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Unerwartet große Wärme

Geothermie in Graben-Neudorf: Warum sich die zweite Bohrung verzögert

Es soll die heißeste Bohrung Deutschlands sein. Das bringt für die Deutsche Erdwärme neue Probleme mit sich.

Die erste Bohrung nach heißen Thermalwasser in Graben-Neudorf ist abgeschlossen, der Bohrturm abgebaut.
Die erste Bohrung nach heißen Thermalwasser in Graben-Neudorf ist abgeschlossen, der Bohrturm ist abgebaut. Die hohen Temperaturen sorgen für Probleme. Foto: Monika Eisele

Die erste Bohrung auf der Geothermie-Baustelle in Graben-Neudorf ist abgeschlossen. Das berichtete Roman Link von der Deutschen Erdwärme (DEW) dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung.

„Wir sind auf der angepeilten Tiefe von 4.000 Metern angekommen, die neue Zementierung war erfolgreich und die Bohrlochprüfung verlief ohne Beanstandung“, so Link. Eine von der Bohrung induzierte Seismizität, also eine erhöhte Erdbebentätigkeit, sei während der Bohr- und Testphase nicht gemessen worden.

Neue Hochtemperaturgeräte müssen aus den USA angeschafft werden

„Die während der Tests im Reservoir gemessenen Temperaturen liegen mit über 200 Grad Celsius deutlich über den bisherigen Erwartungen“, ließ DEW-Geschäftsführer Herbert Pohl erst kürzlich in einer Pressemitteilung verlauten. Damit sei Graben-Neudorf-1 unter den Bohrungen bis 4.000 Meter Tiefe die heißeste Bohrung Deutschlands.

Die unerwartet große Wärme von über 200 Grad Celsius habe allerdings eine Reihe von neuen Problemen geschaffen, so Link. So könne Lötzinn beispielsweise ab 180 Grad schmelzen. Dafür brauche man Lösungen und aus den USA müssten neue Hochtemperaturgeräte angeschafft werden.

„Daher sitzen wir jetzt wieder am Schreibtisch und machen Pläne für das zweite Bohrloch“, sagte Link. Das sei im Sommer 2024 geplant. „Damit können wir deshalb erst kommenden Sommer beginnen. Die geplante Inbetriebnahme verschiebt sich um ein Jahr auf 2026. Aber die Zeit wollen wir uns nehmen, um gründlich und sicher zu arbeiten.“

Wir berichten vierteljährlich im Gemeinderat.
Roman Link
Deutsche Erdwärme

Zudem sei man wider Erwarten bereits im Muschelkalk auf Wasser gestoßen. Auch dies wird derzeit genauer untersucht. Eventuell muss die zweite Geothermie-Bohrung entsprechend angepasst werden, weil man gar nicht bis zum Buntsandstein bohren muss.

Gleichzeitig sei man in der Vorbereitung für die Einrichtung des Baufelds in Dettenheim. Wie viel Tiefenwasser letztlich gefördert werden kann, sei bisher nicht klar. Die Fließrate, sowohl für das Wasser aus dem Muschelkalk sowie aus dem Buntsandstein, ist bislang nicht bestimmt. „Aber wir haben genug, um weiterzumachen“, so Link.

Den immer wieder erhobenen Vorwurf mangelnder Transparenz wollte Link so nicht stehen lassen: „Wir berichten vierteljährlich im Gemeinderat.“ Inzwischen hätten etwa 1.900 Besucher das Infozentrum genutzt und sich informiert. „Wir bieten Bürgersprechstunden an und geben auf häufig gestellte Fragen Antworten auf unserer Homepage.“

Viele Bürger waren zu der Gemeinderatssitzung gekommen

Derzeit gebe es Überlegungen für eine Vortragsreihe zu verschiedenen Themen der Geothermie. Außerdem stehe das Unternehmen unter Aufsicht des Bergamts, das sehr genau auf die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben achte, so Link. „Die Experten im Bergamt und auch am Karlsruher Institut für Technologie werden von uns ständig auf dem neuesten Stand gehalten.“

Etliche Bürgerinnen und Bürger waren wegen des Themas zur Sitzung gekommen und hatten zu Beginn angeregt, mit in die Diskussion einbezogen zu werden. Das sieht aber die Satzung des Gemeinderats nicht vor, erklärte Bürgermeister Christian Eheim (SPD) und wollte daran auch nichts ändern.

„Sonst schaffen wir einen Präzedenzfall und müssen das auch bei anderen Themen machen“. Um aber für weitere Aufklärung zu sorgen und die Bürgerschaft aus erster Hand zu informieren, soll es eine erneute Bürgerveranstaltung mit Experten der DEW, dem Bergamt und dem KIT geben.

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