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Wohnung dringend gesucht

Wie die schwierige Zimmersuche in Karlsruhe Studierende abschreckt

Die meisten Studierenden in Karlsruhe finden privat eine Bleibe – auch Haus & Grund appelliert jetzt an seine Mitglieder

Foto von einem Onlinewohnungsgesuch auf Facebook.
Gerade ausländische Studierende setzen vor ihrer Ankunft in Karlsruhe auf die Wohnungssuche über soziale Medien – dort werden Gesuche, aber auch Angebote online gestellt. Foto: Holger Keller

Osama Saree steht kurz davor, sein Praktikum am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) abzublasen. Seit Wochen sucht er einen Platz zum Wohnen in der Stadt. Vergeblich. Seine Gesuche bleiben ohne Ergebnis.

Wie dem Jordanier, der in der Türkei die Universität besucht, geht es vielen jungen Menschen, die in der Stadt studieren wollen. Sie finden am angespannten Wohnungsmarkt in der Stadt keine Bleibe oder können sie sich schlicht nicht leisten.

„Der private Wohnungsmarkt in der Stadt ist nach Corona zusammengebrochen“, erklärt Ruben Eisele von der Sozialberatung des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (Asta) am KIT. Die Hilfe, die er den jungen Menschen bei der Wohnungssuche anbieten soll, wird immer diffiziler.

Der private Wohnungsmarkt ist zusammengebrochen

„Die Zahl der Wohngemeinschaften ist seit Corona enorm gesunken“, erklärt er. Und ein Wiederaufleben des Marktes sieht er aktuell nicht. „Neue Wohngemeinschaften werden derzeit auch nicht gegründet“, schildert er seine Beobachtungen am Markt.

Mitunter würden die Studierenden auch lange Wege in Kauf nehmen, um in Karlsruhe zu studieren. „Ich habe Kommilitonen, die anderthalb Stunden unterwegs sind, von ihrem Zuhause bis ans KIT“, sagt Eisele. Er fügt an: „Und das ist nur ein Weg.“ Zeit für einen Studentenjob bleibe da kaum, wenn neben dem Studium noch täglich drei Stunden Fahrt einzuplanen sind.

Die Zahl der Wohngemeinschaften ist seit Corona enorm gesunken.
Ruben Eisele
Sozialberatung des Asta am KIT

„Fernunterricht ist für die meisten dazu auch keine Alternative“, erklärt Eisele. „Es gibt Vorlesungen, in denen nach Corona wieder Präsenzpflicht herrscht“, sagt er. Außerdem, so der Asta-Mitarbeiter: „Viele Studierende wollen vor Ort am KIT sein. Das Lernen über Telekonferenzen kann das nicht ersetzen, es braucht den persönlichen Austausch.“

Als „nach wie vor schwierig“ schätzt das Karlsruher Studierendenwerk die aktuelle Situation ein. Die Anfragen hätten wieder zugenommen, die Wartelisten seien länger als noch in den Jahren zuvor.

Die Karlsruher Einrichtung betreibe in Karlsruhe und Pforzheim insgesamt 20 Studierendenwohnanlagen mit 2.658 Plätzen. Zusätzlich habe man über Privatvermittlungen Zimmer anbieten können. Über die jüngsten drei Jahre hinweg seien so 6.439 Plätze dazugekommen.

Und das Studierendenwerk möchte das Angebot weiter ausbauen. Nach Angaben des Studierendenwerks werden lediglich zwölf Prozent der Studierenden in einem Zimmer des Studierendenwerks untergebracht.

Ein Vorhaben des Studierendenwerkes musste jedoch teilweise zurückgestellt werden. Auf dem Campus Ost des KIT – auf dem Gelände der ehemaligen Mackensen-Kaserne – sollte neben der Sanierung von Bestandsgebäuden auch ein Neubau realisiert werden.

Neubau am Campus Ost musste auf Eis gelegt werden

Für den Neubau liegt bereits der Gewinnerentwurf eines Architektenbüros vor, ohne dass eine komplette Umsetzung geplant werden könne. Die Rahmenbedingungen hätten sich nach den Krisen der vergangenen Jahre „sehr verschlechtert“, so Studierendenwerkssprecherin Irina Rolfes.

Eine Finanzierung sei aufgrund der gestiegenen Kosten aktuell nicht darstellbar. 166 Plätze hätten so zusätzlich geschaffen werden können.

Immerhin sollen 66 Wohnplätze im ehemaligen Stabsgebäude der Kaserne entstehen, sagt Rolfes. Mit der Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes könne nun begonnen werden.

Die derzeitige Situation ruft Haus & Grund auf den Plan. Die Interessenvertretung für Immobilieneigentümer hat jüngst ihre Mitglieder dazu aufgerufen, Wohnraum für Studenten zur Verfügung zu stellen.

Der Haus-&-Grund-Vorsitzende in Karlsruhe, Marc Wurster, kennt aus der Familie das Problem von fehlendem Wohnraum für Studierende: „Es ist jedes Jahr das Gleiche.“ Ob der Appell fruchtet? „Den Rücklauf werden wir nicht mitbekommen. Ich hoffe aber, dass sich einige dazu entschließen können“, sagt Wurster.

ehemalige Mackensen-Kaserne, Eingangpforte.
Die ehemalige Mackensen-Kaserne an der Rintheimer Querallee gehört zum Campus Ost des KIT. Dort sollen nun erst einmal 66 neue Wohnheimplätze entstehen. Ein vom Studierendenwerk geplanter Neubau wird erst einmal zurückgestellt. Foto: jodo-foto / Joerg Donecker Karlsruhe

Die Befürchtungen mancher Immobilienbesitzer, Studierende seien keine geeigneten Mieter, teilt er nicht. „Ich halte es für sinnvoll, die Eltern der jungen Menschen mit ins Boot zu holen“, betont er. Auch das Vermieten an Wohngemeinschaften sei nicht problematisch. „Wichtig ist es, einen Ansprechpartner zu haben, der Hauptmieter ist“, betont Wurster.

Eine Lösung für Karlsruhe wird gewünscht

Mit Glück ist es auch in Karlsruhe möglich, studentischen Wohnraum zu finden. Muhammad Fali aus Indonesien ist glücklich. Seine Suche war von Erfolg gekrönt: „Nach drei Wochen Suchen im Internet habe ich ein Zimmer in der Waldstadt bekommen.“

Problemlos sei seine Suche aber nicht gewesen. In Englisch spricht er über die Suche. „Ich habe bestimmt 30 oder 40 Leute angeschrieben. Am Ende meldeten sich fünf. Ich hätte schon gedacht, dass es schneller geht und es einfacher ist, in der Stadt ein Zimmer zu finden.“

Osama Saree aus Jordanien würde sich wünschen, dass die Wohnungssuche in der Stadt besser organisiert ist. „Eine Einrichtung wie das KIT sollte mehr Wohnraum für Studenten anbieten können. Und eine Stadt wie Karlsruhe sollte das Beherbergungsproblem lösen.“ Er weiß immer noch nicht, ob er rechtzeitig ein Zimmer finden wird.

Service

„Dach gesucht“-Initiative des Studierendenwerks: www.dachgesucht.de.

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