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Fachkräftemangel

Erlebnis-Truck in Linkenheim-Hochstetten will Interesse für MINT-Berufe wecken

Es herrscht Fachkräftemangel – auch in der Industrie. In Linkenheim-Hochstetten will das Bildungsnetzwerk Coaching4Future mit dem Discovery Industry Truck Jugendliche für MINT-Berufe begeistern. Wie kann das gelingen?

Zwei Schüler der Realschule der Christlichen Schulen Hardt probieren im Discover Industry Truck einen 3D-Scanner aus.
Zwei Schüler der Realschule der Christlichen Schulen Hardt probieren im Discover Industry Truck einen 3D-Scanner aus. Dafür muss Arne ein paar Sekunden stillhalten. Foto: Muriel Kern

Arne lehnt sich an die Wand und schließt die Augen. Sein Klassenkamerad hält einen 3D-Scanner so ruhig wie möglich vor sein Gesicht. Ein paar Sekunden später sieht Arne seinen Kopf als 3D-Grafik auf dem Bildschirm an der Wand. Er grinst. „Cool.“

Statt regulärem Unterricht steht für die Klasse sieben der Realschule der Christlichen Schule Hardt (CSH) in Linkenheim-Hochstetten am Montagmorgen eine Praxiseinheit in MINT auf dem Programm – zur Berufsorientierung.

MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. In dem Bereich gibt es zahlreiche verschiedene Berufe und Studiengänge. „Etwa 250“, schätzt Katinka Biebrich vom Bildungsnetzwerk Coaching4Future. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Marcel Michel will sie der Klasse die Industriewelt näherbringen.

Discover Industry Truck parkt drei Tage vor CSH-Realschule in Linkenheim-Hochstetten

Dafür sind sie mit einem besonders großen Fahrzeug angereist. Drei Tage lang parkt der Discover Industry Truck vor dem Eingang der Schule. 40 Tonnen wiegt der Truck. Das Fahrzeug hat zwei ausfahrbare Etagen und ist 16 Meter lang.

Discover Industry Truck parkt vor dem Eingang der Realschule der Christlichen Schulen Hardt in Linkenheim-Hochstetten.
Drei Tage parkt der Discover Industry Truck vor dem Eingang der Realschule der Christlichen Schulen Hardt in Linkenheim-Hochstetten. Foto: Muriel Kern

Seit 2015 tourt der Truck durch Baden-Württemberg. Im Inneren finden sich an den Wänden entlang Stationen zum Ausprobieren. Biebrich erklärt, dass wie bei einer Art Mini-Unternehmen alle Abteilungen dargestellt werden sollen. Los geht es mit dem 3D-Scanner. Mit diesem sollen Arne und seine Klassenkameraden eine Art erste Skizze fertigen.

Fachkräftemangel trifft IHK-Region Karlsruhe am stärksten

Im Hightech-Land Baden-Württemberg sind zahlreiche Firmen zu Hause – Robert Bosch, Daimler, SAP. Laut der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit hat das Land mit rund 34 Prozent den bundesweit höchsten Anteil an MINT-Beschäftigten.

Schon heute herrscht ein Fachkräftemangel. Der Fachkräftemonitor der Industrie- und Handelskammer (IHK) macht das deutlich. Auf Datenbasis des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg wertet die IHK Angebot und Nachfrage der vergangenen und kommenden Jahre aus.

Dabei wird auch deutlich: Die IHK Region Karlsruhe ist branchenübergreifend in Baden-Württemberg am stärksten vom Fachkräftemangel betroffen. Der Monitor prognostiziert bis 2035 hier knapp 100.000 fehlende Fachkräfte. Bei den Ingenieuren geht die Angebots- und Nachfragelinie besonders weit auseinander.

Von der Skizze geht es zum Prototypen. Hierfür gibt es im Discover Industry Truck einen 3D-Drucker. Die nächste Station ist dann die Produktion. Ein Roboterarm stellt sich den Jugendlichen vor. Alle Augen richten sich auf ihn.

Musik spielt, Lichter blinken rot und grün. Der Arm bewegt sich ruckartig hin und her – bis er an einen Widerstand stößt. Die Aufgabe für die Schülerinnen und Schüler ist es jetzt, den Arm so zu programmieren, dass er zuvor festgelegte Leuchtpunkte auf einem Koordinatenfeld ansteuert.

Durch die digitale Transformation und den demografischen Wandel steigt der Fachkräftebedarf weiter an.
Silke Haverland 
Bundesagentur für Arbeit

Zwei Faktoren werden den bestehenden Fachkräftemangel in Zukunft weiter befördern. „Durch die digitale Transformation und den demografischen Wandel steigt der Fachkräftebedarf weiter an“, sagt Pressesprecherin Silke Haverland von der Bundesagentur für Arbeit.

Heißt: Zum einen braucht es im MINT-Bereich immer mehr Fachkräfte, gleichzeitig gibt es weniger junge Menschen, die ins Berufsleben starten.

Fünf Stationen probieren die Jugendlichen an diesem Montagmorgen für je zehn Minuten aus. Dann kommen alle zu einer Abschlussrunde zusammen. Den beiden Coaches Biebrich und Michel ist es wichtig, die Brücke von den Lern-Stationen zu den Berufen zu schlagen. Dafür ordnen alle zusammen je ein Studiengang und ein Ausbildungsberuf den fünf Bereichen zu.

Die machen immer super mit.
Katinka Biebrich
Discover-Industry-Coach

Mit dem Truck will das Bildungsnetzwerk Coaching4Future das Interesse der Jugendlichen für MINT-Berufe wecken. Wie gut das funktioniert, können die beiden Coaches nicht wissen.

Die Reaktionen – vor Ort und von den Lehrkräften – seien positiv. „Die machen immer super mit“, sagt Biebrich. Ob sich die Schülerinnen und Schüler tatsächlich für eine MINT-Ausbildung entscheiden, bleibt offen.

Michel freut sich darüber, die Hürden für die technischen Geräte senken zu können. Gerade bei Tätigkeiten, die als Männerberufe gelten, werde bei Mädchen das Klischee „Ihr könnt das nicht“ so relativiert.

„Es macht richtig Spaß“, sagt eine der Siebtklässlerinnen. Welchen Weg sie für sich nach der Schule sieht, weiß sie jetzt noch nicht. Auch zwei ihrer Mitschülerinnen wissen darauf noch keine Antwort. Für die drei steht bald ein Berufspraktikum an. Eine von ihnen überlegt zur Polizei zu gehen.

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