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Bundesweit erstes Fahrzeug seiner Art

Pforzheim: KI-Fahrzeug überprüft Biomüll bei der Leerung nach Fremdstoffen

Eine Kaffeemaschine im Biomüll? So etwas ist in Pforzheim schon vorgekommen, weiß Amtsleiter Jürgen Förschler. Ab sofort soll das mithilfe eines mit KI ausgestatteten Fahrzeugs ein Ende haben.

Vertreter der Abfallwirtschaft, der beteiligten Firmen und Oberbürgermeister Peter Boch
Ein Kamerasystem am Biomüll-Fahrzeug liefert während der Leerung Bilder vom Tonneninhalt. Eine Künstliche Intelligenz wertet die Bilder aus. Am Donnerstag stellten Vertreter der Abfallwirtschaft, der beteiligten Firmen und Oberbürgermeister Peter Boch das erste Fahrzeug seiner Art der Presse vor. Foto: Birgit Metzbaur

Man sieht kein Roboter-Hündchen, das in der Biotonne Fremdstoffe erschnüffelt. Doch das neue Fahrzeug der städtischen Abfallwirtschaft ist wahrscheinlich genauso effektiv wie eine Hundespürnase.

Am Donnerstagnachmittag stellten Mitarbeiter der Abfallwirtschaft gemeinsam mit dem Entsorgungsdienstleister Veolia und der Firma C-Trace, Oberbürgermeister Peter Boch und der Presse das neue, mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattete Fahrzeug vor. Das bundesweit Erste seiner Art.

Mit der KI im Biomüllfahrzeug soll die Qualität des Biomülls verbessert werden. Das Ziel ist, dass nur noch sortenreiner Biomüll in der Biotonne landet, ohne Glas, ohne Kunststoffe oder sonstige Fremdstoffe.

„Man erlebt die tollsten Dinge“, weiß der Amtsleiter der Technischen Dienste, Jürgen Förschler. Auch eine Kaffeemaschine wurde schon im Biomüll gefunden. Ab sofort wird bereits bei der Entleerung der Tonne festgestellt, ob Fremdstoffe in der Biotonne sind.

Störstoffe werden in Pforzheim direkt den Besitzern der Tonne zugeordnet

Das Fahrzeug von Veolia, eines von zwei, das in der Stadt Biomülltonnen leert, wurde von C-Trace mit Technik ausgestattet. Dazu gehören ein Kamerasystem mit vier Kameras, das in die Tonne und in den Innenraum des Fahrzeugs fotografiert, Scheinwerfer und die KI, die alle Bilder auswertet.

Wird ein Störstoff in der Tonne erkannt, werden die Bilder über das Servicezentrum direkt dem Besitzer der Tonne zugeordnet.

Manchmal lernen wir nur über den Geldbeutel
Peter Boch
Oberbürgermeister

Die KI ist ein lernendes System, das mit Tausenden Bildern angelernt wurde. Mit jedem weiteren Bild steigt die Kompetenz. Die Daten werden in den nächsten Monaten gesammelt, ausgewertet und für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt. Mit den durch das KI-Fahrzeug gewonnenen Daten sollen auch speziell Bürgerinnen und Bürger angesprochen werden, die Biotonnen als Restmülltonnen nutzen, „um vermeintlich Gebühren zu sparen“, sagt der Abteilungsleiter der städtischen Abfallwirtschaft Michael von Rüden.

Konsequenzen wird eine falsche Befüllung noch keine haben. Zunächst setzt die Abfallwirtschaft darauf, durch eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit die Bürger zum Nachdenken zu bringen.

2025 tritt jedoch eine Gesetzesänderung in Kraft. Verunreinigter Biomüll muss dann von der weiterverarbeitenden Stelle, der Vergärungsanlage in Freudenstadt, zurückgewiesen werden. Biomüll mit Fremdstoffen muss dann als teurer Restmüll entsorgt werden. Daher schließt Boch für die Zukunft Knöllchen nicht aus: „Manchmal lernen wir nur über den Geldbeutel“.

Klimaschutz beginnt im eigenen Haushalt.
Jürgen Förschler
Amtsleiter der Technischen Dienste

Problematisch im Biomüll sind auch biologisch abbaubare Kunststofftüten, weil sie sich bei der Vergärung nicht zersetzen. Daher empfiehlt Förschler den Biomüll in einer Papiertüte zu sammeln.

„Klimaschutz beginnt im eigenen Haushalt“, sagt Förschler. Aus Lebensmittelresten, Küchen- und Grünabfällen wird in der Vergärungsanlage Biogas gewonnen. Aus dem Gas wird Strom erzeugt. Die Gärreste werden zu wertvollem Kompost für die Landwirtschaft, der hilft, auf chemische Düngemittel zu verzichten.

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