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Bäume sterben ab

Wie die Försterin im Hardtwald in Graben-Neudorf gegen den Klimawandel kämpft

Besonders Kiefern und Buchen im Hardtwald leiden in Hitzesommern. Försterin Sandra Anselment verrät, wie sich der Wald im Kampf gegen den Klimawandel rüstet.

Försterin Sandra Anselment zeigt den Teilnehmern der Waldbegehung Bäume, die im vergangenen Frühjahr gepflanzt wurden. Zwischen den Bäumen stehen Altbestände, die Schatten spenden und vor Wind schützen.
Försterin Sandra Anselment zeigt den Teilnehmern der Waldbegehung Bäume, die im vergangenen Frühjahr gepflanzt wurden. Zwischen den Bäumen stehen Altbestände, die Schatten spenden und vor Wind schützen. Foto: Pia Frei

In Hitzesommern leiden die Bäume des Hardtwalds. Denn der sandige Waldboden kann den Regen nicht halten. Ein großes Problem, erklärt Försterin Sandra Anselment.

Wie kann sich der Hardtwald im Kampf gegen den Klimawandel rüsten? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Waldbegehung mit der Försterin.

Rund 30 Waldfreunde trafen sich am Samstag bei Sonne und Schnee im Hardtwald zwischen Graben und Friedrichstal. Die Volkshochschule Karlsruhe Land organisierte die Waldbegehung.

Für die Gemeinde Graben-Neudorf habe der Schutz des Waldes oberste Priorität, erklärt die Försterin. Danach komme die Erholung für die Bürger, erst dann eine nachhaltige Holzproduktion. „Nachhaltigkeit heißt für uns, wir entnehmen nur soviel Holz, wie auch nachwächst“, sagt Anselment.

Der Gemeindewald besteht aktuell hauptsächlich aus Kiefern (35 Prozent), Buchen (20 Prozent) und Hainbuchen (elf Prozent). Insbesondere die Kiefern und Buchen litten laut Anselment unter extremem Trockenstress.

Försterin setzt auf breite Verjüngung des Hardtwalds

„Wir wollen einen Wald, der uns bei Klimaveränderungen erhalten bleibt“, so die Försterin. Da man heute aber noch nicht abschätzen könne, wie sich das Klima tatsächlich verändern wird, setze man auf eine möglichst breite Verjüngung des Waldes mit unterschiedlichen Baumarten. Falle eine Baumart aus, können andere Baumarten den Wegfall kompensieren.

Welche Gebiete verjüngt werden, hänge vor allem vom Gesundheitszustand des Bestandes ab. Dort, wo viele Bäume abgestorben sind und der Wald sehr licht ist, wird eingegriffen.

Invasive Pflanzen sind im Hardtwald ein Problem

„Am liebsten wäre uns eine Naturverjüngung durch die Bäume selbst“, sagt Anselment. „Wenn Lehm im Boden ist, geht das. Bei sehr sandigem Boden müssen wir aber nachhelfen. Vor allem, wenn sich nicht-heimische Sträucher und Bäume invasiv breitmachen.“ Ein großes Problem dieser sogenannten Neophyten stelle die Spätblühende Traubenkirsche dar.

Erstmals hat Graben-Neudorf nun Trupp-Pflanzungen vorgenommen. Ein Trupp besteht aus einer Baumart. Zwischen den Trupps gibt es Flächen mit Altbestand, die der Natur überlassen werden. Die Trupps werden im Abstand von zehn bis 15 Metern gepflanzt.

„Manchmal können wir Wildlinge nutzen. Beim Waldkindergarten verjüngt sich die Eiche selbst, sodass wir Jungpflanzen entnehmen können“, sagt Anselment. „Wildlinge sind schon an Klima und Standortbedingungen gewöhnt und wachsen sehr gut an.“

Auch Kirsche und Edelkastanie werden im Hardtwald gepflanzt

Gepflanzt werden auch Baumarten, die man nicht jeden Tag im Wald sieht. Einerseits trockenresistente Bäume, andererseits auch Bäume mit besonders schönen Blüten oder schöner Herbstfärbung an Wegrändern, wie die Kirsche und Edelkastanie. Pflanzzeit ist vor allem der Herbst.

Gerade Jungbäume müssen geschützt werden. Bei Trupp-Pflanzungen am besten durch Wuchshüllen um den Stamm, die Rot- und Damwild-Verbiss verhindern, bis die Knospen in etwa brusthoch sind.

Man suche aktuell nach abbaubaren Alternativen zu Kunststoffhüllen. Zwar werden die Röhren wieder eingesammelt, aber manche zerbröseln vorher. Plastikteile und Mikroplastik verbleiben im Wald.

Teil des Verbiss-Schutzes sei auch eine Jagd, die an die Erfordernisse des Waldes angepasst ist. „Manche sagen, Wald vor Wild. Ich sage, Wald und Wild müssen im Gleichgewicht sein. Wenn wir Rehe und Hirsche im Wald wollen, müssen sie sich auch von etwas ernähren können“, sagt Marco Zinecker, Teilnehmer der Waldbegehung.

Er hat früher in Graben-Neudorf gejagt. „Am besten, Forst und Jagd tun sich zusammen“, sagt Zinecker. „Es geht um ein Miteinander und nicht um ein Gegeneinander.“

Vor einigen Jahren rief der Gemeinderat die Arbeitsgruppe „Zukunft Gemeindewald“ ins Leben. „Wir wollten mit den Förstern im Gespräch sein und nicht nur einmal im Jahr den Forstbericht hören“, erinnert sich Gemeinderätin Ramona Schmidt (CDU). „Viele Jahre wurde die Auffassung vertreten, der Wald ist da und wir nutzen ihn. Jetzt sind wir auf einem neuen Weg.“

Brunnen im Hardtwald dient Bewässerung von Jungpflanzen

Seither habe sich viel getan. Ein Punkt sei die Bewässerung von Jungpflanzen auf einer Gesamtfläche von rund elf Hektar, für die im Wald ein Brunnen gebohrt wurde.

Manche Pflanzen werden mit einer Regenmaschine bewässert, andere mit Tröpfchenbewässerung. Bei sehr großer Trockenheit alle zwei Wochen.

2024 sind im Hardtwald Neupflanzungen auf Fläche von vier Hektar geplant

Für 2024 resümiert Försterin Anselment: „Wir werden weiterhin proaktiv vorgehen. Ziehen eine zweite Generation an Bäumchen hoch, bevor der Altbestand es nicht mehr schafft. Reichern Kiefernbestände mit Laubbäumen an.“

Geplant seien Neupflanzungen auf einer Gesamtfläche von rund vier Hektar, darunter auch ein Waldlabor als Gemeinschaftsprojekt mit dem Land Baden-Württemberg, von dem man sich neue Erkenntnisse erhoffe.

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