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Mit Sternchen oder ohne?

Gendern spielt an den Schulen im Karlsruher Norden nur eine Nebenrolle

Mit Genderstern oder ohne? An den Schulen in Weingarten, Linkenheim-Hochstetten, Pfinztal und und Graben-Neudorf gibt es kein einheitliches Konzept.

In der Volkshochschule (VHS) Karlsruhe steht an einem Whiteboard das Wort Lehrer in verschiedenen Gender-Schreibweisen. (zu dpa: «Kaum Gendersterne in Lehrmaterialien für Deutsch als Fremdsprache») +++ dpa-Bildfunk +++
Verschiedene Schreibweisen: Schriftlich wird in den Schulen häufiger gegendert als beim Sprechen. Foto: Uli Deck picture alliance/dpa

Personalmangel, Schulanmeldungen und Halbjahresgespräche – da bleibt für das Thema Gendern sehr wenig Zeit. An den Schulen im nördlichen Karlsruher Landkreis scheint die gendergerechte Sprache eine untergeordnete Rolle zu spielen. Ein Konzept zum Thema liegt an keiner der Schulen vor, bei denen die BNN angefragt haben.

Im Landtag diskutiert wurde das Thema gerade wieder Anfang Februar. Die FDP-Fraktion wollte das Gendern an Schulen an gültige Rechtschreibregeln binden und legte einen entsprechenden Antrag vor. Texte mit Gendersternchen wären damit vom Lehrplan gestrichen. Die FDP scheiterte mit ihrem Antrag.

Schulen im Karlsruher Norden gendern schriftlich

Tangiert das Thema die Schulen überhaupt? Auf dem Papier, ja. Die Rektorin der Pestalozzi-Gemeinschaftsschule, Heike Stober, sagt: „Die Thematik des Genderns bildet sich auf der Ebene der Schulleitung insbesondere im Fall der schriftlichen Kommunikation durchgängig ab.“

Bei offiziellen Schreiben nutzt die Schule vor allem Doppelformen wie Schülerinnen und Schüler und den geschlechtsneutralen Plural wie Lernende. Auch Barbara Fuchs, die Schulleiterin der Geschwister-Scholl-Realschule Pfinztal, erklärt, dass die Schulleitung gendergerechte Nachrichten verfasst.

Im Allgemeinen steht es den Lehrern in den Gemeinden frei, ob sie gendern oder nicht. Der Schulleitung der Grund- und Werkrealschule Linkenheim, Claus Neck, fällt auf Anhieb nur eine Lehrkraft ein, die gelegentlich gendert. Der Rektor gibt an, dass ihm auch keine Jugendlichen einfallen, denen das Gendern im Schulunterricht besonders am Herzen liege.

Grundsätzlich ist auch für ihn das Thema von geringer Relevanz. Aus seiner Sicht entstehen keine Nachteile durch das Unterlassen des Genders, da er grundsätzlich der Auffassung ist, dass mit dem generischen Maskulinum immer alle Geschlechter angesprochen sind.

Genderstern könnte Rede- und Lesefluss stören

Barbara Fuchs von der Geschwister-Scholl-Realschule Pfinztal sieht durchaus den Vorteil, dass sich durch gendergerechte Sprache alle Schüler und Schülerinnen gleichermaßen angesprochen fühlen.

Von Formulierungen mit Genderstern distanziert sie sich jedoch, da diese „noch künstlich“ wirken, wenn man sie in der Sprache einbaut. Sie tendiert ebenfalls zu Formulierungen wie Schülerinnen und Schüler, da diese zwar länger, im Sprachfluss aber unproblematisch seien.

Einen anderen Aspekt bringt Heike Stober von der Pestalozzi-Gemeinschaftsschule Graben-Neudorf ins Spiel. Für sie ist die Thematik des Genderns vor allem im Kontext der Berufsorientierung bedeutsam. Die Rektorin sagt: „Weil beispielsweise weibliche Berufsbezeichnungen in manchen Bereichen seltener vorkommen, werden Mädchen für diese Berufe weniger sensibilisiert und aufmerksam.

Diesem Zusammenhang gilt es aktiv zu begegnen.“ So sei beispielsweise meist nur von Polizisten die Rede, auf der anderen Seite werde oft nur von Erzieherinnen gesprochen. Ein weiterer Vorteil des gezielten Sprach-Genderns liegt für Stober in der Sensibilisierung für die Frage der Geschlechtergerechtigkeit. Themen wie das geschlechtsspezifische Lohngefälle könnten so angesprochen werden.

Für Schüler ist Gendern kein Thema

Doch sie weiß, dass das Gendern auch Nachteile mit sich bringt. Wie von der FDP in der politischen Diskussion angeführt, könne die genderspezifische Sprache für ungeübte Kinder ein Nachteil sein, da die Texte einen größeren Umfang aufweisen.

Abschließend sagt sie: „Dass Kinder und Jugendliche sich im alltäglichen Schulleben durch nicht gegenderte Sprache ausgeschlossen fühlen, wird an der Pestalozzi-Gemeinschaftsschule Graben-Neudorf aktuell nicht beobachtet.“

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