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Neuer Laden in Weingarten 

Lage der Tafeln im nördlichen Landkreis Karlsruhe hat sich stabilisiert

Der Ukraine-Krieg hat die Tafelläden in Stutensee und Linkenheim-Hochstetten unter Druck gesetzt. Noch immer ist der Bedarf groß. Aber insgesamt sieht es entspannter aus. Woran liegt das?

Gewachsener Bedarf: Immer wieder kümmert sich Pressesprecher Werner Kimmig um Spendenaufrufe gerade für haltbare Lebensmittel für die Tafel im Hochstetter Gewerbering. 
Gewachsener Bedarf: Immer wieder kümmert sich Pressesprecher Werner Kimmig um Spendenaufrufe gerade für haltbare Lebensmittel für die Tafel im Hochstetter Gewerbering. Foto: Alexander Werner

Kaum war die Corona-Pandemie abgeflaut, setzten Tafeln im Landkreis Karlsruhe der Ausbruch des Ukraine-Kriegs mit wachsendem Flüchtlingsstrom sowie die Energiekrise stark unter Druck. Mittlerweile hat sich die Lage gerade im ländlichen Raum aber eingespielt, wie von Betreibern der Gegend zu erfahren ist.

Der Caritasverband Bruchsal trägt geschäftsführend Tafeln in Bruchsal und Umgebung im Gemeinschaftsprojekt mit der Diakonie und dem Deutschen Roten Kreuz. „Während es in Bruchsal Schwankungen gibt, hat sich die Situation in kleineren Gemeinden stabilisiert“, resümiert Tafelleiter Oliver Frowerk im Blick auf Zahlen von ukrainischen Flüchtlingen und ihre in der Regel lange Aufenthaltsdauer.

Doppelt so viele Ausweise in Stutensee wie noch vor anderthalb Jahren

„Da wir bei der Ausweisvergabe jeweils lokal ausgerichtet sind, gibt es bei uns auch keine Aufnahmestopps wie etwa in Karlsruhe“, hebt Frowerk hervor. Die Zuwächse bei der Stutenseer Tafel in Blankenloch beziffert er auf 50 Prozent in den vergangenen eineinhalb Jahren. Konkret sind das gegenüber zuvor 25 bis 30 nunmehr 50 Ausweise. Das entspreche auch der Entwicklung bei der Tafel in Graben-Neudorf.

Neu dazugekommen ist Weingarten mit erster Lebensmittelausgabe im Laden in der Bahnhofstraße am 5. Juli. „Es lief gut an, wobei wir dort noch im Aufbau sind“, erklärt Frowerk. Bei aktuell 40 Ausweisen liege der Anteil von Ukrainern bei rund der Hälfte. Geöffnet ist nach einstündiger Spendenannahme jeweils mittwochs von 15 Uhr bis 16 Uhr. In den drei Läden werden auch Kleidung und Schuhe angenommen.

Grundsätzlich gibt Frowerk zu bedenken, dass nach Erkenntnissen von Tafel Deutschland bundesweit lediglich 30 Prozent aller Berechtigten zu Tafeln kommen. „Viele tun sich wer, trauen sich nicht oder kommen nicht sofort, was allgemein gilt“, bilanziert Frowerk. Im Prinzip gehe man niederschwellig nach dem Supermarktsprinzip vor.

Unsere Aufgabe ist nicht, Menschen zu versorgen, sondern zu unterstützen.
Oliver Frowerk
Tafelleiter

Jeder können sich nehmen, was er brauche. Wenn er vom Bemühen spricht, für das Angebot zu werben und Hemmungen zu nehmen, stellte sich die Frage, was ein größerer Zustrom bedeuten würde. „Unsere Aufgabe ist nicht, Menschen zu versorgen, sondern zu unterstützen. Wenn bei mehr Kunden weniger für den einzelnen bleibt, verteilen wir dennoch so, dass es für alle reicht“, stellt er fest.

Beim neuerlichen Anlauf für eine Weingartner Tafel hebt Frowerk die Initiative der katholischen Kirche und den Einsatz von Bürgermeister Eric Bänziger (parteilos) hervor. Die Gemeinde stelle den Raum und trage die Nebenkosten. Auch die Unterstützung aus der Bevölkerung sei sehr groß. Mit Spenden aus der Bevölkerung und ebenso von Firmen sehe es gut aus – auch bei Frischgemüse, wo sich das große Einzugsgebiet positiv auswirke.

Hoher Anteil ukrainischer Flüchtlinge in Eggenstein-Leopoldshafen und Dettenheim

Die Tafel in Trägerschaft der Diakonie Ettlingen in Linkenheim-Hochstetten mit ihrem 50-köpfigen Helferteam versorgt auch Kunden aus Eggenstein-Leopoldshafen und Dettenheim. Auch dort stellten sich die Ehrenamtlichen Mitte 2022 großen Herausforderungen. Bei hohem Anteil ukrainischer Flüchtlinge sei die Zahl von rund 60 Kunden seither weitgehend konstant geblieben, berichtet Pressesprecher Werner Kimmig.

Um dem gewachsenen Zuspruch gerecht zu werden und einem möglichen Aufnahmestopp vorzubeugen, hatte man den Modus geändert. Seither können Kunden nicht mehr an zwei Tagen pro Woche einkaufen, sondern entweder montags oder donnerstags. Je nach Versorgungslage und rareren Produkten wird bei der Mengenabgabe geschaut, wie viele Personen hinter einem Ausweis stehen.

„Finanziell kommen wir recht gut über die Runden. Wir haben sehr hilfsbereite Spender, was sicher auch am ländlichen Raum liegt. Die Tafel genießt in der Gegend eine große Akzeptanz bei Bevölkerung“, betont Kimmig.

Auch Karin Schnebel, die sich im Schichtteam um angelieferte Waren kümmert und Firmenkontakte pflegt, zeigt sich unterm Strich zufrieden. „Im Großen und Ganzen läuft es gut. Wir können eigentlich nicht klagen“, sagte sie. „Wir brauchen grundsätzlich Spenden von haltbaren Lebensmitteln“, streicht Kimmig heraus.

Zuwendungen von Märkten, die in Krisenzeiten ihre Strukturen angepasst haben, sind wie andernorts weniger geworden. Dank zollt er Edeka und Rewe, die regelmäßig Aktionen zugunsten der Tafel veranstalten. Geldspenden würden nur bei Zweckbindung für Einkäufe verwendet und ansonsten zur Deckung von Unkosten, erklärt er und weist zudem auf die Unterstützung der Kommune hin.

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