Skip to main content

Abfallberge türmen sich auf

Weggeworfener Müll setzt Karlsruher Stadtreinigung unter Stress

Tonnenweise Abfall wie Pizzaschachteln, Pappbecher und anderer Unrat türmt sich seit der Corona-Pandemie immer wieder im öffentlichen Raum. Die Müllwerker haben einen schweren Stand - und müssen auch Ekelreaktionen überwinden.

Appell: Zu einer besseren Abfall-Moral auf öffentlichen Wegen und Plätzen rufen Stadt und Land auf. Mit Einsicht, Maschinen und Personal will man dem Müll eine Abfuhr erteilen.
Appell: Zu einer besseren Abfall-Moral auf öffentlichen Wegen und Plätzen rufen Stadt und Land auf. Mit Einsicht, Maschinen und Personal will man dem Müll eine Abfuhr erteilen. Foto: Jörg Donecker

Abfallexperten nennen es „Littering“: Das achtlose Wegwerfen von Abfällen hat mit Corona in Karlsruhe deutlich zugenommen. Seit 2020 verzeichnet die Stadtreinigung zwölf Prozent mehr Straßenkehricht, das entspricht einem Plus von 277 Tonnen. Zugleich wurden 70 Prozent mehr Abfälle eingesammelt (plus 384 Tonnen).

Und auch die Beschwerden aus der Bürgerschaft über Verschmutzungen und achtlos weggeworfenen Abfall sind während der Pandemie beim städtischen Amt für Abfallwirtschaft um etwa 30 Prozent auf 4.785 Beschwerden pro Jahr in die Höhe gegangen.

An einem normalen Wochenende sammelt die Stadtreinigung allein im Innenstadtbereich rund 24 Kubikmeter Müll ein. Zum Vergleich: Das Standardvolumen einer Absetzmulde, wie sie auf Baustellen zur Beseitigung von Schutt benutzt wird, beträgt sieben Kubikmeter.

Weggeworfener Müll: Was unternimmt die Stadt?

Das städtische Amt für Abfallwirtschaft (AfA) hat nach den Worten von Abfalldezernentin Bettina Lisbach (Grüne) die Zahl der Touren aufgestockt. Zwischen 5 Uhr morgens und 19 Uhr am Abend sind die Mitarbeiter viermal täglich auf Innenstadt-Tour.

Hinzu kommen weitere Touren auch an den Wochenenden an den Hotspots Günther-Klotz-Anlage, Otto-Dullenkopf-Park sowie dem Citypark an der Esplanade. Im Bereich des Friedrichsplatzes wurden vier, im Otto-Dullenkopf-Park zwei, am Ludwigsplatz ein zusätzlicher Abfallbehälter von 240 Litern Volumen aufgestellt. In der City gibt es 220 Abfallbehälter.

Abfall in Karlsruhe: Wie ist es rund ums Schloss?

Hier ist die Lage ebenfalls angespannt. Das dort zuständige Amt Karlsruhe des Landesbetriebs Vermögen und Bau hat einen externen Dienstleister beauftragt. Er leert die Abfallbehälter und entfernt den groben Schmutz. Das geschieht im Sommerhalbjahr einmal täglich.

Im vergangenen Jahr wurden 40 zusätzliche Behälter à 120 Liter beim Schloss und im Schlossgarten platziert. An einem Wochenende fallen hier bis zu 20 Kubikmeter Müll an. 2021 hat das Land 213.000 Euro für den Reinigungsdienst ausgegeben.

Müll in Karlsruhe: Das sagen die Bürger

„Man hat nicht den Eindruck, dass die öffentliche Hand genug tut, um der Vermüllung unserer Grünflächen Einhalt zu gebieten“, findet Gülcan Braun. Sie ist oft mit dem Kinderwagen im Schlossgarten unterwegs.

Für Rollstuhlfahrer Gundolf Schmitz ist Müll nicht nur ein ästhetisches Problem. Glasscherben könnten auch zum Platten führen, gibt er zu bedenken. Nicht jeder Rolli habe Vollgummireifen. Michael Thost plädiert für eine „Strafzetteloffensive“, wie er sagt. Wer die Stadt vermülle, solle gleich mal 50 Euro zahlen müssen.

Das sagt die Politik zur Müllproblematik

„Wir sind als Stadt personell und wirtschaftlich an der Grenze dessen angelangt, was wir leisten können“, betont Dezernentin Bettina Lisbach. Die Stadtreinigung des AfA umfasst 130 Arbeitskräfte, die täglich im Einsatz sind. Sie nutzen Schaufel und Besen ebenso wie zwei Klein- und eine Großkehrmaschine und mehrere Kleinlaster.

Die für die Landesliegenschaften zuständige Finanzstaatssekretärin Gisela Splett (Grüne) appelliert ebenso wie Bürgermeisterin Lisbach an Vernunft und Verantwortungsgefühl der Bürger. Besser als Mitnehm-Verpackungen aus Pappe seien Mehrweg-Behältnisse, unvermeidbare Abfälle sollten am besten zu Hause entsorgt werden.

Entsorgte Speisen und Erbrochenes: Das sagen die Müllwerker in Karlsruhe

Während auf asphaltierten oder Platten-Oberflächen die Kehrmaschinen gut zurechtkommen, müssen Abfälle in Grünflächen mühsam per Hand oder Greifzange aufgenommen werden, erklärt Shawn Wedlock von der Stadtreinigung.

Als besondere Zumutung empfinden er und seine Kollegen regelmäßig den Umgang mit entsorgten Speisen und Erbrochenem. In der warmen Jahreszeit haben sie damit wieder öfter zu tun. Thomas Huber, der für den Schlossgarten zuständige Gartenleiter, verweist auch darauf, dass Müll Ratten und Krähen anlockt. Ein- bis zweimal jährlich müsse deshalb der Kammerjäger kommen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang