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Helfer aus der Ukraine

Zwei neue Führungskräfte im Brettener Tafelladen wollen für vollere Regale sorgen

Eine Fleischerei-Fachverkäuferin und ein promovierter Agrarwissenschaftler sind neu an der Spitze des Brettener Tafelladens. Wie sie den Laden voranbringen wollen.

Cornelia Kaiser und Jörg Amend wollen in der Brettener Tafel etwas bewegen. Ihre Ziele sind vollere Regale und mehr Ehrenamtliche.
Cornelia Kaiser und Jörg Amend wollen in der Brettener Tafel etwas bewegen. Ihre Ziele sind vollere Regale und mehr Ehrenamtliche. Foto: Catrin Dederichs

Doppelter Wechsel an der Spitze des Brettener Tafelladens: Seit dem 1. April ist Cornelia Kaiser die neue Leiterin. Sie folgt auf Eva Bajus, die 14 Jahre für die Tafel verantwortlich war und den Laden auf eigenen Wunsch verlassen hat. Kaisers Stellvertreter ist der 62-jährige Jörg Amend. Er übernimmt die Aufgaben von Petra Brugger, die in die Verwaltung gewechselt ist.

In einem Pressegespräch erzählen Kaiser und Amend, wer sie sind, woher sie kommen und wohin die Reise gehen soll. Außerdem sprechen sie über ihre ersten Arbeitswochen beim Diakonischen Werk in Bretten.

Kaiser und Amend bringen Erfahrung mit

Cornelia Kaiser ist gelernte Fleischerei-Fachverkäuferin. Mit ihrem Mann und einer Tochter lebt die 50-Jährige in Walzbachtal. Kaiser hat mehrere Jahre Erfahrung als Leiterin und stellvertretende Leiterin einer Metzgerei in einem Lebensmittelladen. Die Unterschiede zu ihrer jetzigen Arbeit sind trotzdem riesig. „Hier ist enorm viel auf mich eingeprasselt, das hier ist etwas ganz, ganz anderes“, sagt sie.

Bei uns freuen sich die Menschen über einen Joghurt oder eine zerdrückte Avocado.
Cornelia Kaiser, Leiterin des Brettener Tafelladens

Anders sei vor allem die Kundschaft. Kaiser ist es demnach gewohnt, dass Kunden nur das Beste vom Besten zum günstigen Preis haben wollen. „Aber bei uns freuen sich die Menschen über einen Joghurt oder eine zerdrückte Avocado“, sagt sie. Und genau das gefällt ihr. Zudem seien ihr die Kälte und Nässe in der Metzgerei auf die Gelenke gegangen. „Deshalb war es definitiv eine gute Entscheidung.“

Im Tafelladen sei jeder Tag anders, sagt Kaiser. Jeder Tag sei eine Herausforderung. Mal fehlt plötzlich ein Fahrer, dann ist kein Helfer da. Doch gemeinsam hätten sie bisher immer alles irgendwie geregelt.

Jörg Amend kennt die Erzeugerseite. Nach einem Studium der Landwirtschaft und Promotion arbeitete er zusammen mit seiner Frau mehr als 20 Jahre im Entwicklungsdienst. Seit knapp zehn Jahren ist er wieder in Deutschland. Daheim treibt er den Umbau ihres Hauses voran und kümmert sich um den Haushalt und den gemeinsamen Sohn. Nach eigenen Worten ist es für ihn spannend, jetzt den Verkauf kennenzulernen.

Ich habe eine Fachfrau mit Einzelhandelsblick neben mir, die managt das.
Jörg Amend, stellvertretender Leiter des Brettener Tafelladens

Die Zusammenarbeit bezeichnen Kaiser und Amend beide als sehr gut. „Ich habe eine Fachfrau mit Einzelhandelsblick neben mir, die managt das“, sagt Jörg Amend. Und Kaiser spricht von einem „tollen Zusammenspiel“.

Beide Führungskräfte verfolgen zwei große Ziele: vollere Regale und mehr ehrenamtliche Helfer. Um die zu finden, stehen sie mit einem Stand auf dem Wochenmarkt und sprechen die Besucher an. Der bisherige Erfolg ist allerdings übersichtlich, wie Kaiser sagt. „Aber nächsten Samstag gehen wir wieder und hoffen dann auf bessere Resonanz.“

2022 macht der Tafelladen in Bretten rund 25.000 Euro Minus

Auch auf die Discounter wollen sie noch zugehen, sagt Amend. Er will sie davon überzeugen, mehr zu spenden und somit auf Gewinnmaximierung zu verzichten. „Ich bin mir sicher, da geht noch was.“ Obst und Gemüse sind nach seinen Worten immer genügend da, aber es fehlt beispielsweise an Öl, Mehl und Milch. „Wenn wir an einem Tag fünf Päckchen Milch rausstellen können, ist das ein guter Tag.“

Etwa 30 Ehrenamtliche bringen sich regelmäßig in der Tafel ein, zehn von ihnen kommen aus der Ukraine. Die Helfer holen Spenden in Lebensmittelläden ab, zeichnen die Ware aus oder räumen Regale ein. Oder sie nehmen Waren von Privatleuten entgegen.

Die Brettener Tafel versorgt etwas mehr als 800 Menschen mit Lebensmitteln, informiert Diakonie-Leiter Achim Lechner. „Und jede Woche kommen 15 bis 20 weitere dazu.“ Die Kunden zahlen etwa 30 Prozent des regulären Preises. Laut Lechner hat der Tafelladen im vergangenen Jahr ein Minus von etwa 25.000 Euro gemacht. „Auf Dauer ist das so natürlich nicht zu halten“, sagt er. „Denn Eigenmittel gehen nur so lange gut, wie Geld da ist.“

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