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Wasserbedarf der Pflanzen ist sehr hoch

Amphibien profitieren von vollen Teichen in der Hardt

Durch den vielen Regen steigen die Grundwasserpegel wieder. Der jüngste nasse Kälteeinbruch allerdings hemmt die Entwicklung von Vogelküken und Insekten. 

Blühende Pflanzen in der Regenzeit: Ralf Schreck von der Agenda Gruppe Umwelt Eggenstein-Leopoldshafen dokumentiert laufend Entwicklungen in der Natur in Text und Bild. 
Blühende Pflanzen in der Regenzeit: Ralf Schreck von der Agenda Gruppe Umwelt Eggenstein-Leopoldshafen dokumentiert Entwicklungen in der Natur in Text und Bild. Foto: Ralf Schreck

Klimatisch herrschten in den ersten Monaten des Jahres auch im nördlichen Karlsruher Landkreis für die Jahreszeit ungewöhnlich warme Temperaturen. Bereits seit Oktober gab es starke Niederschläge. Wie wirken sich diese Kombination auf Flora und Fauna aus?

Grundsätzliches dazu erläutert aus dem Landratsamt Pressesprecher Martin Zawichowski: „Auch im nördlichen Landkreis Karlsruhe lagen die Temperaturen im Winter und Frühjahr bis auf wenige Tage vergleichsweise hoch. Das Frühjahr war geprägt durch wechselhaftes Wetter und weiterhin regelmäßige Niederschläge. Die Niederschläge seit Oktober 2023 haben die Böden gut mit Wasser gesättigt. Die bis in den Herbst herrschende Dürre im Gesamtboden konnte somit dank der zahlreichen Niederschläge überwunden werden. Vom Oberboden bis in die tiefen Bodenschichten ist wieder pflanzenverfügbares Wasser vorhanden und für das Frühjahr herrschten sehr gute Ausgangsbedingungen für die Vegetation.“

Hohe Temperaturen treiben das Wachstum voran

Mit dem Beginn des Laubaustriebs hätten die Pflanzen aus dem Vollen schöpfen können. „Die hohen Temperaturen der vergangenen Wochenenden haben als zusätzlicher Wachstumsmotor gewirkt“, so Zawichowski. „Bäume wie Sträucher haben in hoher Geschwindigkeit ihre Blätter entfaltet. Das bedeutet aber auch, dass der tägliche Wasserbedarf der Pflanzen nun wieder sehr hoch ist. Das wechselhafte Wetter mit regelmäßigen Regenschauern tut den Pflanzen daher sehr gut.“

Die Dürreschäden an den Bäumen selbst könnten durch den Regen allerdings nicht repariert werden. Sie würden nur nicht schlimmer, solange die Wasserversorgung stimme. Die weitere Entwicklung hänge nun davon ab, ob es auch weiterhin genügend Niederschläge gibt oder ob es wie in den Vorjahren zu Dürremonaten kommt.

Für eine gewisse Zeit könne der aktuell vollgesogene Waldboden das zwar abpuffern, aber nach mehreren Tagen oder Wochen mit hohen Temperaturen und wenig Niederschlag sehe die Lage schnell anders aus, so Zawichowski. Die Wasserversorgung in Verbindung mit den hohen Temperaturen habe auch dazu geführt, dass sich Insekten bereits früh sehr gut entwickelten.

Der Dettenheimer Naturschützer Hermann Geyer beobachtete zwar eine gute Blüte, aber in seiner Gegend auch eine mangelnde Bestäubung bei manchen Frühblühern wie Aprikosen, Pfirsichen und Zwetschgen. Das reduziere den Ertrag. Als Grund nennt er Insekten, die bei zu niedrigen Temperaturen und Regen nicht ausfliegen. Wildbienen aber würde das nicht beeinflussen, was ihre Bedeutung unterstreiche.

Sturm und viel Regen, so Geyer weiter, könnten frei brütenden Vogelarten Probleme bringen und die Brut stören. Zu geringer Insektenflug könne zudem dazu führen, dass Insektenfresser ihre Brut nicht mehr ausreichend ernähren können. Der Klimawandel habe auf alle Fälle Auswirkungen.

„Die Vögel haben früher mit dem Nestbau begonnen“, so Geyer. „Sie können sich zwar durchaus umstellen, aber bei kurzen Witterungssprüngen mit längeren Regenperioden und niedrigen Temperaturen wird es für sie schwierig.“ Für Amphibien sei der Regen ein kleiner Segen. Im Gegensatz zu trockenen Frühjahren der Vergangenheit seien die Teiche mit Wasser gefüllt.

Gefahr von Fruchtausfällen durch Frost

Ralf Schreck von der Agenda Gruppe Umwelt Eggenstein-Leopoldshafen spricht ebenfalls einen früheren Pflanzenaustrieb infolge des milden Frühjahrs an: „Bei einer verfrühten Blüte besteht immer die Gefahr, dass es bei starken Temperaturabfällen zu Blütenschäden und Fruchtausfällen kommen kann.“

Auf die Temperaturen reagiere auch die Tierwelt. „Unsere ersten Mauerbienen erschienen an unseren Nisthilfen 2023 ab dem 11. März, in diesem Jahr bereits am 17. Februar“, nennt Schreck ein Beispiel. Im Hardtwald habe er gegenüber 2023 vier Wochen früher Wanderungen von Erdkröten beobachtet. Allerdings seien sehr wenige Kröten unterwegs gewesen. Die Ursache liege vermutlich am vergangenen Krötenentwicklungszeitraum, der zu lange zu trocken und zu heiß gewesen sei.

„Zugute kommt unserer Vegetation der viele Regen“, resümiert Schreck. „Die Grundwasserpegel werden wieder aufgefüllt, unsere Wälder können aufatmen.“ Ein Hemmnis für die Entwicklung von Vogelküken und Insekten sei allerdings der jüngste nasse Kälteeinbruch. Brut erfriere oder verhungere, weil die Insekten bei diesen Wetterverhältnissen inaktiv sind.

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