, ein Feuchte- und ein 3D-Beschleunigungssensor, ein Mikrocontroller und ein Akku stecken in der gerade mal drei Zentimeter langen Plastikhülle. Die Dimension eines Wachteleis hat es damit – kann aber so ziemlich jedem brütenden Vogel untergeschoben werden.

Dazu wird es in eine passende Eierschale aus dem 3D-Drucker eingefügt, die mit einem Kupferstreifen zur Temperatur-Erfassung bestückt ist, erklärt Klemens Gintner. Der Professor für Elektronik und Sensorik hat das Projekt 2013 nach einem zufälligen Treffen mit dem heutigen Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt angestoßen. Immer wieder haben Studierende das Sensor-Ei weiterentwickelt und optimiert – Rückschläge inklusive. Beim ersten Freiland-Test in einem Kiebitz-Nest beispielsweise: „Der Fuchs hat die Eier gestohlen“, berichtet Gintner.

Sensor-Ei auf der Hand etwa 3 Zentimeter groß
Sensor-Ei: Das hat die Hochschule Karlsruhe entwickelt. Eingesetzt wird des zur Grundlagenforschung zum Brutverhalten von Vögeln , - in einer passenden Ei-Hülle aus dem 3D-Drucker. Foto: Susanne Jock

Den zweiten Freiland-Test hat das Ei bestanden. Über das Brutverhalten der Brachvögel hat es Daten geliefert, die nun an der Universität Freiburg ausgewertet werden, so Gintner. Wie oft wird das Ei gedreht? In welche Richtung?

Wie hoch sind Temperatur und Feuchtigkeit? Und wie lange genau sitzen die Vögel auf den Eiern? All das kann helfen, den Bruterfolg der bedrohten Art künstlich zu optimieren. Über eine App können die Daten nun ausgelesen werden, nennt Gintner eine weitere Optimierung.

Zum Einsatz kommen soll das Sensor-Ei auch im Karlsruher Zoo und der Grundlagenforschung dienen, sagt Tierarzt Reese. Bei den Kuba-Flamingos hält sich der Bruterfolg in Grenzen, erklärt er. Ein Sensor-Ei in einer Flamingo-Eihülle hat er daher schon parat, um es den knallroten Vögeln unterzuschieben, wenn sie mit der Brut beginnen. Im Vorjahr hat es nicht geklappt, weil die Flamingos nichts gelegt hatten. Da half auch der Osterhase nicht.

Der Doppelpack

Verantwortlich aber ist der Osterhase dafür, dass in seiner Zeit die meisten Eier gegessen werden, nämlich im Schnitt ein Ei pro Tag. Übers Jahr gemittelt kommen die Bundesbürger auf vier bis fünf Eier pro Woche, ist Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zu entnehmen.

Am Stand des Adamshofs in Kandel auf dem Karlsruher Wochenmarkt werden vorzugsweise Eier der Größe L und XL verlangt, berichtet Jutta Tschirner. Sie sind als Frühstückseier begehrt, vor allem die ganz großen, die oft gleich zwei Dotter haben, so die Frau vom Adamshof.

Egg with two yolks
Zwei in einem Ei: Damit sind Zwillings-Küken angelegt - die aber keine Entwicklungschance haben. Foto: Dmitry/Adobe Stock

Wie das kommt? „Hier sind zwei Follikel gleichzeitig gesprungen“, erklärt Reese. Erst im Eileiter komme dann Eiklar hinzu und letztlich die Kalkschale drumrum. Zweieiige Zwillinge aus einem Ei sind damit angelegt. Aber selbst wenn der Hahn seinen Beitrag leistet, schlüpfen werden sie nicht: Platz, Nahrung und Luft im Ei reichen nur für ein Küken.

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