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Experten sind gegen Füttern

Die ersten Storchenmännchen in Linkenheim reparieren bereits ihre Nester

Die Frühheimkehrer in die Region haben in Südeuropa überwintert. Aufschluss über ihr Flugverhalten geben nicht nur die Ringe, sondern auch Sender.

Mittlerweile sieben Weißstörche haben ihre Nester in Freianlage am Linkenheimer Vogelpark bezogen. Überwintert haben die ersten Rückkehrer im näher gelegenen Südeuropa.
Mittlerweile sieben Weißstörche haben ihre Nester in der Freianlage am Linkenheimer Vogelpark bezogen. Foto: Alexander Werner

Seit Anfang Februar kehren die ersten Weißstörche aus ihren Winterquartieren ins Hardtgebiet zurück. Es handelt sich speziell um Vögel, die im südlichen Europa überwinterten. Vor Jahren schon hat sich das Flugverhalten der Störche geändert. Als Folge der wärmeren Temperaturen in Europa und des Futterangebots auf spanischen Mülldeponien verzichten immer mehr Störche auf den mühsamen Flug über Tausende von Kilometern nach Afrika.

Ideal beobachten lassen sich die ersten Rückkehrer auf der großen Freianlage beim Vogelpark Linkenheim. „Die Männchen kommen zuerst zurück und reparieren die Nester. Aktuell sind es bei uns sechs Männchen und ein Weibchen“, berichtet Josef Manz, der Storchenspezialist bei den Natur- und Vogelfreunden Linkenheim-Hochstetten.

Viele Störche überwintern auch in Südfrankreich

Der 92-jährige Manz war einst der Pionier in der Region bei der Wiederansiedlung der in den 1960ern verschwundenen Störche. Erste Schritte dafür unternahm er als Vereinsvorsitzender bereits ab 1980, bevor es 1988 so richtig losging. Damals brachten Vogelfreunde Stämme für Nester auf der Anlage ein, deren alte Wiesen eine gute Nahrungsgrundlage boten.

„Früher war der 19. März ein Stichtag für ihre Rückkehr“, sagt Manz. „Heute kommen sie zeitiger und manchmal schon ab Anfang Januar zurück. Insofern sind sie dieses Jahr etwas später dran. Es hängt von Zahl der Sonnentage ab.“ Zunächst kämen die Rückkehrer aus Spanien. Störche aus Afrika erwarte man später. „Viele unserer Störche überwintern auch in Südfrankreich“, ergänzt Manz, der im Vereinsvorstand heute Beisitzer und auch ehrenamtlicher Naturschutzwart des Landkreises ist.

Um Aufschluss über das Flugverhalten zu gewinnen, wurden manche Störche neben Ringen auch mit Sendern versehen. Im Gegensatz zu Spanien und Frankreich hapert es derzeit mit Informationen aus Afrika, seit die dort kooperierende Tierärztin verstorben ist, erzählt Manz.

Die übliche Storchenpopulation auf der Anlage beziffert er bei 25 Paaren auf insgesamt 50 Störche von Februar bis September. Ihr Nachwuchs würde nach drei Jahren zurückkehren. „Keiner unsere Störche bleibt über Winter hier, was wir auch nicht wollen“, betont Manz. Die Störche würden grundsätzlich nicht gefüttert. Auch anderweitig greife man nicht ein. Wenn man Störche füttere, nehme man ihnen ihre natürliche Lebensfähigkeit.

In der Region werden derweil auch Stimmen laut, die sagen, dass es bereits wieder zu viele Störche gebe. Manz teilt diese Ansicht nicht. „Es kann passieren, dass bei Unwettern auf dem Flug die Hälfte ums Leben kommt“, gibt er zu bedenken.

Erfolgreiches Dettenheimer Storchenprojekt

Ende der 1980er Jahre startete der Dettenheimer Verein für Vogel- und Naturschutz Dettenheim (VVND) mit seinem Vorsitzenden Hermann Geyer ein eigenes Wiederansiedlungsprojekt. Vor Jahren stellte er es wegen der gewachsenen Bestände wieder ein.

„Für die Population ist die in der Landschaft verfügbare Nahrung ausschlaggebend“, sagt Geyer. „Werden sie aber zugefüttert, ziehen sie mehr Junge groß. Das sollte man nicht unterstützen und die Finger weglassen, damit sich eine natürliche Situation einstellt. Wenn wilde Störche vier oder fünf Eier legen und vielleicht vier Junge schlüpfen, kommen ein oder zwei durch.“

In Dettenheim flögen die Störche ausnahmslos weg. „Darüber bin ich froh und dankbar“, sagt Geyer. „Wenn Störche nicht ziehen, hat das nichts mit dem Klimawandel, sondern mit der Nahrung zu tun. Füttert man zu, dann kann das bewirken, dass Störche bleiben.“ Im Winter sei ihm nur ein einziges Mal ein Vogel in Dettenheim aufgefallen, bei dem es sich offenbar um einen Storch aus einem Vogelpark gehandelt habe.

Die ersten Störche dieses Jahres auf der Gemarkung sichtete Geyer in den ersten und zweiten Februarwochen. „Sie kommen zu dieser Zeit aus Südspanien und nicht aus Afrika“, sagt Geyer. Der Storch auf seinem Hausdach dagegen beziehe das Nest alljährlich erst im April. Die frühen Störche würden sich nach Nahrung umschauen und je nach Angebot und Witterung auch über die Region hinaus herumvagabundieren. „Sollte es aber wieder kälter werden oder sollte es noch einmal einen Wintereinbruch geben, könnten sie auch wieder gen Süden wegfliegen.“

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