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Deutschland-Tour

Wiener Punk trifft Walzer: Konzert der Leftovers in der Alten Hackerei Karlsruhe

Sie sind jung und stehen auf Punk: Rund 200 Besucher kommen für die Leftovers in die Hackerei. Auch für die Band ist das Konzert etwas Besonders.

Blick auf die Bühne beim Konzert der Leftovers in der Alten Hackerei Karlsruhe.
Dicht gedrängt stehen über 200 Menschen in der Alten Hackerei und gehen voll auf im Sound der Leftovers aus Wien mit Rock und Grunge Elementen. Foto: Moritz Schläfer

Verzweiflung, Liebe, Rausch und Wahn: emotionale Ausnahmezustände, die in den Songs der Leftovers ein Ventil finden.

Mal Seelen-Striptease, mal wütender Aufschrei – die aufstrebende Wiener Band versteht es, ihr Publikum zur Ekstase zu bringen. Das stellten die Leftovers am Samstag in der Alten Hackerei Karlsruhe eindrucksvoll unter Beweis.

Bei ausverkauftem Haus gab die junge Punkrock-Formation ein rund eineinhalb-stündiges Konzert.

Punk-Kutten und Nietenmode sind hier so normal wie Anzug und Krawatte in einer Bankfiliale

Schon bei der Vorband „Honestly, the Worst“ standen die Fans dicht gedrängt. Für die Band war es das erste Konzert außerhalb Österreichs, auch sie kommen ursprünglich aus Wien. Das vom Sänger angekündigte Lampenfieber machte sich nicht bemerkbar, umso bemerkenswerter war ihre Show. Mit einem lautstarken Mix aus Punk und Alternative Rock machten „Honestly, the Worst“ das Publikum heiß auf den Main Act.

Währenddessen füllte sich die Alte Hackerei weiter, der Platz wurde langsam knapp. Dicht gedrängt standen über 200 Menschen in der Punkrock-Bar. Das Publikum ist jung – wie die beiden Bands. Geschätztes Durchschnittsalter: Anfang 20. Punk-Kutten, Make-Up und Nietenmode sind hier so normal wie Anzug und Krawatte in einer Bankfiliale.

Junges Publikum lässt sich mitreißen

Als die Leftovers die ersten Töne spielen, jubelt die Menge. Die Leftovers singen auf Deutsch. Ihre Musik ist hart, aber gleichzeitig melodisch. Deutlich im Punk verwurzelt, versetzt das Quartett seinen Sound auch mit Rock und Grunge-Elementen. Dabei klingen die Leftovers trotzdem modern. Ein eigener Sound, den die Band entwickelt hat und der sich durch das Programm zieht.

Die Besetzung ist klassisch: neben dem Gesang zwei E-Gitarren, Bass und Schlagzeug. Manchmal kommen Synthesizer zum Einsatz. Das Publikum reagiert auf diesen Sound ausgelassen. Es wird gesprungen, getanzt und laut mitgesungen. Auch „Moshpits“ lassen nicht lange auf sich warten.

Wenn Frontmann Leonid sich die Seele aus dem Leib singt, ist das ansteckend. Die Fans singen den Song „Ohne Dich“ textsicher mit, bis die bisher ruhige Stimmung im Song kippt. Der laute Refrain bricht heraus und das Publikum springt wild durcheinander.

Song von Franz Kavka inspiriert

„Ohne dich“ ist Teil ihres neuen Albums „Müde“, das am 3. November erschienen ist. Auf der Setlist des Abends steht neben den neuen Songs auch älteres Material vom Vorgängeralbum „Krach“. Zum Beispiel der Titel „Käfer“. Der Songtext ist inspiriert von Frank Kafkas „Die Verwandlung“, in der die Hauptfigur Gregor Samsa eines Morgens als Käfer aufwacht.

„Ich wache auf, ich bin ein Käfer“ – Band und Fans schreien sich die Zeile wild springend entgegen. Die Stimmung kocht während des gesamten Konzerts. Und auch als der letzte Song „Gesichter“ verklingt, wollen die Fans ihre Band nicht gehen lassen. Lautstark wird eine Zugabe gefordert. Dieser Bitte kommen die Leftovers nur zu gerne nach. Sie stimmen den Publikumsliebling „Es tut weh“ an, gefolgt vom kurzen, aber dafür umso härteren Song „Kinderzimmer“.

Zum Abschluss kommt der Wiener Walzer

Mit der dritten Zugabe „Marmelade und Himbeereis“ verabschieden sich die Leftovers von ihrem Publikum. Es ist ein vergleichsweise ruhiges Stück mit Ohrwurmcharakter. Das Publikum schunkelt im Walzertakt und singt zusammen mit der Band. Ein schöner Abschluss für ein sowohl musikalisch als auch stimmungsmäßig mehr als gelungenes Konzert.

Momentan sind die Leftovers auf Tour durch Deutschland. Im Laufe des Dezembers spielen sie fast jeden Abend in verschiedenen Städten. Finale der Tour ist ein Konzert in Berlin am 17. Dezember. Für die Leftovers ist es die erste Tour als Headliner.

Hier spielt man den ersten Ton und die Leute kennen sie schon.
Anna Grobauer
Bassistin bei den Leftovers

„Das Gefühl ist unbeschreiblich, es ist wundervoll“, so Bassistin Anna Grobauer. „Bisher haben wir sehr viele Shows als Vorband für andere Bands gespielt. Da mussten wir uns immer vorstellen, die Songs erklären. Hier spielt man den ersten Ton und die Leute kennen sie schon.“

Auch das Feedback der Fans sei sehr positiv, regelmäßig sind die Konzerte ausverkauft. „Es ist schön zu sehen, dass die Leute Bock haben. So was finde ich auch viel wichtiger, als online Streams zu generieren. Das läuft ja oft mehr oder weniger willkürlich. Unsere Konzerte funktionieren und das bedeutet mir persönlich so viel mehr.“

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