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Erlebnisse in Flora und Fauna 

Umweltschützer aus Leopoldshafen macht auf Frühlingsboten aufmerksam

Krokusse fallen Spaziergängern ins Auge. Die ersten aus dem Winterschlaf gekommenen Hummelköniginnen werden dagegen kaum wahrgenommen.

Regelmäßig durchstreift der Eggenstein-Leopoldshafener Naturfreund und Umweltschützer Ralf Schreck heimische Gefilde und hält seine Naturbeobachtungen in Bild und Wort fest. 
Regelmäßig durchstreift Ralf Schreck heimische Gefilde und hält seine Naturbeobachtungen in Bild und Wort fest. Foto: Ralf Schreck (Archiv)

Mit viel Sonne und warmen Temperaturen hat sich der Frühling bereits Mitte Februar angekündigt. Was in dieser Zeit in Flora und Fauna vor sich geht, nehmen Naturliebhaber und Umweltschützer in besonderer Weise wahr. Der Leopoldshafener Ralf Schreck ist viel in heimischen Gefilden unterwegs und engagiert sich zudem in der örtlichen Agenda-Gruppe Umwelt.

„Im Frühling gibt es viele Veränderungen in der Natur, die nicht unbedingt auf den ersten Blick erkennbar sind. Zum Beispiel beginnen bereits viele Pflanzen damit, ihre Wurzeln zu aktivieren und Nährstoffe aus dem Boden aufzunehmen, um zu wachsen und zu blühen“, sagt Schreck. Für viele Tiere wie Vögel und Insekten beginnen die wichtige Paarungszeit und der Nestbau, um ihre Population zu erhalten.

Der Klimawandel ist sichtbar geworden.
Ralf Schreck
Umweltschützer

„Diese Entwicklungen sind nicht immer direkt sichtbar, aber sehr wichtig für das Ökosystem und das Gleichgewicht in der Natur“, sagt er. Aber befinden wir uns tatsächlich schon im Frühling? „Die milden Temperaturen lassen uns das glauben.“ Schreck erinnert daran, dass es Mitte Februar 2008 Frost bis minus fünf Grad Celsius gab und 2013 zehn Zentimeter Neuschnee. „Meteorologen bezeichnen diesen Februar als den wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881“, so Schreck. „Der Klimawandel ist sichtbar geworden. Unsere Natur stellt sich darauf ein.“

Den Wandel vom Winter zum Frühling lasse sich an verschiedenen Phänomenen erkennen, sagt Schreck. Die zunehmende Tageslänge und steigende Temperaturen würden eine schleichende, stetige Veränderung bewirken: „Seit dem 26. Januar höre ich Amseln ihr Morgenlied singen. Damit stecken sie ihr Brutrevier ab und signalisieren seine Inbesitznahme.“ Der Gesang locke die Weibchen an und sei eine Warnung an Konkurrenten. In den Tagen danach hätten immer mehr Vögel ins Morgenkonzert eingestimmt.

Neue Triebe aus schlafenden Augen

„Am 23. Januar habe ich beobachtet, wie ein Blaumeisen-Paar seinen Nistkasten inspizierte“, berichtet Schreck. „Es ist ein Vorteil der über Winter nicht wegziehenden Standvögel, dass sie beizeiten ihre Brutstätten besetzen.“ Im Hardtwald sei ihm bereits am 9. Februar eine Krötenwanderung aufgefallen. Der Tag zuvor sei regnerisch, mit zwölf Grad mild und ideal für die Wanderung zum Laichgewässer Pfinzkanal gewesen. „2023 habe ich die ersten Kröten erst Ende März entdeckt. Eine solche Zeitspanne ist in der Natur nicht unüblich. Solange die Lebensräume erhalten bleiben, gleicht die Natur vieles aus. Auch in der Pflanzenwelt ist es so.“

Ähnlich würden sich die heimischen Pflanzen verhalten, wie etwa die schon blühenden, unscheinbaren Taubnesseln und die Nieswurze. Sobald sich die Blüten der Nieswurz öffnen, sehe man dort die aus dem Winterschlaf gekommenen Hummelköniginnen. „Das sind Frühlingsanzeiger, die nur wenige Menschen wahrnehmen“, sagt Schreck. Auffälliger seien die blauen Krokuswiesen, auf denen man auch schon die Blauschwarzen Holzbienen und die ersten Roten Mauerbienen sehen könne.

„Ein sehr früher Frühlingsbeginn gefolgt von Frost kann für die Fauna und Flora aber auch problematisch sein“, so Schreck. „Die Pflanzen, die bereits aus ihren Knospen herausgekommen sind, können durch den Frost beschädigt werden. Denn sie sind noch nicht ausreichend abgehärtet.“ Dies könne zu einem Verlust der Blüten oder sogar der gesamten Pflanze führen. Allerdings würden sich viele Pflanzen wieder regenerieren, da sie neue Triebe aus sogenannten schlafenden Augen zu bilden.

„Ebenfalls betroffen könnten Tiere sein, die bereits mit der Brut begonnen haben“, so Schreck weiter. „Niedrige Temperaturen könnten ihre Nahrungssuche erschweren und die Überlebenschancen der Jungtiere verringern.“ In solchen Fällen würden Fauna und Flora auf die plötzliche Kälte reagieren und sich schützen, indem sie ihre Aktivitäten reduzieren oder sich in geschützte Bereiche zurückziehen. Diese Widerstandsfähigkeit bezeichnet man als Resilienz.

„Bereits geschlüpfte Mauerbienen harren dann zu mehreren zusammengekauert in Hohlräumen auf bessere Zeiten“, so Schreck. Pflanzen könnten versuchen, ihre Blüten zu schließen oder sich zum Schutz vor Frost in ihre Knospen zurückzuziehen.

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