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Auszeichnung im Schloss Bellevue

Nach Sieg im Geschichtswettbewerb: Drei Karlsruher Studenten treffen Bundespräsident Steinmeier

Drei ehemalige Schüler des Bismarck-Gymnasiums haben bei Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten gewonnen. So erlebten sie die Preisverleihung.

Ehrung
Große Ehre: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeichnet Elias Vollmer, Jeremias Loghis und Paul Mai (von rechts) aus. Links im Bild Thomas Paulsen, Vorstand der Körber-Stiftung, und Tutor Tobias Markowitsch (von links). Foto: Benjamin Pritzkuleit

Geschichte, vor allem auch die Geschichte der Stadt und ihrer Bürger, spielen im Karlsruher Bismarck-Gymnasium eine große Rolle.

Man merkt das nicht nur daran, dass es in den Räumen des Gymnasiums eine „Historische Bibliothek“ gibt. Sondern auch daran, dass sich die Schule – beziehungsweise ihre Schüler – seit 40 Jahren an einem Geschichtswettbewerb beteiligt, den die Körber-Stiftung im Namen des Bundespräsidenten seit 1973 alle zwei Jahre ausrichtet.

„Wir haben schon öfter gute Platzierungen erreicht, aber einen ersten Platz gab es zuvor noch nie“, stellt Tobias Markowitsch fest. Er unterrichtet Deutsch und Geschichte und unterstützt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Tutor. Jeremias Loghis, Paul Mai und Elias Vollmer haben beim diesjährigen Wettbewerb das Kunststück geschafft, zu den fünf Erstpreisträgern auf Bundesebene zu gehören.

Wir hätten nie gedacht, dass wir so weit vorne landen.
Elias Vollmer
Preisträger

„Wir hätten nie gedacht, dass wir so weit vorne landen“, meint Vollmer. „Das Ergebnis war echt überraschend, weil es ja so viele Teilnehmer gibt“, fügt er hinzu. Immerhin wurden mehr als 1.600 Arbeiten eingereicht.

Aufgrund ihrer ausgezeichneten Arbeit durften die drei ehemaligen Bismarck-Schüler zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ins Schloss Bellevue.

Schüler schreiben über Mieter- und Bauverein

„Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte.“ Unter diesem Motto stand der diesjährige Wettbewerb. Die drei jungen Männer, die inzwischen bereits studieren, haben über den Mieter- und Bauverein Karlsruhe geschrieben, vor allem über die Entstehungsgeschichte der Rheinstrandsiedlung, die komplett während der Nazi-Zeit gebaut wurde.

Das persönliche Treffen mit dem Bundespräsidenten war schon extrem aufregend.
Elias Vollmer
Presiträger

„Das persönliche Treffen mit dem Bundespräsidenten war schon extrem aufregend“, gesteht Vollmer und spricht von „einer großen Ehre“. Mai erzählt, dass man schon vor dem offiziellen Empfang im Schloss Bellevue war, um den ganzen Ablauf der Preisverleihung zu proben.

Mai, Vollmer und Loghis hatten dann auch tatsächlich zweimal die Gelegenheit, persönlich mit Steinmeier zu sprechen: während der Preisverleihung auf der Bühne und beim anschließenden Empfang.

Wir haben über unsere Arbeit gesprochen, aber auch über das Studium.
Paul Mai
Preisträger

„Wir haben über unsere Arbeit gesprochen, aber auch über das Studium“, sagt Mai. Und man hat sich mit dem Bundespräsidenten auch über ein aktuelles Buch ausgetauscht, in dem es um die „Bundespräsidenten und die NS-Vergangenheit“ geht. „Das hat thematisch sehr gut zu unserer Arbeit gepasst“, so Mai.

Ausflug zu Hertha BSC

Die drei Karlsruher nutzten den Ausflug nach Berlin auch zu einem Abstecher ins Olympiastadion, wo sie sich das Spiel des KSC gegen Hertha BSC angesehen haben. „Zwischen den beiden Vereinen gibt es ja eine Fan-Freundschaft, weshalb das 2:2 ein gutes Ergebnis war“, freut sich Mai und kommt doch gleich wieder auf das Thema der prämierten Arbeit zu sprechen. Denn „der Ausflug ins Olympiastadion hat gut zu unserem Thema gepasst, weil ja auch das Olympiastadion während der Nazi-Zeit gebaut wurde.“

Als die drei jungen Männer, sie sind 19 und 20 Jahre alt, im vergangenen September mit der Arbeit am Wettbewerbsbeitrag begonnen haben, hatten sie ihr Abitur bereits in der Tasche: „Das hat uns die Arbeit nicht gerade leichter gemacht“, erzählt Loghis, der inzwischen Biologie in Karlsruhe studiert.

Mai studiert Politik- und Verwaltungswissenschaften in Konstanz, während Vollmer in Heidelberg Geschichte und Germanistik studiert. „Dennoch haben wir es geschafft, während der Recherchephase bis zu acht Stunden täglich in den Archiven zu arbeiten“, meint Loghis.

Dank an Tutor vom Bismarck-Gymnasium

Alle drei sind davon überzeugt, dass sie ihrem Tutor Tobias Markowitsch viel zu verdanken haben. „Er hat uns sehr unterstützt“, versichern sie.

Die drei Studenten sind stolz darauf, dass sie mit ihrem Projekt etwas angestoßen haben, denn es soll künftig zwischen der Genossenschaft und der Schule ein gemeinsames Projekt zum Thema Demokratiebildung geben.

Karlsruher spenden einen Teil des Preisgeldes

Dass ihnen Demokratie am Herzen liegt, zeigt sich auch daran, dass die drei jungen Männer einen Teil ihres Preisgeldes – sie bekamen 2.500 Euro – spenden wollen. Wer das Geld bekommt, steht noch nicht fest, es soll jedoch eine Organisation sein, die sich für Demokratie und gegen das Erstarken der Rechten einsetzt.

Markowitsch weist darauf hin, dass auch zwei Neuntklässler am aktuellen Geschichtswettbewerb teilgenommen haben. Sie widmeten sich in ihrer Arbeit der Kindheit und Jugend von Hans von Frankenberg, der über seine Erfahrungen im Naziregime ein Buch geschrieben hat.

Wettbewerb hat eine lange Tradition am Bismarck-Gymnasium

„Diese Arbeit wurde zwar nicht mit einem Preis ausgezeichnet, aber zwischen den Schülern und dem Zeitzeugen hat sich eine enge Freundschaft entwickelt“, erzählt der Lehrer.

Er erzählt auch von Arbeiten, die in den zurückliegenden Jahren geschrieben wurden und die allesamt in der „Historischen Bibliothek“ der Schule eingesehen werden können. So haben etwa die drei jetzigen Preisträger bereits im Schuljahr 2020/21 zum Thema „Frauenboxen“ recherchiert. Es ging damals um „Das Phänomen Regina Halmich“. Eine Arbeit, für die sie damals einen zweiten Platz erringen konnten.

Einige Jahre zuvor hatten sich Schüler der Lebensgeschichte von Thomas Weisbecker gewidmet. „Vom Banknachbarn zum Terroristen“, hieß die Arbeit. Weisbecker war einst Schüler am Bismarck-Gymnasium und wurde später Mitglied der terroristischen Vereinigung „Bewegung 2. Juni“.

Markowitsch ist davon überzeugt, dass „dieser Geschichtswettbewerb einen anderen, einen individuelleren Zugang zu Geschichte ermöglicht“.

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