Skip to main content

Artenreicher Lebensraum

Linkenheim-Hochstetten schreibt sein Waldleitbild fort

Die Rheinwälder dienen auch der Erholung und dem Naturschutz. Die Meinungen darüber, wie viel dort bewirtschaftet werden soll, gehen auseinander.

Für den Bereich der Hochstetter Insel Rott sieht die Gemeinde Linkenheim-Hochstetten bei laufendem Antrag eine Wandlung des Gebiets in eine Waldstilllegungsfläche vor. 
Für den Bereich der Insel Rott sieht die Gemeinde Linkenheim-Hochstetten eine Umwandlung des Gebiets in eine Waldstilllegungsfläche vor. Foto: Alexander Werner

Wie geht man im nördlichen Landkreis Karlsruhe holzwirtschaftlich mit dem Dammvorland des Rheins um? In den Rheinanliegergemeinden Eggenstein-Leopoldshafen, Linkenheim-Hochstetten und Dettenheim gibt es dabei keine großen Unterschiede.

„In Dettenheim hat der Wald im Rheinvorland insbesondere eine Bedeutung für die Naherholung sowie den Natur- und Artenschutz“, teilt der zuständige Rechnungsamtsleiter Stefan Schwager mit. Der Anteil des Staatswalds liege dort allerdings weitaus höher als der des Gemeindewalds.

Forstbezirksleiter Lothar Himmel weist darauf hin, dass es in Dettenheim vergleichsweise wenig Wald im Rheinvorland gebe. Grundsätzlich erklärt er, dass forstliche Arbeiten auf der Forsteinrichtungsplanung und auf den vom Gemeinderat beschlossenen Jahresplanungen basieren. „Das gilt gleichermaßen für Holzeinschlag und Pflanzungen“, sagt er. „Allerdings sind in den vergangenen Jahren im Rheinvorland keine Hiebsmaßnahmen erfolgt, in deren Folge Pflanzungen erforderlich waren.“

Haltung im Gemeinderat Linkenheim-Hochstetten ist zwiespältig

Im Gegensatz zu Dettenheim besitzt Linkenheim-Hochstetten bereits ein im Gemeinderat beschlossenes Waldleitbild. Auf großes Interesse stieß dort in der Septembersitzung ein Vortrag zur Auenlandschaft von Christian Damm vom Aueninstitut am Karlsruher Institut für Technologie.

Er sprach sich vor großer Zuhörerschaft für eine standortgerechte Waldentwicklung am Oberrhein mit möglichst wenig Eingriffen aus. Es handle sich um den europaweit artenreichsten Wald. Was das mittlerweile allgemein diskutierte Thema einer völligen Stilllegung der Rheinwälder angeht, gibt es konträre Ansichten.

Das Waldleitbild von Linkenheim-Hochstetten befindet sich in der Fortschreibung. „Es versteht sich als Rahmenkonzept für den Zehnjahres-Bewirtschaftungsplan und die jährlichen Wirtschaftspläne des Forsts“, sagt Bürgermeister Michael Möslang (CDU). „Die Gemeinde hat darin als Eigentümerin grundlegende und langfristige Ziele für die Waldentwicklung formuliert und je nach Gebiet unterschiedliche Schwerpunkte bei der Bewirtschaftung festgelegt, mit den Schwerpunkten Landschaftsbildpflege, Erholung und Wirtschaft.“

Wie bei den Experten seien auch im Gemeinderat Linkenheim-Hochstetten die Meinungen zur weiteren Bewirtschaftung des Dammvorlands unterschiedlich. „Der größte Teil des Gemeinderats möchte es auch künftig bewirtschaftet wissen“, so Möslang.

„Allerdings nicht mehr unbedingt als Wirtschaftswald. Verkehrssicherung, Landschaftsbild und die Erholungsfunktion stehen parteiübergreifend im Fokus.“ Die Frage sei dabei, wie vorgegangen werde. Der Bereich der Altrheininsel sei etwa bereits seit einigen Jahren aus der Bewirtschaftung genommen. „Derzeit läuft die Beantragung zur Umwandlung des Gebiets in eine Waldstilllegungsfläche zur Gewinnung von Ökopunkten“, so Möslang.

Zur Bedeutung des Rheinvorlands führt er aus, dass es für viele Menschen Ausflugsziel und Naherholungsgebiet sei. „Die Auen sind ein vielfältiger und artenreicher Lebensraum“, so Möslang. „Zugleich ist der Rhein Bundesschifffahrtsstraße und als solcher besonders geschützt. Das hat massive Auswirkungen auf die Gestaltungsmöglichkeiten der Kommune direkt am Rhein.“

Schließlich habe man im Kontext „Wald im Dammvorland“ in den vergangenen Jahren durch Pappeleinschlag das jährliche forstliche Defizit reduziert. „Im Nachgang zum letzten Einschlag auf der Insel Rott hat der Gemeinderat gegen die Fördervorgaben des Landes einen sehr vielfältigen Wald mit über 20 Baumarten nachpflanzen lassen“, berichtet er.

Durchforstungen geben Einzelbäumen mehr Platz

Janina Keller-Raviol von der Pressestelle des Landratsamts erklärt, dass forstliche Arbeiten das Ziel haben, Wälder zu stabilisieren und für die Zukunft fitter zu machen. Aspekte des Naturschutzes würden berücksichtigt.

„Das Forstamt begleitet die Waldbesitzer bei den Prozessen. Empfehlungen etwa für eine Stilllegung sind jedoch nicht grundsätzlicher Natur“, sagt sie. „Sie erfolgen je nach Einzelbestand im Kontext des Artenschutzes.“ Ziel sei eine Multifunktionalität auch im Rheinvorland.

„Die Waldpflege sowie notwendige Pflanzmaßnahmen sind wesentliche Elemente forstlicher Tätigkeit und tragen dazu bei, die Baumartenvielfalt etwa mit Blick auf den Klimawandel, zu erhöhen“, so Keller-Raviol. Nicht nur im Rheinvorland würden Biotopbäume, Habitatbaumgruppen oder Waldrefugien aus Artenschutzgründen sich selbst überlassen und die Struktur und Biodiversität bereichern.

Durchforstungen sollten Einzelbäumen gezielt mehr Platz geben und Mischbaumarten fördern „So können Baumarten gefördert werden, von denen man annimmt, dass sie mit geänderten Klimabedingungen besser zurechtkommen“, erklärt Keller-Raviol. Diese Entwicklung durch natürliche Auslese abzuwarten, würde Hunderte von Jahren dauern.

„Es ist daher aus Sicht des Forstamts nicht zielführend, großflächig Wälder stillzulegen und sich selbst zu überlassen, um eine solche Entwicklung abzuwarten.“ In dieser Zeit wäre ein Betreten des Walds durch die zunehmenden Absterbeprozesse nicht sicher, erklärt sie. Mt der Folge, dass großräumig abgesperrt werden müsste.

nach oben Zurück zum Seitenanfang