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Ausstellung im Lichthof endet

Studierende der Kunstakademie Karlsruhe laden zum Mitmachen ein

Vom Unterschied zwischen ernsthaft und interessant: Im Badischen Kunstverein Karlsruhe endet die Ausstellung „They take it seriously“ am 17. September mit einer Finissage

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Teilweise laden sie zum Interagieren ein: Die Objekte, die Studierende der Klasse Jung im Kunstverein für ihre Performances einsetzen. Foto: Chris Gerbing

Luftig-leicht weht ein Vorhang am Fuß der Treppe, die hinunter in den Lichthof führt. Wer ihn passiert, ist bereits mitten im Geschehen, wird unversehens vom Betrachter zum Teil des performativen Settings.

Studierende der Klasse Sophie Jung an der Kunstakademie Karlsruhe haben die Ausstellung ausgerichtet, die der Frage nachgeht, wie Performances in einen Ausstellungsraum gebracht werden können, sodass die dafür notwendigen Elemente nicht nur Requisiten, sondern eigenständige künstlerische Arbeiten darstellen. Es sind daher unterschiedliche Arten von Performativität im Raum vereint, die zum Teil dazu einladen, „bespielt“ zu werden, den performativen Aspekt dadurch erspürbar zu machen.

Gemeinschaftliche Aktionen im Raum

Die insgesamt 22 Studierenden hatten sich im Vorfeld der Ausstellung in einem Workshop im „Black Forest Institute of Art“ in Lenzkirch mit diesen Fragen intensiv auseinandergesetzt – der hohe Grad an Professionalität, der sicher auch daraus resultiert, wird über den bei der Vernissage entstandenen Film greifbar.

Er ist eingebettet in ein skulpturales Objekt, das im Juli nicht nur von Miji Lee bespielt wurde, sondern ein Ort war, an dem sich die Künstlerinnen und Künstler zu gemeinschaftlichen Aktionen im Raum trafen. „They take it seriously, I think it’s interesting“ – das Zitat des CBS-Moderators, der 1960 eine Performance von John Cage mit den Worten „Sie nehmen es ernst, ich denke, es ist interessant“ ankündigt, ist der performativen Skulpturenanordnung, den Spuren und Relikten der Performances, ihren Requisiten, Materialien und Dokumenten vorangestellt.

Es macht einerseits den dahinterstehenden Ernst deutlich, mit dem die Performances durchgeführt wurden, aber auch die (mögliche) Unsicherheit des Betrachters dem performativen Geschehen gegenüber.

um, durch, über und trotz Performance“
Ausstellungsfaltblatt
Badischer Kunstverein

Kleine Arbeit, große Wirkung: Michaela Heigl hat am Eröffnungswochenende in insgesamt neun Stunden mit dem Grabstichel immer wieder den Schriftzug „Sehr sehr lange sehr sehr hart arbeiten“ in die Wand gekratzt.

Teils ist sie durch mehrere Farbschichten bis zum Mauerwerk vorgedrungen. Die dezente Farbe ist folglich nicht aufgetragen, sondern wurde in schweißtreibend-intensiven Sessions parallel zu den anderen Performances freigelegt. Nun fühlen sich auch andere Gäste im Kunstverein wohl: Über das Putzverbot an dieser Stelle (vielleicht aber auch wegen des Heus, das im Gewölbekeller im Rahmen einer anderen Performance verteilt wurde) freuen sich aktuell kleine Spinnen…

Ein filigraner Traum aus gläsernen Bestandteilen

Ein Bett, eine Plattform, geknülltes Papier und ein filigraner Turm aus gläsernen Bestandteilen – es sind ganz unterschiedliche Strategien, die zur Wahl verschiedenster Materialien und, daraus resultierend, völlig verschiedener Ergebnisse führen. Das Infoblatt ist an dieser Stelle wichtiger Ausstellungsbegleiter, denn es gibt zu den Informationen auch Handlungsanweisungen, mit denen die im Raum platzierten Dinge aktiviert werden können.

Manchmal braucht es dabei gar nicht viel: Eine kleine, durchsichtige Folie zerlegt je nach Bewegung im Raum das Licht in sein Farbspektrum und bietet so die Möglichkeit, im Kunstverein, aber auch an anderen Orten den Raum anders wahrzunehmen. Es ist eine Ausstellung „um, durch, über und trotz Performance“, die den Betrachter, aber auch das Gebäude selbst, auf verschiedenen Ebenen einbezieht. Das macht es spannend und damit passt sie natürlich zum Schwerpunkt „Performance“, den der Kunstverein in seinen Ausstellungen seit geraumer Zeit auffächert. Chris Gerbing

Service

Bis 17. September. Badischer Kunstverein, Waldstraße 3, www.badischer-kunstverein.de. Finissage am Sonntag, 17. September ab 15 Uhr mit Performances und einem Online-Workshop von CAConrad.

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