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Ernte hat begonnen

In Graben-Neudorf beginnt offiziell die Spargelsaison

Der symbolische Akt stößt auf ungewohnte Schwierigkeiten. Das Regenwasser hat die kleinen Risse auf den Dämmen zugespült.

Die Spargelhoheiten Martin und Jasmin Geißert, Bürgermeister Christian Eheim, Spargelhoheitenbetreuerin Deborah Edelmann und Gerhard Hauk, Vorsitzender der Spargelerzeugergenossenschaft Graben-Neudorf, (v.l.n.r.) suchen Spargel.
Die Spargelhoheiten Martin und Jasmin Geißert, Bürgermeister Christian Eheim, Betreuerin Deborah Edelmann und Gerhard Hauk, Vorsitzender der Spargelerzeugergenossenschaft Graben-Neudorf, suchen nach dem weißen Gold (von links). Foto: Kristin Laske

Regen und Donner stellen den symbolischen ersten Spargelstich, mit dem Graben-Neudorf den offiziellen Startschuss für die Spargelsaison 2024 gibt, vor ungewohnte Herausforderungen.

„Wir haben heute keine Chance“, sagt Gerhard Hauk, Vorsitzender der Spargelerzeugergenossenschaft Graben-Neudorf. Gemeinsam mit Bürgermeister Christian Eheim (SPD) und den Spargelhoheiten ist er auf der Suche nach dem weißen Gold. „Nach dem ganzen Regen sehen wir garantiert keinen Spargel.“ Das Regenwasser hat die kleinen Risse auf den Dämmen auf dem Feld von Spargelerzeuger Hermann Kammerer zugespült.

Es ist reiner Zufall, wenn wir etwas finden.
Gerhard Hauk
Vorsitzender der Spargelerzeugergenossenschaft

Normalerweise zeigen die bei trockenem Sand sichtbaren Risse an, wo sich der Spargel verbirgt. Ohne diese Indikatoren gleicht das Vorhaben der Suche nach der berüchtigten Nadel im Heuhaufen. „Es ist reiner Zufall, wenn wir etwas finden“, sagt Hauk.

Doch die Spargelhoheiten Jasmin und Martin Geißert sind optimistisch. Mindestens einen Spargel wollen sie finden. Prüfend laufen sie den Damm ab. Doch alles, was sie sehen, sind weggeworfene Spargel auf dem matschigen Boden.

Der Spargel habe sich momentan zwar versteckt, die Saison sei aber gut angelaufen, sagt Hauk. Das warme Wetter Anfang April habe für gute Bedingungen gesorgt. Eine Bodenwärme von zehn bis zwölf Grad sei optimal.

Der Spargel habe daraufhin kräftig zu sprießen begonnen, so Hauk. Daher sei es sogar etwas früher als gewöhnlich mit dem Stechen losgegangen. Mit dem Beginn der Spargelernte könne in der Regel gegen Ende April gerechnet werden. Üblicherweise sei man immer vor dem traditionellen Saisonende am 24. Juni fertig gewesen, so Hauk. Nach dem Johannistag wird nicht mehr geerntet, damit sich die Pflanzen erholen können.

Aktuell sei das Spargelwachstum wieder gedämpft, weil der Boden wegen des fehlenden Sonnenscheins in den vergangenen Tagen abgekühlt ist, sagt Hauk. Bis zum Ende der Eisheiligen gebe es immer wieder kühle Nächte. Man wisse daher nie, was passiert.

Ein Wendepunkt auf der Suche nach dem Spargel: Kameramann Luis bleibt mit seinem Knie an einem Damm hängen. An der dadurch freigelegten Stelle sprießt ein Spargel aus dem Boden, darunter steckt noch eine weitere dicke Stange. Fast im selben Augenblick kommt die Sonne zwischen den Wolken hervor. Jasmin Geißert sticht den Spargel aus dem Boden.

Anbau ohne Folie ist Alleinstellungsmerkmal für Graben-Neudorf

Alleinstellungsmerkmal der Gemeinde bleibt nach wie vor der Anbau ohne Plastikfolien und Heizungssysteme. Seit 2019 ist der Graben-Neudorfer Spargel daher mit einem eigenen Gütesiegel ausgezeichnet.„Hier steckt nur die Sonne drin“, sagt Eheim. „Wir sind stolz auf unsere Landwirtschaft und unsere landwirtschaftliche Tradition.“ Von dem Produkt sei nicht nur die Gemeinde überzeugt, sondern auch die vielen Leute, die deswegen extra aus der Umgebung nach Graben-Neudorf kämen.

Jasmin Geißert hat festgestellt, dass durch das gute Angebot an Hofläden in der Gemeinde auch bei jungen Menschen ein Bewusstsein für das regionale Produkt vorhanden ist. „Die Rückbesinnung auf das Originale macht den Graben-Neudorfer Spargel aus“, sagt Eheim. Es handle sich um ein qualitativ hochwertiges Naturprodukt, kein Massenprodukt. „Insgesamt ist die Anbaufläche in Graben über die Jahre gesunken, aber die kulturelle Bedeutung ist sehr hoch.“

Laut Hauk erfordert die Anbaumethode, dass die Landwirte morgens und abends auf das Feld gehen, um die Spargel zu stechen. Beim Anbau mit Folie sei das nur einmal am Tag notwendig. Denn während sich der unbedeckte Spargel bei Sonneneinstrahlung rosa verfärbt, kann das beim sprießenden Spargel unter der Folie nicht passieren.

Im Mai ist ein Besuch beim Bundeskanzler geplant

„Es tut dem Spargel zwar keinen Abbruch, aber wenn man sie vermarkten will, ist ein rosafarbener Spargel nicht mehr Klasse eins“, erklärt Hauk. Der Graben-Neudorfer Spargel schmecke „einfach ganz besonders“.

Auch für die Spargelhoheiten steht die kulinarische Einzigartigkeit außer Frage. Sie freuen sich bereits darauf, den regionalen Spargel bewerben zu dürfen. Für sie steht demnächst der Maimarkt in Mannheim an. Am 13. Mai ist der Besuch beim Bundeskanzler vorgesehen. „Man kommt mit den Leuten ins Gespräch und kann darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen“, sagt Jasmin Geißert.

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